Agenturen beklagen akuten Mangel an Arbeitskräften

Arbeitsmarkt

Seit Jahren wächst der Bedarf an Fachkräften in der Kommunikationsbranche. Alarm schlägt nun der Gesamtverband der Kommunikationsagenturen GWA. Nach einer Umfrage, an der 85 der etwa 130 Mitgliedsunternehmen teilnahmen, sind knapp 1.500 Positionen derzeit unbesetzt. Für 2022 rechnen diese Agenturen noch einmal mit zusätzlich mehr als 2.000 zu besetzenden Stellen. „Hochgerechnet ist davon auszugehen, dass in der Agentur-Szene insgesamt tausende, wenn nicht gar mehr als zehntausend Mitarbeitende fehlen“, sagte GWA-Präsidentin Larissa Pohl.

Tatsächlich gab es im Markt der Kommunikations- und Werbeagenturen 2021 knapp 283.000 offene Stellen, wie eine Auswertung der Personalmarktforschung Index Research ergab. Das waren rund drei Prozent mehr als im Vorkrisen-Jahr 2019. Mit rund 96.000 ausgeschriebenen Stellen wurde am meisten im vierten Quartal des vergangenen Jahres gesucht. Das Unternehmen aus Berlin prüfte laut eigenen Angaben Hunderte Online- und Printquellen, 180.000 Firmenwebseiten sowie das Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit.

Agenturen suchen demnach vor allem Akademiker und Fachkräfte mit Berufserfahrung. Laut GWA-Umfrage sind besonders Fachkräfte in den Tätigkeitsfeldern Beratung, Technologie & Programmierung, Digitale Kommunikation, Projektmanagement und Konzeption gefragt.

Der GWA geht davon aus, dass die Zahl der fehlenden Kräfte in den kommenden Jahren noch wachsen wird. „Dies ist die augenblicklich größte gemeinsame Herausforderung der Agenturen in Deutschland“, erklärte Pohl. Der Verband will deshalb Personalgewinnung und -bindung stärker und „gesamthaft“ angehen. Aufgabe sei es, die Tätigkeit in Agenturen attraktiver zu gestalten, um Mitarbeitende zu halten. Gleichzeitig soll nicht nur um Nachwuchs geworben werden, sondern auch um „Mitarbeiter*innen 50+“, Elternzeitrückkehrer*innen, ehemalige Agenturmitarbeitende, Arbeitnehmer*innen anderer Branchen und Fachkräfte aus dem Ausland.

„Kein Grund zu Alarmismus“

Weniger aufgeregt zeigen sich speziell die PR-Agenturen. Alexandra Groß, Präsidentin der Gesellschaft der führenden PR- und Kommunikationsagenturen in Deutschland (GPRA), sagte auf Anfrage von KOM: „Es gibt keinen Grund zu Alarmismus.“ Fach- und Nachwuchskräfte würden seit Jahren gesucht. Die Corona-Pandemie habe das Problem zwar weiter verstärkt, aber nicht erheblich.

Auch bei den PR-Agenturen sind erfahrene Berater*innen besonders gefragt, in allen Bereichen und Disziplinen. Die müssten sich in den Agenturen entwickeln, sagt Groß. Aufgabe sei es daher, den eigenen Mitarbeiter*innen ein gutes Arbeitsumfeld und Perspektiven zu bieten sowie die Personalarbeit weiter zu professionalisieren.

Foto: Jörn Strojny/Fink & Fuchs AG
<sup>Findet Alarmismus übertrieben GPRA Präsidentin Alexandra Groß c Jörn StrojnyFink Fuchs AG<sup>

Nachwuchssorgen hat Groß, Chefin der Agentur Fink & Fuchs, übrigens nicht: „Nie hat es so viele Ausbildungsmöglichkeiten gegeben wie heute. Es gibt Hunderte gut besetzte Studiengänge, die sich mit Kommunikation beschäftigen.“ Die Herausforderung sei, mit dem Nachwuchs in Kontakt zu kommen. Darin unterstützt der Verband seine Mitgliedsunternehmen mit speziellen Programmen und Initiativen. „Einmal Alarm zu schlagen, reicht nicht. Stattdessen müssen wir kontinuierlich daran arbeiten, im engen Dialog mit dem Nachwuchs zu bleiben.“

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