„Demokratie? Hat ihren Ursprung in Griechenland. Elternzeit? Dafür darf man sich bei der Schweiz bedanken. Und Lakritze? Stammt aus China.“ In einem aktuellen Werbespot feiert die schwedische Fluggesellschaft Scandinavian Airlines (SAS) die Ursprünge vermeintlich typisch skandinavischer Errungenschaften. Das Video ist Teil einer umfangreicheren Werbekampagne der Airline, die unter dem Slogan „What is truly Scandinavian?“ (Was ist echt skandinavisch?) läuft.
Absolut nichts, so die Antwort der Airline auf diese Frage. Stattdessen sei Skandinavien „Stück für Stück“ entstanden – mit der Unterstützung von Menschen, die in die Ferne gereist seien. „Wir können es nicht erwarten, zu sehen, was ihr als nächstes nach Hause bringt“, heißt es erwartungsfroh am Ende des Spots.
In den sozialen Medien hat das Video indes heftige Reaktionen ausgelöst. Die Social-Media-Kanäle des Unternehmens werden mit Tausenden wütender Kommentaren bombardiert, wie das amerikanische Online-Magazin Mother Jones berichtet. Die Airline nimmt laut der norwegischen Zeitung Dagbladet an, dass es sich dabei um einen „koordinierten Angriff auf die Kampagne“ handelt.
Mit dieser Vermutung liegt die Fluggesellschaft offenbar richtig: Zwar scheinen die Hasskommentare mehrere Ursprünge zu haben, entstammen jedoch hauptsächlich dem Internetforum 4Chan. Dessen „Pol“-Messageboard ist als Sammelbecken für Rassisten und Rechtsextremisten bekannt. Die Aussage der SAS-Kampagne – echt skandinavisch sei gar nichts – richtet sich direkt gegen die Ideologie einer Vorherrschaft von weißen (Nord-)Europäern, der viele von ihnen anhängen.
„Pol“-User machen daher Kampagne gegen SAS und die Werbeagentur, die das Video erstellt hat. In zahlreichen Threads posteten sie den Youtube-Link zum Video und forderten andere dazu auf, „sie in den Kommentaren wissen zu lassen, was ihr davon haltet“ und „auf den Dislike-Button zu klicken“. Einige User riefen außerdem dazu auf, die verantwortliche Werbeagentur zu „trollen“: Unter anderem wurde eine Liste der Agenturmitarbeiter im Forum veröffentlicht. Auch vor Gewaltaufrufen schreckten einige Nutzer nicht zurück.
Auf Youtube deaktivierte die Fluggesellschaft Kommentare schließlich; „Likes“ und „Dislikes“ können allerdings weiterhin verteilt werden. Momentan stehen rund 100.000 Dislikes ungefähr 11.000 Likes gegenüber.