Platz 1: Die CDU/CSU im Europaparlament
Ein Pyrrhussieg eben.
Womit wir beim PR-Verlierer des März 2019 wären. Ja, die CDU/CSU-Fraktion hat sich im Europaparlament mit ihrer Linie zur EU-Urheberrechtsreform inklusive Uploadfilter und Leistungsschutzrecht durchgesetzt – doch der Preis war hoch. Was insbesondere die Abgeordneten Axel Voss, Daniel Caspary und Elmar Brok im Zuge des bitteren Streits um die Reform an Uninformiertheiten, Halbwahrheiten, Unterstellungen und Verschwörungsgeraune gegenüber den (meist jüngeren, oft informierteren) Gegnern des Vorhabens äußerten, hat für die Zukunft beachtliches politisches Zerstörungspotenzial: „Noch so ein Sieg, und wir haben die nächste Generation verloren!“
Platz 2: Der DFB
Der ebenso überforderte wie unglückliche DFB-Präsident fand den Nationalmannschaftsrauswurf der drei Weltmeister erst gut, dann doch eher schlecht, dann doch wieder gut. Kurz darauf stürmte er („Komm Herr Bauer, wir lassen es!“) vor laufenden Kameras aus einem Interview, es kamen Unregelmäßigkeiten bei seinen Nebeneinkünften ans Licht, und dann tauchte auch noch eine sündhaft teure Uhr auf, die sich Grindel von einem ukrainischen Oligarchen hatte schenken lassen. Harald Stenger, ehemaliger Pressesprecher des DFB, bezeichnete Grindel als „schlechtesten DFB-Präsidenten seit 50 Jahren“, verglich ihn gar mit Donald Trump. Anfang April: Abpfiff Grindel.
Platz 3: N26
Soviel ging einem Kunden auf wundersame Weise von seinem N26-Konto verloren, und die folgende Odyssee bei dem Versuch, das Geld zurückzuerhalten, wuchs sich zum veritablen PR-Desaster für die Digitalbank N26 aus. Der Höhepunkt: Die rat- und hilflose Telefonhotline, die dem Geschädigten riet, doch über den (ebenso rat- und hilflosen) Live-Chat auf der Webseite des Fintechs zu versuchen, an sein verschwundenes Geld zu gelangen.
Platz 4: Engel & Völkers
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Ich wusste bisher nicht, wieviel Humor der Vorstand von „Engel & Völkers“ hat. #Weltfrauentag cc @WieVieleFrauen pic.twitter.com/shDQW09D10
— Martin Fuchs (@wahl_beobachter) 4. März 2019
Platz 5: Boeing
Vor allem in englischsprachigen Medien gilt der Flugzeugbauer als einer der ganz großen Image-Verlierer der letzten Wochen. Wie der Konzern auf die beiden Abstürze seiner Boeing 737 Max 8 in Indonesien und Äthiopien reagierte – erst gar nicht, denn zögerlich, diffus, defensiv, verwirrend, häppchenweise, sich widersprechend – hat das Potenzial, die Marke nachhaltig zu beschädigen, auch im ewigen Konkurrenzkampf mit dem europäischen Rivalen Airbus.
Zumal es in diesem Fall eben nicht nur um eine missglückte Werbekampagne nebst Social-Media-Aufregung geht, um ein fehlerhaftes Haushaltsprodukt oder verlorenes Geld, sondern um Menschenleben. 346 Menschenleben. Boeings kommunikatives Agieren in diesem Fall dürfte in zukünftigen Fallstudien als Paradebeispiel für missglückte Krisenkommunikation herhalten. Mit Recht.
Auf der Shortlist
- Chemnitz, die Stadt, deren Image immer weiter in den Keller rauscht
- Armin Peter, der neue Sprecher von Friedrich Merz, für seinen Rekordversuch „Von null auf Shitstorm in drei Tweets“
- Die Nasa, die zwei Astronautinnen auf einen rein weiblichen Weltraumspaziergang schicken wollte, dann aber die nötige Weltraumanzugsgröße nicht auf Lager hatte
- Influencer, deren Werbeschicksal nach dem Urteil gegen Pamel Reif wieder ungewisser geworden ist
Rückblick
- Die PR-Verlierer im März 2019:
Die CDU/CSU im Europaparlament, DFB, N26, Engel & Völkers, Boeing - Die PR-Gewinner im März 2019:
Jacinda Ardern, Julia Reda, „Made in Germany – Made by Vielfalt“, GNTM, Christoph Sieder - Die PR-Verlierer im Februar 2019:
Die Europäische Union, die ARD, Lidl, Nike und die AfD - Die PR-Gewinner im Februar 2019:
Die Feuerwehren, Antje Neubauer, Römisch-Germanisches Museum Köln, Angela Merkel, Greta Thunberg - Die PR-Verlierer im Januar 2019:
Facebook, Lego, Volkswagen, Robert Habeck, Haribo - Die PR-Gewinner im Januar 2019:
Influencer, Joe Kaeser, Meghan Markle, Der Newsletter, Die Frauen in den VAE