Wie Anekdoten die Employer Brand stärken

Kolumne „Employer Storys“

In vielen Unternehmen ist es eine festverankerte Tradition, dass zu bestimmten Anlässen im Jahr alle digital oder vor Ort zusammenkommen. Das kann eine Neujahrsansprache, ein Sommerfest oder auch eine Weihnachtsfeier sein. Doch wie schaffen es Führungskräfte, ihre Mitarbeitenden in den Bann zu ziehen und ihre Aufmerksamkeit zu halten?

Authentizität ist das Zauberwort. Voraussetzung hierfür ist natürlich erstmal, dass die Führungskraft die Menschen überhaupt richtig kennt.  Hierfür kommt Storylistening ins Spiel, das Ying zum Yang des Storytellings. Wenn Managerinnen und Manager gelernt haben gut zuzuhören, können sie darauf aufbauend mitreißende Geschichten erzählen und Storylistening erfolgreich einsetzen.

Bei Mashup Communications haben wir beispielsweise eine gute Methode gefunden, um gleich zu Beginn etwas über neue Mitarbeitende zu erfahren. In einem Kreativmeeting mit dem ganzen Team geben wir der oder dem Neuen die Bühne, eine Erfolgsgeschichte zu erzählen. Manche berichten dann von besonders erfüllenden beruflichen Episoden, während andere private Erlebnisse mit dem Team teilen. Ich freue mich jedes Mal darauf, weil man oft Anekdoten erfährt, die einen überraschen und das Gegenüber gleich in einem anderen Licht sehen lassen. So habe ich zum Beispiel von ungekannten Gesangskünsten eines Teammitglieds erfahren – inklusive Vorführung.

Ein weiterer guter Aufhänger, um mehr über die Kollegen und Kolleginnen zu erfahren und weitere Gespräche zu initiieren, sind meiner Meinung nach Persönlichkeitstests, wie die 16 Personalities nach Myers-Briggs oder der Motivation Code. Ich weiß, manche Menschen sind keine Fans von solchen Tests, da sie befürchten, dass dadurch ein Schubladendenken gefördert wird. Zudem sind die Tests aus wissenschaftlicher Sicht nur begrenzt aussagekräftig. Ich finde allerdings, dass die Tests, sofern sie nicht zu ernst genommen werden, eine gute Grundlage für das Storylistening sind. Bei uns sind, wie für die Kommunikationsbranche nicht unüblich, viele ENFJ-Typen dabei; ein Persönlichkeitstyp, dem man nachsagt, charismatisch zu sein und seine Zuhörerschaft fesseln zu können.

Sehr gerne baue ich dieses darstellerische Naturell vieler unserer Mitarbeitenden auch in Content für die Webseite und Social Media ein. Durch gezieltes Storylistening konnte ich zum Beispiel interessante Geschichten über die Workation-Reisen eines Teamleads zu ihrer Familie nach Peru oder den Poweralltag eines Trainees mit Baby erfahren und veröffentlichen. Genau solche individuellen und persönlichen Storys machen uns aus. Das gemeinsame Erzählen stärkt unseren internen Teamzusammenhalt und auch das Employer Branding nach außen

Zwei Seiten einer Medaille

Geschichten sind tief in uns Menschen verankert. Egal ob als Märchen oder Höhlenmalerei in früheren Zeiten oder als Buch, Podcast oder Film heutzutage. Doch eine spannende Geschichte muss gefunden werden, bevor sie erzählt werden kann. Um die Abenteuer der Angestellten so richtig zu ergründen, ist Storylistening eine hervorragende Methode. Gemeinsam mit Storytelling trägt sie dazu bei, den Zusammenhalt innerhalb einer Firma zu stärken und gemeinsam zu wachsen.

Storylistening bedeutet, den Mitarbeitenden intensiv zuzuhören und ihre Geschichten herauszukitzeln. Welche Anekdoten haben sie beruflich oder ihrem Privatleben erlebt? Welche Erzählungen und Situationen verbinden sie mit dem Unternehmen? Gemeinsam mit den Geschichten anderer Beschäftigten entsteht so ein Teppich aus verschiedenen Emotionen und Eindrücken, die zusammen die DNA der Firma ergeben. Dabei zahlt die Methode nur auf eine authentische Arbeitgebermarke ein, wenn wahre Geschichten der Mitarbeitenden gefunden und erzählt werden anstatt künstlich konstruierte und aufgesetzte. Richtig durchgeführt hilft Storylistening zum Beispiel dabei, bestehende Angestellte zu motivieren, interne Werte zu festigen, sie zu kommunizieren und das Change-Management zu unterstützen. Vor allem bietet es aber zahlreiche wertvolle Chancen für das Employer Branding und lockt so auch neue Talente an.

Bei dieser Verfahrensweise ist es das Wichtigste, spontan aufeinander einzugehen. Ein starrer Leitfaden mit vorgegebenen Fragen wäre da eher hinderlich. Es ist essenziell, den Menschen mit Feingefühl und Empathie zu begegnen, um ihre Erzählungen zu erfahren. Wie ein Schatzsucher, der langsam, aber kontinuierlich auf den Meeresgrund absinkt, um eine verborgene Geschichte zu finden. Insbesondere zwischen Führungskraft und Angestellten können bei einem mangelnden Vertrauensverhältnis die Mitarbeitenden gehemmt sein, eine eigentlich interessante Anekdote zu teilen; etwa aus Angst davor, belächelt zu werden. Umso wichtiger ist es, sich mit der Kunst ernsthaft zu beschäftigen.

Mit Storylistening das Team zusammenhalten

Mit Storylistening können lebendige und authentische Anekdoten der Kolleginnen und Kollegen gesammelt werden. Diese Geschichten wiederrum können in geselliger Runde, sozusagen wie am Lagerfeuer erzählt werden. Damit bieten sie eine gute Grundlage, um als Team zusammenzuwachsen und sich gemeinsam an bereits Erreichtes zu erinnern. Dafür braucht es die Fähigkeit, offen und empathisch dem Gegenüber zuzuhören und spontan auf die Gesprächsentwicklung einzugehen. Dann bietet Storylistening eine wertvolle Chance, um Mitarbeitende zu verstehen. Mit diesen Erkenntnissen können Sie dann Ihr Team beim nächsten Chef-Talk wirklich motivieren und inspirieren, so dass Sie keine gelangweilten Gesichter mehr fürchten müssen.

Fünf Tipps für Storylistening:

1. Kreatives Brainstorming im Team

Stecken Sie gemeinsam ab, welche Inhalte für das Gespräch interessant sein könnten: Gab es bestimmte Teamevents oder Meilensteine, die im Interview vielleicht besprochen werden könnten? Nach einem ersten Input können die Teammitglieder auch zunächst ohne Vorgesetzte gemeinsam überlegen und Ideen sammeln.

2. Vertrauensvolle Atmosphäre schaffen

Vermitteln Sie der interviewten Person, dass Sie sich ernsthaft für die Geschichten interessieren. Sichern Sie ihr zudem auch die Möglichkeit zu, dass erzählte Erfahrungen, falls gewünscht, am Ende anonym oder auch gar nicht in die veröffentlichten Geschichten einfließen. Wichtig ist vor allem, das Gegenüber nicht zu verurteilen oder seine Erfahrungen als irrelevant abzutun. Stattdessen sollte Sie zunächst wertungsfrei zuhören und Inhalte sammeln. Im Anschluss an alle Gespräche können Sie dann die interessantesten Geschichten auswählen.

3. Die Kunst des Fragenstellens

Die richtigen Fragen beim Storylistening können wie ein Schlüssel zu versteckten Truhen voller Geschichten führen. Die Krux ist es dabei, die richtige Balance zu finden. Zu detaillierte Fragen könnten die befragte Person in ihren Antwortmöglichkeiten einschränken. Aber einen Grundkatalog an möglichen Fragen in petto zu haben, ist sehr hilfreich, falls das Gespräch ins Stocken gerät.

4. Nicht nur Lobeshymnen erwarten

Wer Authentizität möchte, sollte sich genau anhören, was die Mitarbeitenden zu sagen haben und auch bei weniger erfreulichen Geschichten nicht weghören. Vielleicht lässt sich beispielsweise die Erzählung über eine stressige Arbeitsphase zu einem guten Ende mit erfolgreichem Projektabschluss bringen? Aber auch wenn nicht, ist es immer wertvoll, die wahren Emotionen Ihrer Kolleginnen und Kollegen zu erfahren, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

5. Übung macht den Meister

Wie bei so vielen Disziplinen im Leben kann es zunächst etwas dauern, bevor sich eine gute Routine beim Zuhören eingespielt hat. Je öfter man Storylistening im Unternehmen betreibt, umso eher entwickelt man ein Händchen fürs Aufspüren von interessanten Geschichten.

Auch aus dieser Kolumne:

Storytelling für die Generation X

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