Was sich Pressestellen von Journalisten wünschen

Medienarbeit

Besser vorbereiten

„Mich ärgert es, wenn Journalist*innen sagen, dass Pressesprecher*innen nie erreichbar sind. Auch wenn ich selbst noch kein negatives Feedback erhalten habe, fühle ich mich dennoch angesprochen. Bei Anfragen sollten sich Medienvertreter*innen Zeit nehmen, ihr Thema sondieren, sich Fragen notieren und diese dann einfach kurz per Telefon vorab besprechen. Danach am besten noch einmal direkt per E-Mail schicken. Ja, ich weiß, es nervt, aber so können Fehler – auf beiden Seiten – vermieden werden. Manchmal würde ich mir auch etwas mehr Vorbereitung auf Seiten der Medien wünschen. Somit könnte man direkt im Gespräch auf die relevanten Inhalte eingehen, ohne noch einmal mit Grundsätzlichem beginnen zu müssen. Das Wichtigste ist aber, fair und auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren. Dann klappt es auch zwischen den jeweiligen Medienverantwortlichen auf beiden Seiten.“

– Susan Saß leitet die Unternehmenskommunikation bei Familie Redlich.

“Unter drei“ beachten

„Für mich sind drei Faktoren wichtig: Verständnis für Detailtiefe, Fairness bei Auskünften ‚Unter drei‘ und ausreichend Zeit für eine Antwort. Viele Aspekte – insbesondere bei uns im Gesundheitswesen – sind komplex. Da freue ich mich, wenn Journalisten versuchen, die Sachverhalte vollständig zu erfassen, und in allen Facetten korrekt berichten. Manchmal ist es nötig, Hintergrundfakten mitzuteilen, die aber nicht zur Veröffentlichung bestimmt sind. Ich hatte mal einen Fall, bei dem ‚Unter drei‘-Inhalte dann doch mit Namensnennung in der Zeitung gelandet sind. Dafür hält sich mein Verständnis in Grenzen. Und ansonsten der Klassiker: freitags um 14 Uhr Fragen schicken und bis 16 Uhr eine Antwort haben wollen. Das geht für mich nicht. Ausreichend Zeit für eine qualifizierte Reaktion sollte eine Selbstverständlichkeit sein.“

– Jens A. Krömer ist Sprecher der Apotheker­kammer Nordrhein.

Weniger ­Voreingenommenheit

„Kleiner werdende Redaktionen, knap­pe Budgets, Zeit- und Leistungsdruck, zunehmende Themenkomplexität: Ich verstehe die Herausforderungen, vor denen Journalist*innen heute stehen. Daher habe ich auch kein Problem mit knappen Fristen oder kurzfristigen telefonischen Anfragen. Was ich mir jedoch wünschen würde: mehr Offenheit in der Recherche und weniger Voreingenommenheit bei einer Story. Ich habe teilweise den Eindruck, dass Artikel im Kopf entworfen und Belege gesucht werden, bis die Geschichte stimmt. Tendenzjournalismus wirkt verzerrend und ist für alle Seiten – letztlich auch die Leser – nicht gut. Wenn neue oder andere Aspekte einbezogen werden, wird die Geschichte nicht schlechter, sondern anders als erwartet.“

– Pia Hesselschwerdt ist Leiterin Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin bei der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Volkswohnung.

Realistische Fristen

„Wir müssen reden! Vor zwei Monaten las ich an dieser Stelle, dass Journalistinnen und Journalisten die Wiederentdeckung eines bewährten Arbeitsgeräts wünschen – des Telefons. Deal! Denn so nervtötend für sie ‚Können Sie mir Ihre Frage als E-Mail schicken?‘ ist, so unerquicklich sind aus Sicht der Pressestelle ellenlange Fragelisten, die unangekündigt, vorzugsweise am Freitagnachmittag, per E-Mail eintrudeln. Gerne – wenn überhaupt – mit Antwortfrist bis Dienstagmorgen. Nicht selten basiert ein Gutteil der Fragen auf fehlendem Hintergrund, der Rechtslage von vorgestern oder schlichten Missverständnissen. Im Gespräch ist das oft schnell geklärt und erläutert, direkte Nachfragen eingeschlossen; per E-Mail wird es umständlich oder klingt abblockend.“

– Martin May ist Geschäftsführer und Leiter Kommunikation beim Industrie­verband Agrar.

Gegenseitiges Verständnis

„Die Zusammenarbeit zwischen Journalisten und Kommunikationsabteilungen läuft am besten, wenn beide Seiten Verständnis füreinander aufbringen. Als ehemaliger Journalist kenne ich den Zeitdruck und die Abläufe, die in Redaktionen herrschen. Manchmal ist ein Thema aktuell, und es muss sehr schnell gehen. Dann ist aber unternehmensseitig die Analyse vielleicht noch nicht abgeschlossen und eine Antwort nicht in dem gewünschten Zeitrahmen möglich. Das muss die Kommunikationsabteilung dann auch so begründen können. Als Maschinenbauer sind wir aber eigentlich immer gut ansprechbar auf Themen wie Digitalisierung und Automatisierung. Außerdem kennen wir uns mit Elektro­mobilität sehr gut aus.“

– Oliver Claas arbeitet als Pressesprecher bei Heidelberger Druckmaschinen.

Hinweis: Was Journalisten an Pressestellen stört. Teil I und II

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Nachhaltigkeit. Das Heft können Sie hier bestellen.

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