Schülerin übernimmt Currenta-Unternehmenskommunikation

Chef für einen Tag

Elisabeth Hahn ist 17. Nach den Sommerferien startet die Schülerin in die zwölfte Klasse. Am 3. August übernahm sie, im Rahmen der Aktion „Meine Position ist spitze!“ der Brancheninitiative ChemCologne, für einen Tag die Leitung der Unternehmenskommunikation des Chempark-Betreibers Currenta. Kurz vor ihrem Feierabend sprachen wir mit der neuen Currenta-Kommunikationschefin und ihrem „Vorgänger“ Jürgen Gemke über das Hineinschnuppern in den PR-Beruf, bohrende Fragen von Journalisten und warum ein Pressesprecher nicht mit dem Oberkörper schwanken sollte.

Frau Hahn, Ihr Arbeitstag als Kommunikationschefin für einen Tag bei Currenta neigt sich dem Ende entgegen. Erzählen Sie mal, wie war es?

Elisabeth Hahn: Es war ein sehr interessanter, aber auch fordernder und anstrengender Tag mit vielen neuen Eindrücken. Ich hatte keine wirkliche Vorstellung, was Unternehmenskommunikation eigentlich ist. Und bin wirklich überrascht, wie vielseitig der Beruf eigentlich ist. 

Wenn Sie gar keine genaue Vorstellung von dem Beruf des Kommunikators hatten: Was hatten Sie sich dann von diesem Tag erhofft?

Ich habe versucht, keine Erwartungen zu haben, weil man dann auch nicht enttäuscht werden kann. Für den Beruf des Kommunikators hatte ich mir schon vorgestellt, dass man viel mit Journalisten und Medien zu tun hat und das Unternehmen nach innen sowie außen repräsentiert. Aber erst in dem Nachbarschaftsbüro, das Currenta für den direkten Austausch in der Leverkusener Innenstadt betreibt, ist mir klar geworden, dass es auch um Kontakt mit den Anwohnern oder Schülern geht. Das hat mich begeistert.

Und welche Aufgaben oder Termine standen dann heute auf dem Plan?

Am Vormittag standen ein Medientraining und im Anschluss eine Redaktionsbesprechung der Nachbarschaftszeitung Chempunkt auf dem Programm. Nach dem Mittag ging es zu einem Besuch im Chempunkt-Nachbarschaftsbüro und schließlich musste ich noch eine Pressemeldung schreiben für die anschließende Pressekonferenz mit Lokalmedien. 

Das klingt nach einem straffen Zeitplan. Was war für Sie heute die größte Herausforderung?

Das war tatsächlich das Medientraining. Wir haben verschiedene Situationen von Ereigniskommunikation geübt, wobei ich von einem Kamera-Team gefilmt wurde und die Fragen der „Journalisten“ wurden auch von Wiederholung zu Wiederholung fieser. Ich wurde da ziemlich ins kalte Wasser geschmissen, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. 

Ereigniskommunikation bei einem Unternehmen, das drei Chemieparks betreibt, klingt nach Krisenkommunikation. Welche Szenarien mussten beim Medientraining kommuniziert werden?

Jürgen Gemke: Wir haben einen Verkehrsunfall mit einer Schülerpraktikantin simuliert. Dieses Szenario wurde dann in verschiedenen Eskalationsstufen durchgespielt, um zu zeigen, wie weite Kreise so ein Ereignis auch kommunikativ ziehen kann. Dass beispielsweise nicht einfach nur eine Pressemitteilung zu texten ist, sondern plötzlich auch ein Kamera-Team vor der Tür stehen kann und ein Statement oder Interview braucht. 

Dann war der restliche Tag wahrscheinlich ein Kinderspiel, oder?

Elisabeth Hahn: Der Redaktionsbesprechung im Anschluss hat mir sehr gut gefallen, weil ich viele meiner Ideen einbringen konnte und das Team auch sehr interessiert daran war, welche Themen mich als Leser interessieren würden. Die eine oder andere Anregung hat die Redaktion auch überrascht. Ich bin jetzt gespannt, was davon umgesetzt wird.

 

Sie kommen nun gerade von der eben angesprochenen Pressekonferenz mit Vertretern der Lokalpresse. Was ist ihr Eindruck, kann man mit Journalisten arbeiten?

Das war schon eine Situation, die mich ordentlich gefordert hat. Ich musste sehr viele Fragen beantworten. Und nach meinen Antworten wurde auch immer wieder nachgehakt.  Ich wusste dann oftmals nicht, was ich sagen sollte. An der einen oder anderen Stelle kam es mir fast ein wenig penetrant vor. Sie haben nicht locker gelassen.

Hat Ihnen das Medientraining vom Vormittag während der Pressekonferenz geholfen?

Auf jeden Fall. Ich habe zum Beispiel gelernt, wie man vor der Kamera nicht nervös wirkt. Immer dem Gegenüber in die Augen schauen, möglichst gerade stehen und bloß nicht mit dem Oberkörper hin- und herschwanken.

Herr Gemke, Sie waren den Tag über ja quasi „arbeitslos“, aber was nehmen Sie aus dem Besuch von Frau Hahn in der Currenta-Unternehmenskommunikation mit?

Jürgen Gemke: Glauben Sie bloß nicht, ich hätte heute am Baggersee gelegen, das war bei der Wetterlage leider nicht möglich. Aber Spaß bei Seite. Es war eine tolle Erfahrung, eine jungen Menschen in unserem schönen Berufsfeld schnuppern zu lassen. Für meine Kollegen und mich war der Tag sehr spannend, da wir Fragen und Ideen aus einer Perspektive erhalten haben, die man doch nicht immer mitdenkt. Wir schauen mal, was wir wie umsetzen können.

Sie würden sich also auch noch einmal für einen Tag rausschmeißen lassen. 

Immer wieder und wenn Frau Hahn wiederkommen würde, dann kennt sie jetzt auch schon die Abläufe. Allerdings haben wir uns für diesen Tag stark auf die externe Kommunikation fokussiert. Den großen, wichtigen Part der internen  oder Mitarbeiter-Kommunikation haben wir ausgeklammert. Für diesen Bereich lohnt sich definitiv noch ein zweiter Tag.  

Und Sie Frau Hahn, können Sie sich nach diesem Tag vorstellen, den Beruf eines Pressesprechers zu ergreifen? 

Eigentlich wollte ich nach dem Abitur etwas Richtung Naturwissenschaften machen, aber mir hat die Vielfältigkeit gefallen. Und, dass dieser Beruf auch immer die Möglichkeit eines Quereinstiegs bietet. Ich war zuvor davon ausgegangen, dass die meisten Pressesprecher Journalismus studiert haben. Ich behalte die Möglichkeit definitiv im Hinterkopf und wer weiß, vielleicht arbeite ich dann eines Tages doch noch in der Unternehmenskommunikation.

 

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