Özil kritisiert, Arsenal laviert, China blockiert

Nach Özil-Tweet zur Uiguren-Behandlung

Der ehemalige deutsche Fußballnationalspieler Mesut Özil hat wieder einmal durch eine politische Äußerung einigen Unmut auf sich gezogen. Im vergangenen Jahr musste er vor allem in den deutschen Medien einige Kritik einstecken, weil er sich mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan ablichten ließ und diesen später sogar zu seiner Hochzeit einlud.

Ein türkischsprachiger Tweet, den Özil am vergangenen Freitag absetzte, dürfte nun vielen chinesischen Fans sauer aufgestoßen sein. Darin bemängelte der Fußballer das Schweigen muslimischer Staaten in Bezug auf die Verfolgung der Uiguren in China. Mehr als eine Million Uiguren sowie andere Muslime befinden sich Menschenrechtsaktivisten zufolge derzeit in Umerziehungslagern der chinesischen Behörden.

In China würden „Korane verbrannt, Moscheen geschlossen, islamische Schulen verboten“, so Özil. Die westlichen Staaten würden seit Monaten auf die Verfolgung der Uiguren aufmerksam machen, schrieb er, und kritisierte: „Die Muslime schweigen. Ihre Stimme wird nicht gehört.“

Zwar distanzierte sich Özils Verein, der Londoner Klub FC Arsenal, umgehend von dessen Äußerungen. Auf dem chinesischen Mikroblogging-Dienst Weibo schrieb der Klub, Özils Äußerungen seien seine persönliche Meinung. Arsenal halte sich dagegen an das Prinzip, keine politischen Statements abzugeben. Dahinter dürften auch wirtschaftliche Interessen stecken: Laut dem britischen „Guardian“ betreibt Arsenal in China eine Restaurantkette.

Die Distanzierung des Vereins besänftigte die chinesischen Gemüter offenbar jedoch nicht: Das Staatsfernsehen CCTV strich sogleich die Übertragung des Spiels zwischen Arsenal und Manchester City, die für Sonntagnachmittag angesetzt war, aus dem Programm. Die Begründung lieferte die staatliche Zeitung „Global Times“ auf ihrem englischsprachigen Twitter-Account: Özils „falsche Kommentare“ hätten die chinesischen Fans und den nationalen Fußballverband „enttäuscht“.