Informieren statt Missionieren

KOM fragt

KOM fragt: Welche Fähigkeiten sollte man für eine Tätigkeit in Public Affairs unbedingt mitbringen?


Auch wenn es banal klingen mag: im Auftreten menschlich bleiben, in der Sache aber kühl wie eine Hundenase – dann schafft man Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Meine Leitlinie: informieren statt missionieren. Die Politik muss Zusammenhänge, Probleme und Lösungen kennen, auf deren Grundlage sie Entscheidungen fällen kann. Ersteres ist Aufgabe der Public Affairs, Letzteres nicht.

Vielen Public-Affairs-Akteuren fällt es schwer, die Dinge trocken einzuordnen, ohne Abgeordnete überreden zu wollen. Bei der Themenvermittlung sitzen gute Public-Affairs-Spezialisten daher am besten zwischen Firmeninteressen und Politikentscheidungen. So bleiben sie vertrauenswürdig. Für beide Seiten sind sie gute Berater: Oft geht es darum, politische Entscheidungen ins Unternehmen zu übersetzen. Andererseits müssen sie die Realitäten gut an die Politik kommunizieren.

Dabei sind Einfachheit und Klarheit ein Muss, nicht bunte Bildchen und teure Einladungen. Von pompösen Buffets, schnieken Restauranteinladungen, Hochglanz und Hinterzimmern lässt sich niemand überzeugen. Um Entscheidungsträger zu erreichen, muss man sich im Krach der Meinungstrommler mit Takt, nicht mit Lautstärke durchsetzen. Mein Rat: Lernt den Gesetzgebungsgang, Zuständigkeiten und das Lobbyregister kennen. In meiner Zeit als Abgeordneter im Deutschen Bundestag hatte ich Gesprächspartner, deren Anliegen noch nicht einmal in die Kompetenz des Bundestages fiel.

Mit Expertise und klaren Antworten überzeugen

Fachwissen ist eines der wichtigsten Assets. Zu einer Anhörung in Brüssel habe ich auch schon mal unseren Werkstudenten geschickt, einfach weil er sich fachlich am besten auskannte und hervorragend kommunizierte. Das war überzeugend. Abgeordnete verzichten heutzutage viel lieber auf das Gespräch mit „dem“ Geschäftsführer, wenn sie stattdessen klare Antworten und konkrete Ausführungen erhalten.

Die üblichen Begriffe wie Beharrlichkeit, Fleiß und Sitzfleisch sind ohnehin Grundvoraussetzungen. Wer noch dazu Verständnis für politische Wege hat, weiß, dass es nicht auf die beliebten Meetings und Abstimmungsrunden ankommt. Oft ist der richtige Zeitpunkt viel entscheidender als das Abarbeiten lang ausgeklügelter Kampagnen- und Zeitpläne. Und: Künftig werden Lobbyregeln weiter verschärft. Besser also, man ist frühzeitig professionell aufgestellt.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Politik. Das Heft können Sie hier bestellen.

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