Totenstille. Niemand hustet, gähnt oder blättert im Programm, als Autor und Moderator Roger Willemsen beim Kommunikationskongress als Keyspeaker auftritt. In rasantem Tempo führt er durch die Kultur- und Musikgeschichte, lobt Komunikation als „wichtiges Kulturgut, was geeignet ist, Einsamkeit zu überbrücken.“ Jedes Ereignis habe drei Rezipienten: Den Beobachter, zu dem es das russische Sprichwort gibt, „er lügt wie ein Augenzeuge“. Den Kritiker, der sich durch die Vergrößerung einzelner Elemente absetzt. Und den Rühmenden – analog zum Presseprecher.
Die Absurdität von medialen Streits entblättert Willemsen den Shitstorm gegen die US-Schauspielerin Anne Hathaway: „Wer „I hate Anne Hathaway“ googelt, erhält 8 Millionen Beiträge. Begründungen dafür fand ich nur zwei: Sie habe ein längliches Gesicht. Und komische Zähne.“
Sehen Sie hier den Mitschnitt seiner Keynote.
Am Ende fragt er: „Der Finger, der schmerzt, individualisiert sich. Könnten wir nicht in diesem Sinne die Schmerzen Gottes sein?“ Prompt wünscht sich der atemlosen Saal: Lasst uns der schmerzende Finger sein.
Im Video-Interview sprach der Meister der Worte und Wörter über die Kunst des Streitens und setzte sich mit uns ins Bett. Warum? Sehen Sie selbst.