„Schwerer Sündenfall“, „organisierter Selbstmord“, „Ausverkauf von Glaubwürdigkeit und Kompetenz“ – harsch ist die Kritik an Medien, die sogenannte Native Ads zulassen. An bezahlter Werbung in redaktionellem Gewand – wenn auch vermeintlich deutlich gekennzeichnet – spalten sich die Geister. Als Journalist, der die Kommunikation einer Nichtregierungsorganisation (NRO) verantwortet, schlagen in dieser Debatte mehrere Herzen in meiner Brust.
Im Grunde ist diese Art der Werbung eine Bankrotterklärung der Kreativität: Wer nichts zu sagen, kauft sich eben den redaktionellen Anzeigenplatz. Leider scheint diese Art der PR zu funktionieren. Es bringt allerdings nichts, dies zu bejammern. Vielmehr müssen auch NROs aktuelle Entwicklungen im Medienmarkt erkennen und gezielt nutzen.
Eine NRO muss auf den Wandel reagieren
Der WWF ist wie viele andere Organisationen auf Spenden und Unterstützer angewiesen. Glaubwürdigkeit ist das höchste Gut einer auf Spendeneinnahmen basierenden Organisation. Über 455.000 Förderer unterstützen den WWF, unsere Online-Community umfasst insgesamt in den verschiedenen sozialen Kanälen knapp 400.000 Menschen. Sie vertrauen zurecht unserer Arbeit zum Schutz von Natur und Umwelt. Wir bedienen uns unterschiedlicher Kanäle, um mit potentiellen Förderern in Kontakt zu treten und ihnen Informationen über unsere Arbeit zu geben.
Der Wurm soll dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Deshalb nutzen und testen wir selbstverständlich die vielfältigen Möglichkeiten, um für unser Anliegen im Netz zu werben. Darunter fällt auch der Einsatz von Native Ads in einem überschaubaren Bereich. Der Online-Werbe- und Kommunikationsmarkt wandelt sich derzeit dramatisch. Eine NRO muss auf diesen Wandel reagieren und darf sich neuen Trends nicht verschließen. Am Ende zählt, was für den Schutz von Natur und Umwelt übrig bleibt.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Aus- und Weiterbildung. Das Heft können Sie hier bestellen.