"Meine Arbeit wurde zur Gewohnheit"

PR-Aussteiger erzählen

Ich war 13 Jahre in der Unternehmenskommunikation tätig, zunächst bei Roche, anschließend bei Syngenta. Es hat mir anfangs sehr gut gefallen. Ich konnte bei Roche die interne Kommunikation aufbauen – das war Anfang der 2000er Pionierarbeit. Bei Syngenta hatte ich mit Change- und interner Kommunikation zu tun.

Aber irgendwann begannen sich die Aufgaben und Herausforderungen zu wiederholen. Meine Arbeit wurde zur Gewohnheit. Es war eine Gratwanderung zwischen Bore-out und Burn-out: Mein Arbeitsfeld bot mir wenig Neues, aber die Arbeit musste sehr schnell gehen.

Der Grund, aus dem ich aussteigen wollte, war aber nicht meine Arbeit, sondern meine beiden Kinder. Ich wollte einen größeren Anteil an ihrem Alltag haben. Zugegeben: Ich sträubte mich ein wenig; konnte mir nicht recht vorstellen, Heim Mama zu sein. Es erschien mir damals, als würde ich ein wenig Freiheit aufgeben. Immerhin würde ich nicht mehr selbst verdienen und ein Stück weit abhängig sein.

Aber diese Gedanken lösten sich in Wohlgefallen auf, weil mir auch bewusst wurde, dass ich nicht nur Heim-Mama, sondern auch Schriftstellerin werden wollte. Diesen Wunsch hegte ich insgeheim seit meinem Germanistik-Studium. Letztendlich reagierten mein Chef und meine Kollegen überrascht, aber auch sehr positiv und unterstützend.

Nach meiner Kündigung legte ich mehrere Monate Pause ein. Das brauchten Geist und Körper. Dann ging es los: Von 9 bis 14 Uhr saß ich am Schreibtisch und arbeitete an meinem Romanmanuskript. So ging es 21 Monate lang. Und nach fast einem Jahr Suche fand ich gleich zwei Verlage, die Interesse daran hatten. Und heute? Ich bin Schriftstellerin – und genieße jeden Moment.

Protokoll: Anna Gielas

 

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe ALLES AUF ANFANG. Das Heft können Sie hier bestellen.

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