Richtig priorisieren

KOM fragt

KOM fragt: Redaktionen von Lokalmedien werden zusammengelegt, das Angebot wird reduziert. Welche weiteren Kanäle sollte eine Stadt einsetzen, um Bürgerinnen und Bürger zu erreichen?


Längst nicht mehr jeder liest eine Tageszeitung. Dafür hört die eine Podcasts, der andere informiert sich über Instagram und wieder andere surfen auf Youtube. Ich empfinde das als eine faszinierende und herausfordernde Zeit für uns Kommunikator*innen: Die Möglichkeiten sind unendlich. Gleichzeitig kämpfen die meisten von uns mit Ressourcenmangel. Anders ausgedrückt: Wir würden gerne viel mehr machen, haben aber nicht genug Personal.

Wie also priorisieren? Ich bin kein Freund davon, fünf goldene Regeln aufzuschreiben, die garantiert zum Glück führen. Zu oft habe ich Ratschläge gelesen und gehört, deren genaues Gegenteil bei uns in der Hansestadt Stade bestens funktionierte. Dennoch kann man festhalten, dass neben der klassischen Pressearbeit Social Media mittlerweile ein Muss ist. Darüber besteht (hoffentlich) kein Zweifel! Aber welche Netzwerke sollten bedient werden?

Ich plädiere dafür, sich die zu kommunizierenden Inhalte anzuschauen und sich zu fragen, über welche Medien (Text, Video, Audio) sie am besten funktionieren. Ganz wichtig ist, die individuellen Stärken und Talente der Kommunikator*innen in die Entscheidung miteinzubeziehen. Denn Social Media funktioniert nur mit Leidenschaft. Wird ein Kanal als Pflicht wahrgenommen, spüren das die Nutzenden.

Verschiedene Kanäle ausprobieren

Wir sind seit 2021 bei Facebook – samt einer eigens eingerichteten Gruppe zum Melden von Wildmüll – sehr erfolgreich, wenn es um den direkten Kontakt mit Bürger*innen geht. Das macht Facebook, das immer wieder als überholt bezeichnet wird, für mich zu einer ganz wichtigen Säule im Kommunikationsmix. Außerdem gebe ich der Stadtverwaltung ein Gesicht, indem ich neue Mitarbeitende vorstelle. Dazu nutze ich ein Video-Format, weil Bewegtbild mehr Emotionen transportiert. Das führte dazu, dass wir Youtube in unser Portfolio aufnahmen. Linkedin nutzen wir ebenfalls, um der Verwaltung ein Gesicht zu geben und Mitarbeitende in den Fokus zu rücken – allerdings eher mit Blick auf potenzielle Bewerber*innen sowie Kolleg*innen anderer Institutionen hier vor Ort.

Wer so Kanäle für unterschiedliche Zielgruppen ausprobiert, wird sehr bald merken, was wo funktioniert – und was nicht. Ein Beispiel: Informationen unserer Wirtschaftsförderung fallen bei Facebook regelmäßig durch, sind bei Linkedin aber äußerst erfolgreich.

Man sollte nicht die eigene Website vergessen! Die meisten Nutzenden surfen sie zwar an, weil sie etwas ganz Bestimmtes suchen, aber es gibt auch einige, die sich über die Website regelmäßig über alles informieren, was bei der Stadtverwaltung neu ist.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Extern. Das Heft können Sie hier bestellen.