Harald Kammerbauer an seinem Schreibtisch (c) Bundeswehr/Kallinger
1. Erinnerungen
Dienstpostenwechsel alle zwei bis drei Jahre – für mich als Offizier der Bundeswehr ist das Routine in beinahe 40 Dienstjahren. Neben dem Schreibtisch hängen und stehen zahlreiche Zeugen vieler schöner Erinnerungen, interessanter Verwendungen aber auch gefährlicher und sehr fordernder Einsätze bei Nato und EU sowie bei Naturkatastrophen in Deutschland.
13 Mal bin ich umgezogen, oft mehrmonatig abkommandiert worden, vier Mal war ich jeweils halbjährig in Auslandseinsätzen und in zahllosen Übungen im In- und Ausland. Das hat meine Bürowand gut gefüllt. Nach den Verwendungen in der Truppe als Artillerist, vom Geschützkanonier bis zum Kommandeur, reihten sich meine pressefachlichen Stationen:
Redaktionsleiter und Chefredakteur der Online-Auftritte der Bundeswehr, Pressesprecher im Bundesministerium der Verteidigung, Koordinator der Medien der Bundeswehr, Nato Chief Media Operations, EU Chief Media Plans, ISAF Chief Public Affairs Media Outreach, Deputy Chief Public Affairs Nato Media Information Center und Pressesprecher und Leiter Pressezentrum im Multinationalen Kommando Operative Führung in Ulm.
2. Nato-Übung Trident Juncture 2015
Von der größten Nato-Übung seit mehr als 13 Jahren bin ich nach acht Wochen in Spanien erst vor wenigen Tagen zurückgekommen. Mehr als 36.000 Mann übten mit ihren Fahrzeugen, Panzern, Schiffen und Flugzeugen in Spanien, Portugal und Italien sowie in den angrenzenden Seegebieten des Atlantiks und des Mittelmeers.
„High Visibility“ war erklärtes Nato-Ziel für die Übung, eine höchstmögliche Transparenz sollte die Fähigkeiten und den Willen zeigen, ihre Bündnispartner gegen jede Bedrohung, jederzeit und überall wirkungsvoll schützen zu können. Ich war als Chefplaner und stellvertretender Leiter des fast siebzigköpfigen Nato Media Information Center Trident Juncture 2015 in Zaragoza in Spanien eingesetzt.
Mehr als 1.200 akkreditierte Journalisten wurden von uns in zahllosen Medienveranstaltungen sowie in drei zentralen Medien- und Besuchertagen über die Übung und deren Inhalte informiert und ihnen die eigene Berichterstattung ermöglicht.
Unsere besondere Aufmerksamkeit galt diesmal und erstmalig den Sozialen Medien. Ein eigenes Social Media Production Team wurde durch freiwillige spanische, amerikanische und deutsche Studenten verstärkt und das Team der Nutzergruppe so auch altersmäßig angeglichen.
Die Wahrnehmung der Übung in diesen Kommunikationskanälen war für uns überwältigend. Dennoch bleibt diese Form der Massenkommunikation in den Streitkräften umstritten. Unbeabsichtigt oder unbedacht können geheimhaltungsbedürftige Informationen oder Bilder über Ausrüstungen, Karten, Verfahren, Pläne oder Personen verbreitet werden und im schlimmsten Fall Persönlichkeitsrechte verletzt oder eigenes Leben gefährdet werden.
3. Nato-Handbuch Public Affairs
Die „Bibel“ für jeden Kommunikator im multinationalen Umfeld von Streitkräften, Übungen und Einsätzen. Ob Vordrucke für Presseeinladungen, die Organisation einer Pressekonferenz, Ratschläge für das perfekte Statement vor der Kamera oder Bildrechte – im Public Affairs Handbuch gibt es zu jedem Thema die entsprechende Hilfe.
Jeder Bundeswehrsoldat, der als Presseoffizier oder als Informationsfeldwebel bereits im Einsatz war, weiß diese Nato-Vorschrift zu schätzen. Für mich als Angehörigen des Multinationalen Kommandos in Ulm, der nicht nur für die deutsche Pressearbeit in Einsätzen zuständig ist, sondern die aller beteiligten Nationen kennen und können muss, ist das Handbuch unverzichtbar.
Presse- und Informationsfreiheit, das Recht am eigenen Bild, militärische Geheimhaltungsvorschriften oder allgemein das Verhalten gegenüber der Presse ist in nahezu jeder Nation unterschiedlich. Die „Bibel“ hilft hier oft weiter, wenn es wieder einmal gilt, den goldenen Mittelweg zu finden.
Dass die Informationsarbeit in Einsätzen mit der Operationsplanung und -führung der Streitkräfte, der Marineschiffe und Flugzeuge abgestimmt werden muss, damit befasst sich ebenfalls ein Kapitel des Handbuchs. Denn Informationen sind kein tödliches Mittel, aber eine sehr wirkungsvolle Waffe, die oft sogar den Einsatz von Gewalt überflüssig machen kann.
Das technische Zubehör eines Kommunikators der Bundeswehr (c) Bundeswehr/Kallinger
4. Verschiedene Computersysteme
Das Multinationale Kommando Operative Führung der Bundeswehr ist dafür vorgesehen, im Auftrag der Vereinten Nationen, der Nato oder der Europäischen Union weltweit Kriseneinsätze zu planen und zu führen. Meine interne Kommunikation mit der Nato, der EU oder Dienststellen der Bundeswehr unterliegt oft der Geheimhaltung.
Deshalb verwende ich hierfür besonders abgesicherte Computer. Die Kommunikation mit Journalisten läuft natürlich über dienstliche, aber handelsübliche Rechner. Für den mobilen Einsatz sowie für Bildbearbeitungen und graphische Gestaltungen stehen mir spezielle leistungsstarke Laptops zur Verfügung.
5. Foto- und Filmkamera immer einsatzbereit
Informationsarbeit in weltweiten militärischen Einsätzen besteht neben der Begleitung von Journalisten zu einem Großteil aus der Herstellung von pressefachlichen Eigenprodukten. Mit Artikeln, Fotos, Videoclips, Audiodateien, Flyern, Plakaten, Broschüren und selbstverständlich auch Posts, Tweets, Blogs und Uploads versorgen wir nicht nur die Medien, sondern auch unsere eigenen Kommunikationskanäle.
Dem Trend, Informationen vermehrt über Einzelbild oder Videos anstatt über Texte aufzunehmen, passt sich auch die Medienarbeit der Streitkräfte an. Video-, Action- und Fotokameras sowie Software zur Bild- und Videobearbeitung und -versand gehören zur Standardausstattung des Presse- und Informationszentrums des Ulmer Einsatz-Kommandos.
Der schnelle weltweite Transport der Ausstattung und der Einsatz unter extremen klimatischen Bedingungen stellen dabei hohe Herausforderungen an das Material wie auch an seine Bedienung.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Zukunft. Das Heft können Sie hier bestellen.