Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen zählt in Marketing und Public Relations die Erfahrung des „grauen Wolf(f)s“ alleine nicht viel. Durch die Zusammenarbeit mit einem jungen, dynamischen Team geht der Anschluss an die rasanten Entwicklungen in der Branche, insbesondere was die sozialen Medien und das Internet anbelangt, nicht verloren. Und das ist entscheidend. Denn was sich in unserem Beruf am meisten verändert hat, ist die Geschwindigkeit.
Wenn es früher hieß: „Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern“, dann könnte es heute heißen: „Nichts ist so alt wie die Mail von vorhin.“ Die News überschlagen sich, und nur wer die Hand am Puls der Zeit hat, kann mit dem vorgelegten Tempo mithalten.
Dabei ist kein Tag wie der andere, kaum eine Herausforderung hat man schon einmal erlebt – maximale Flexibilität ist Voraussetzung für Erfolg und Anerkennung. Kreative Spontaneität und die laufende Beschäftigung mit neuen Strömungen in der Kommunikation halten den Geist wach und die Akzeptanz bei Mitarbeitern und Kunden auf gutem Niveau. Ein Umstand, der übrigens auch im privaten Bereich von unschätzbarem Vorteil ist.
Das Weitermachen im Beruf, das Noch-einmal-Anpacken – obwohl man schon den Rentnerausweis in der Tasche hat – ist die Herausforderung. Es sich selbst zu beweisen, dass man noch nicht zum alten Eisen gehört. Natürlich weiß man, wie alt man nach Jahren ist. Aber durch geraden Rücken und gewinnendes Auftreten möchte man das nicht für jeden gleich sichtbar als Zahl vor sich hertragen.
„Viele von uns wollen länger arbeiten“
Klar ist auch: Niemand weiß, wie lange er im zunehmenden Alter dem Arbeitsdruck und Stress standhalten kann. Doch viele von uns wollen länger arbeiten, als sie vielleicht müssten, und bis ins hohe Alter aktiv bleiben. Viele Politiker, Künstler, Unternehmer sind dafür gute Beispiele. Oder auch der Papst.
Elementar hierfür ist der Spaß bei der Arbeit. Es gibt neben dem des Kommunikators nur wenige Berufe, welche die Persönlichkeiten, die kundenseitig hinter den Unternehmen stehen, so intensiv, detailliert und transparent erleben lassen: Da ist der kernige Unternehmer, ein wahrer Entrepreneur, der es geschafft hat, in zwei, drei Jahrzehnten aus einer Idee eine Marke zu schaffen, und alleine schon deshalb ziemlich beratungsresistent ist. Oder der liebenswürdige, unglaublich höfliche Japaner, der als Manager in Europa erfolgreich gelernt hat, Entscheidungen auch alleine zu treffen. Und dann gibt es da noch den milliardenschweren Immobilien-Tycoon, der alle Geschäftspartner bei Terminen erst einmal eine volle Stunde warten lässt – ein probates Mittel, seine Macht zu demonstrieren.
Diese Einblicke in obere und oberste Etagen von Unternehmen sind nicht nur spannend und aufschlussreich. Selbst sehr erfahrenen Kommunikatoren bereiten sie immer wieder Spaß.
Protokoll: Simone Dettelbacher
Lesen Sie hier den ersten Teil: „Golfen ist nicht so mein Ding“ (Anton Hunger)
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe SPASS. Das Heft können Sie hier bestellen.