Thilo Grösch, Locafox, PR-Manager (c) Stuart Corbishley
Egal, in welcher Branche oder zu welchem Produkt: Über welche Kampagne haben Sie zuletzt gelacht – und warum?
Thilo Grösch: Über den neuen Brand „Die Mannschaft“ des DFB – das kann nur scherzhaft gemeint sein. Aber auch Joko und Klaas’ Granini-Spot in Anlehnung an die Mentos-Kampagne mit BVB-Spieler Kevin Großkreutz und der anschließend inszenierten Pressekonferenz fand ich erfrischend. Besonders schmunzeln musste ich, als ich neben zwei „Ich-machs-mit“-Plakaten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung („Ich mach’s mit Erfahrung“ und „Ich mach’s mit meinem Mann“) ein Plakat des Baumarkts toom mit dem aktuellen Slogan „Respekt, wer’s selber macht“ gesehen habe. Ob gewollt oder nicht: Besser hätte man das wohl nicht platzieren können …
Was war das Schrägste, das Sie je über einen Ihrer Arbeitgeber lesen mussten?
Ich muss gestehen, dass ich mich auch nach langem Grübeln an nichts Schräges erinnern kann, das ich in den vergangenen zehn Jahren, die ich jetzt in der Medienbranche arbeite, mal über einen meiner Arbeitgeber hätte lesen müssen. Das mag aber sicher auch daran liegen, dass ich lange Zeit als Journalist tätig war, da liest man ja eher weniger über sich selbst als dass man über andere schreibt.
Welches Unternehmen benötigt dringend mehr Humor in der PR?
Standardgemäß die Bahn. Aber aktuell hätte es wohl die Therme nötiger, die das junge Pärchen anzeigte, weil es das mit dem „Spaßbad“ etwas zu wörtlich genommen hatte.
Iris Wahlmüller, Pädagogische Hochschule Linz, Pressereferentin, Sponsoring-Beauftragte, Veranstaltungsorganisatorin (c) Privat
Über welche Kampagne haben Sie zuletzt gelacht – und warum?
Iris Wahlmüller: Zuletzt habe ich über die Gremlins-Kampagne von Snickers gelacht – weil ich auch manchmal Schokolade brauche, um wieder zum Menschen zu werden.
Was war das Schrägste, das Sie je über einen Ihrer Arbeitgeber lesen mussten?
Das Lustigste war wohl der Bericht eines Journalisten, der im Selbsttest an unseren Aufnahmeprüfungen für die Lehramtsstudien teilnahm, und von seinen missglückten Versuchen beim Singen und Sport schrieb.
Wer benötigt dringend mehr Humor in der PR?
Sämtliche politische Parteien.
Martin Otto-Hörbrand, Linden-Museum Stuttgart, Head of PR Department (c) Anatol Dreyer
Über welche Kampagne haben Sie zuletzt gelacht – und warum?
Martin Otto-Hörbrand: Schmunzeln musste ich über die Superhelden-Kampagne des Stuttgarter Balletts im Spielplan für die kommende Saison: Die Inszenierung der ersten Solisten als Captain Fantastic, Raven Man oder The Amazon spielt auf witzige Art mit Comic-Optik und -sprache und vermittelt dabei sogar noch interessante Informationen.
Was war das Schrägste, das Sie je über einen Ihrer Arbeitgeber lesen mussten?
Am Mega-Stress-Tag vor der Eröffnung unserer bislang größten Ausstellung „Inka – Könige der Anden“ (2013) entführte Ingmar Volkmann von der „Stuttgarter Zeitung“ unsere Direktorin Inés de Castro auf den Cannstatter Wasen – für ein „Horror-Interview“ in der Geisterbahn. Sehr skurril!
Welches Unternehmen benötigt dringend mehr Humor in der PR?
Ich möchte da immer bei der eigenen Institution anfangen: Humor, vor allem in Form von Selbstironie, schadet nie. Wenn jemand lachen muss, hat man doch schon gewonnen.
Thorsten Tarik Neu, Turkish Airlines, Presse- und Öffentlichkeitsreferent (c) Privat
Über welche Kampagne haben Sie zuletzt gelacht – und warum?
Thorsten Tarik Neu: Spontan, Robbie Williams als Marketingleiter bei VW, das hat schon Unterhaltungswert. Das Drehbuch ist stimmig und die Botschaften werden in amüsante Szenarien gepackt mit einer großen Portion Eigenhumor des Hauptdarstellers. Tolle Kampagne.
Welches Unternehmen benötigt dringend mehr Humor in der PR?
Da gibt es kein konkretes. Sicherlich haben es einige Branchen generell schwerer, dem Produkt eine unterhaltsame und lustige PR zu verleihen.
Julia Richter, bis vor Kurzem Vice President bei FleishmanHillard, jetzt freie Kommunikationsberaterin (c) Privat
Über welche Kampagne haben Sie zuletzt gelacht – und warum?
Julia Richter: Die neuen Spots von Booking.com machen einfach Spaß – vor allem in der jetlag-geplagten Business-Nomadin können sich sicherlich auch viele Berater wiederfinden. Hier wird geworben mit Geschichten aus dem wahren Leben, leicht überspitzt und sehr sympathisch. So funktioniert Storytelling. Davon können auch PRler lernen.
Was war das Schrägste, das Sie je über einen Ihrer Arbeitgeber lesen mussten?
Der für deutsche Ohren etwas komplizierte Name meines bisherigen Arbeitgebers FleishmanHillard hat natürlich immer für lustige Verschreiber und Verhörer gesorgt. Das Schöne an meiner Zeit dort ist aber, dass wir zwar viel gemeinsam gelacht haben, aber nicht über uns gelacht wurde. Manche mögen das ein bisschen langweilig finden. Ich bin aber der Meinung, dass für den Erfolg großer Agenturnetzwerke Seriosität und eine gute Reputation entscheidend sind.
Welches Unternehmen benötigt dringend mehr Humor in der PR?
Die Premium-Hersteller unter den Autobauern benötigen dringend mehr Humor. Wer sich selbst nicht ganz so ernst nimmt, wirkt sympathischer, souveräner und näher am Kunden. Die Mittelklasse- und Kleinwagenanbieter wie Opel oder Ford („Schmollbraten“) machen das schon gut vor. In der Luxusklasse fahren aber seit Jahrzehnten Wagen an den immer gleichen Küstenstraßen und Bergpässen entlang. So langweilig! Wie schwer sich dieses Segment mit neuen Wegen tut, zeigt sich ja vielfach auch im (Nicht-) Umgang mit Onlinern und Bloggern. Hier haben fast alle Premium-Hersteller noch deutlichen Nachholbedarf.
Christopher Intsiful, Brunata-Metrona-Gruppe, PR Manager (c) Privat
Egal, in welcher Branche oder zu welchem Produkt: Über welche Kampagne haben Sie zuletzt gelacht – und warum?
Christopher Intsiful: Herzlich gelacht habe ich über die Tchibo-Kampagne für Black & White Kaffee – ein Kaffee, den man sowohl schwarz als auch mit Milch trinken kann, darauf muss man erst einmal kommen! Kommentar eines Bekannten: „Ich darf es ja eigentlich nicht ausplaudern, aber in der nächsten Kampagne geht es um Zucker…“ Gleichzeitig war ich heilfroh, dass ich nicht die Pressemitteilung zur Produkteinführung schreiben musste.
Was war das Schrägste, das Sie je über einen Ihrer Arbeitgeber lesen mussten?
Die schrägsten Geschichten über meinen aktuellen Arbeitgeber (Brunata macht Heizkostenabrechnungen) finden sich in Foren. Es ist erstaunlich, welche Fantasie die Leute an den Tag legen, wenn es darum geht, die alten Heizkostenverteiler mit den Glasröhrchen zu manipulieren. Vom nassen Lappen bis zum Kühlakku ist alles dabei – funktioniert aber alles nicht.
Welches Unternehmen benötigt dringend mehr Humor in der PR?
„Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Matthäus 7,3) Wir versuchen erst einmal, Humor in unserer eigenen PR zu etablieren, bevor wir anderen diesbezüglich Ratschläge erteilen.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Humor. Treffen sich zwei…. Das Heft können Sie hier bestellen.