Ein Blick in den Arbeitsalltag von Journalist*innen zeigt: 62,7 Prozent erhalten bis zu 50 Themenvorschläge die Woche, bei 6,1 Prozent sind es gar mehr als 150. Allerdings halten 82 Prozent diese gar nicht oder nur für geringfügig relevant (0–25 Prozent). Für die Prüfung der Themenvorschläge verwenden 47,5 Prozent ein bis drei Stunden pro Woche, bei 23 Prozent sind es vier bis sieben Stunden.
Diese Zahlen fallen umso mehr ins Gewicht, schaut man sich die Antworten zu den größten Herausforderungen an, denen Journalist*innen ausgesetzt sind. Auf der personellen Ebene wird als größte Herausforderung die Arbeitslast angeführt. Für 42,6 Prozent ist es ein Balanceakt, die Anforderungen an das Arbeitspensum aufrechtzuerhalten, wenn Verlagshäuser und Medienunternehmen gleichzeitig an Personal und Ressourcen sparen. Daraus leitet sich auch die zweitgrößte Herausforderung ab: die Abwägung, ob über wichtige Themen berichtet werden soll oder Effizienz am Ende den Ausschlag gibt.
Der Personalabbau bei vielen Medien führt außerdem dazu, dass immer häufiger Journalisten gleich für mehrere Ressorts verantwortlich zeichnen. Dadurch sind sie noch mehr dazu gezwungen, die Themenwahl von wirtschaftlichen Faktoren abhängig zu machen.
Das sind einige der Ergebnisse des 14. „State of the Media“-Report, an dem insgesamt 247 Medienschaffende aus Deutschland zu ihrer Arbeit und den damit verbundenen Herausforderungen befragt wurden. Die Umfrage wurde von dem Media-Intelligence-Anbieter Cision im Februar und März 2023 durchgeführt.
Pressemitteilungen sind nützlichste Quellen für Journalist*innen
Für mehr als ein Drittel der Befragten ist die Aufrechterhaltung der Glaubwürdigkeit als vertrauenswürdige Nachrichtenquelle die größte Herausforderung des Journalismus in den vergangenen zwölf Monaten. Als vertrauensvollste Quellen zur Entwicklung von Inhalten und Ideen werden dafür von 28,5 Prozent die wichtigen Nachrichtenagenturen wie DPA, Bloomberg und Reuters angeführt. Mit etwas Abstand folgen Branchenexperten (23,1 Prozent), Pressemitteilungen (22,2 Prozent) und interne Pressesprecher (15.4 Prozent). Bei der Frage nach den nützlichsten Quellen stehen Pressemitteilungen mit 37,3 Prozent ganz oben vor Branchenexperten (20,2 Prozent) und Nachrichtenagenturen (17,6 Prozent).
PR soll multimediale Elemente mitliefern
Wollen PR-Schaffende ihre Themen bei Journalist*innen etablieren, sollten sie diese per E-Mail verschicken und multimediale Elemente mitliefern. Pressemitteilungen, die Multimedia-Elemente enthalten, finden bis zu sechsmal mehr Beachtung als nur textbasierte Pressemitteilungen. Während statische Bilder Standard sind, haben 29,9 Prozent mehr als im Vorjahr Elemente wie Infografiken bzw. Datenvisualisierungen, Videos und eingebettete Beiträge aus sozialen Medien eingesetzt.
Die Qualität der Zusammenarbeit zwischen Journalist*innen und PR-Schaffende ist weniger abhängig von der Zahl der Themenvorschläge als von Hintergrundinformationen, multimedialen Elementen und Kontakten zu Branchenexpert*innen, die geliefert und vermittelt werden. Der vollständige Bericht mit den Antworten der 3.132 Journalist*innen aus 17 Ländern kann hier heruntergeladen werden.