Wie man die KI zu Spitzenleistungen anspornt

Prompten

„Gib dir besonders Mühe und du bekommst ein Stück Schokolade.“ Mit diesem Satz lassen sich nicht nur Menschen zu besserer Leistung motivieren – auch ChatGPT. Schließlich wurde die KI mit Daten aus dem Internet trainiert, die auch unsere Vorlieben abbilden. Fast eine Million Treffer für die Kombination „Schokolade Belohnung“ bei der Google-Suche belegen das.

Findige Expert*innen haben verschiedenste Formulierungen getestet, die ChatGPT schmeicheln, es bestärken oder unter Druck setzen. Die Ergebnisse zeigen, wie viel die KI aus den Daten menschlicher Kommunikation gelernt hat. Dem KI-Tool Schokolade zu versprechen, kann also wirklich die Passgenauigkeit des Outputs verbessern.

Doch häufiger als gedacht ist die Antwort der KI trotzdem schlecht oder falsch oder das Tool weigert sich schlicht, die Aufgabe auszuführen. In solchen Fällen helfen ein paar überraschend einfache Tricks.

1. Nutzen Sie Ihr Fachwissen.

Wer kennt ihn nicht, den Stoßseufzer: „Das ist doch offensichtlich, warum verstehen Sie das nicht?“ Wir kommunizieren ununterbrochen und sparen gern ein bisschen Energie, indem wir uns im beruflichen Austausch kurzfassen. Das kann sich rächen, auch beim Chat mit GPT. Wenn Sie von der KI eine Antwort wollen, die auf Ihre individuelle Situation zugeschnitten ist, dann müssen Sie ihr alle Informationen geben, die sie dafür braucht. Das heißt: Wer sich beim Prompten auf die Anforderungen des Tools einstellen und Formulierungen entsprechend anpassen kann, ist im Vorteil.

Auch der Einsatz von Fachwissen hilft: Begriffe und Methoden wie das Pareto-Prinzip, die Likert-Skala oder das AIDA-Prinzip sind in den Trainingsdaten enthalten und dem System vertraut. Einfach das Schlüsselwort im Prompt aufgreifen und das Ergebnis ist entsprechend gestaltet. Ob Kommunikation und Marketing, Automobilbranche oder chemische Industrie: Jedes Fachgebiet verfügt über solche Schlüsselwörter, die beim Prompten tatsächlich die Türen zum Wissen öffnen können. Deshalb sind Ihre Fachkenntnisse gefragt, wenn Sie die Zusammenarbeit mit generativer KI weiterbringen soll.

2. Seien Sie hartnäckig.

Obwohl das zurzeit bei ChatGPT Plus verfügbare GPT-4-Modell eine bessere Textqualität und weniger Fehler verspricht, lieferte mir das System zuletzt häufig Antworten wie: „Es scheint, dass es ein Problem beim Öffnen der Datei gab.“ oder „Um die zweite Website zu analysieren und Vergleiche anzustellen, benötige ich weitere Anweisungen, um fortzufahren.“

Lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Solange ChatGPT eine solche Arbeitsverweigerung nicht mit neuen Richtlinien von OpenAI begründet, besteht die Möglichkeit, doch noch zu einer befriedigenden Antwort zu kommen. Als erstes können Sie zum Beispiel mit „Tu es einfach“ reagieren. Mehr braucht es oft nicht, damit ChatGPT die Datei dann doch lesen kann.

Manchmal sind die Einzelaufgaben im Prompt jedoch nicht präzise genug formuliert. Dann lohnt es sich, nachzuschärfen und in klar beschriebene Teilaufgaben und Absätze zu unterteilen:

„Bitte schau dir zuerst die Webseite [URL] an.
Dann analysiere … und vergleiche …“

3. Bleiben Sie aufmerksam.

Höflich, wie das Tool nun mal ist, leitet ChatGPT Ergebnisse am Anfang oft ein: „Natürlich kann ich Ihnen dabei helfen, …“ und ergänzt am Ende noch: „Hoffentlich entsprechen diese Überschriften Ihren Anforderungen …“ oder ähnliches. Dieser wiederkehrende Aufbau mag dazu verleiten, sich beim Lesen vor allem auf den Mittelteil der Antwort zu konzentrieren und die Sätze drumherum zu ignorieren. Doch Vorsicht! Manchmal sind auch in den umrahmenden Floskeln wichtige Informationen verborgen wie: „Diese Liste ist hypothetisch und dient als Beispiel für …“

Wenn Sie keine synthetischen Daten, also Allgemeinplätze, als Antwort wollen, sollten Sie nachhaken. Egal, ob ein unklar formulierter Prompt oder ein Fehler des Systems für das unbefriedigende Ergebnis verantwortlich war: Mit einem weiteren Prompt lässt sich das leicht korrigieren, zum Beispiel so: „Bitte liste nur existierende Konten auf. Wenn du keine findest, antworte mit: ‚Ich weiß es nicht‘.“

4. Schreiben Sie den Prompt aus Sicht des Tools.

ChatGPT arbeitet mit Informationen aus den Trainingsdaten. Was mich trotzdem überraschte: Die beim Prompten verwendete Sprache beeinflusst auch die inhaltliche Qualität des Ergebnisses. Während meine auf Englisch formulierte Bitte nach regionalen Bezügen zu einer Aufgabe aus dem Themengebiet Arbeitsmarkt in Deutschland Hinweise auf „German Labor Laws“, „Germany’s Mittelstand“ und „the German Apprenticeship System“ lieferte, enthielt die Antwort auf denselben, auf Deutsch übersetzten Prompt Angaben zum „Fachkräftemangel in Ostdeutschland“, zu „Bayerns Technologie-Boom“ und „Remote Work im ländlichen Raum“. Möchten Sie also regionalspezifische Informationen abrufen, die über touristische Attraktionen und internationale Berichterstattung hinausgehen, lohnt es sich, in der Landessprache zu prompten oder den Prompt zu präzisieren.

5. Stellen Sie sich auf systemische Veränderungen ein.

OpenAI arbeitet weiterhin an seinem Sprachmodell, implementiert beispielsweise Richtlinien, um Urheberrechte zu schützen, und verbessert die Leistung von GPT-4. Das zeigt sich auch bei der Arbeit mit dem Tool: Was heute noch eine erfolgreiche Prompt-Technik ist, kann morgen schon unnötig sein oder sogar von der KI missinterpretiert werden.

Was immer hilft: Formulieren Sie Ihre Prompts als klares, umfassendes Briefing. Weisen Sie der KI eine Rolle zu, beschreiben Sie Aufgabe und Zielstellung. Dann können Sie sich Belohnungen oder Drohungen für Situationen aufheben, in denen Sie den generierten Text nicht mit detaillierten Hinweisen verbessern können.


Dieser Beitrag ist Teil der Themenreihe „How-to GenAI“, die sich mit dem Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz in der Unternehmenskommunikation beschäftigt. Regelmäßig erscheinen an dieser Stelle Beiträge wechselnder Autor*innen zu theoretischen und praktischen Aspekten.

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