Wofür wir stehen

Diskussionskultur

„Meinungsbildung und demokratische Entscheidungsfindung in den hochmediatisierten Gesellschaften des 21. Jahrhunderts basieren auf dem öffentlichen Diskurs und der Abwägung zwischen unterschiedlichen Interessen, Deutungen und Konzepten. An der Artikulation dieser häufig kontroversen Positionen haben Public Relations erheblichen Anteil.“ So lauten die ersten Zeilen des Deutschen Kommunikationskodex, der Ethikregeln unseres Berufs. Wir „respektieren die von der Verfassung garantierten Grundrechte sowie insbesondere die Freiheit und Unabhängigkeit der Medien“ heißt es weiter, und wir schließen in unserer Arbeit „rassistische, sexistische, religiöse Diskriminierung oder andere menschenverachtende Praktiken aus.“

Kampf gegen Antisemitismus

Wer hätte im Jahr 2012, als der Kodex verabschiedet wurde, gedacht, dass wir die Regeln der demokratischen Diskussionskultur, Meinungsbildung und Entscheidungsfindung zehn Jahre später nicht nur respektieren und leben, sondern dass wir sie verteidigen müssen gegen Lügen, Hetze und Propaganda?

So aber ist es gekommen. Ein singulärer Tiefpunkt sind die antisemitischen Aufwallungen, die nach dem brutalen terroristischen Überfall auf Israel und die darauf folgende israelische Gegenwehr einsetzten. Plötzlich wurde klar: #NieWiederIstJetzt, genau jetzt. Die verhaltene zivilgesellschaftliche Reaktion lässt einen grübeln.

Gezielte Polarisierung 

Noch hört und sieht man auch recht wenig von denjenigen, die unsere Demokratie, unsere Gesellschaftsordnung und unser Grundgesetz (es wird nächstes Jahr 75) befürworten und eigentlich verteidigen sollten, obwohl (oder eben weil) sie immer noch die übergroße Mehrheit sind. Sehr viel (mediale) Aufmerksamkeit erhalten diejenigen, die Intoleranz predigen, dabei lautstark alle Freiheiten für sich beanspruchen und sich als Opfer gerieren, obwohl man der Beschallung durch sie kaum entgehen kann. Darunter leidet die öffentliche Debatte, denn diese Akteure setzen gezielt auf Polarisierung: Tatsache, Meinung, Behauptung, Lüge – es ist hier nicht mehr sonderlich en vogue, diese auseinander zu halten. Im Jahr 2024, dem Jahr der Europawahl, Kommunal- und Landtagswahlen, dürfte sich dieser Trend wohl noch verstärken.

Haltungskommunikation gegen Hetze

Was können wir als Kommunikator*innen tun? Was müssen wir tun? Als erstes sicherlich die Regeln des Kommunikationskodex hochhalten – jeden Tag. Aber wir müssen das Thema „Haltungskommunikation“ auch viel stärker reflektieren und Handlungsoptionen erschließen. Wie moderiere ich eine Kontroverse innerhalb meiner Organisation? Wie stärke ich eine respektvolle interne Gesprächskultur? Wie lassen sich Triggerpunkte entschärfen? Wie berate ich meine/n CEO zu diesem Thema? Wie wappne ich meine Organisation gegen Lügen und Hetze?

Der BdKom will sich in Zukunft für beides noch stärker engagieren: Für unser gemeinsames Verständnis von einer wertebasierten öffentlichen Kommunikation und als Plattform für fachlichen Austausch und Professionalisierung in diesem Bereich. Ich bin überzeugt, dass wir nicht nur als Bürgerinnen und Bürger, sondern auch als Kommunikationsprofis eine Menge tun können, um der weiteren Polarisierung der Debatte etwas entgegenzusetzen.

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