Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) hat in der Debatte rund um die Kontaktlisten des früheren US-Unternehmens und der jetzigen Tochter des Bayer-Konzerns, Monsanto, zur Besinnung aufgerufen und vor medialer Hysterie gewarnt.
DRPR-Vorsitzender Lars Rademacher erklärte: „Ein Dialog zwischen Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens ist nur dann möglich, wenn Unternehmen diese Kontakte auch anlegen und pflegen dürfen.“ Dazu gehöre selbstverständlich, dass die Datenerhebung und -speicherung den Bestimmungen zum Datenschutz sowie den jeweils geltenden Gesetzen entspräche.
„Aktuelle mediale Hysterie“ schade ganzem Berufsstand
„Selbstverständlich ist es zu kritisieren, wenn einzelne Personen oder Organisationen in solchen Listen gebrandmarkt werden“, ergänzte Thomas Zimmerling, Vorsitzender der Beschwerdekammer Politik im Deutschen Rat für Public Relations.
Die „aktuelle mediale Hysterie“ schade jedoch einem ganzen Berufsstand und stelle eine Bedrohung der öffentlichen Willensbildung dar.
Der DRPR ist das Organ der freiwilligen Selbstkontrolle für das Berufsfeld Public Relations in Deutschland. Er wird vom Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP), der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) und der Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA) getragen.
Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, hatte die Monsanto-Niederlassung ab 2016 – vor dem Kauf des Unternehmens durch Bayer – in Frankreich eine geheime Liste von rund 200 Personen angelegt. In dieser waren offenbar Journalisten, Politiker, Beamte und Wissenschaftler mit persönlichen Daten erfasst und je nach Beeinflussbarkeit und Positionierung gegenüber Monsanto und seinen Produkten kategorisiert worden.
Die Pariser Staatsanwaltschaft hat in Reaktion auf eine Klage von Le Monde und eines Journalisten Vorermittlungen hierzu eingeleitet. Möglicherweise habe das Vorgehen Monsantos gegen französische Gesetze zur Erfassung privater Daten verstoßen.
Bayer verspricht volle Kooperation; PR-Agenturen außen vor
Bayer – das den umstrittenen Glyphosat-Hersteller Monsanto im Juni 2018 für die Rekordsumme von über 60 Milliarden US-Dollar gekauft hatte – sagte umfassende Kooperation mit den Ermittlungsbehörden zu und beauftragte zusätzlich eine externe Anwaltskanzlei mit der Prüfung der Vorwürfe.
Die Zusammenarbeit mit den involvierten PR-Agenturen Fleishman Hillard und Publicis wurde ausgesetzt, außerdem bat das Unternehmen um Entschuldigung.
Matthias Berninger, Leiter des neuen Bereiches „Public Affairs und Nachhaltigkeit“ bei Bayer, erklärte in einer Telefonkonferenz, er gehe „fest davon, dass weitere Länder betroffen sind, einschließlich Deutschland“. Im Fußballjargon, so der frühere Grünen-Politiker, würde man sagen „da wurde nicht der Ball gespielt, sondern auf den Mann gegangen“.
Bislang ist unklar, ob Monsanto mit diesen Listen tatsächlich Gesetze oder Datenschutzbestimmungen verletzt hat.
USA: Gewaltige Schadenersatzforderungen gegen Bayer
Gestern hatte ein US-Gericht Bayer zur Zahlung von rund zwei Milliarden US-Dollar an ein Ehepaar veurteilt. Die Jury sah es als erwiesen an, dass die Krebserkrankungen der Kläger durch jahrelange Verwendung des glyphosat-haltigen Monsanto-Produktes „Roundup“ verursacht worden seien. Bayer kündigte Berufung gegen das Urteil an.
In den USA sind derzeit rund 13.000 ähnlich gelagerte Klagen gegen Monsanto beziehungsweise seinen jetzigen Eigentümer Bayer anhängig.