Ausgabe: 4 | 2018

MUT

Irgendwann muss es auch mal Mut sein

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich etwas Dummes tat, um anderen zu imponieren. Es war eine Mutprobe und ich kaum zehn Jahre alt. In der Nachbarschaft, gleich neben der Haustür des unter uns Kindern ob seiner Mürrischkeit gefürchteten Herrn L., hing ein Zigarettenautomat. Ob sich jemand traut, etwas in den Münzschlitz zu stecken? Alle Kinder zögerten. Ich auch. Dann schob ich kühn ein welkes Blatt hinein. Ich grinste stolz. Kurz darauf bekam ich Skrupel. Wir Kinder liefen davon.

Später erfuhr ich, dass Herr L. den Automatenaufsteller zur Reparatur rufen musste. Das Fünfmarkstück eines Kunden war steckengeblieben. Kleinlaut gestand ich meinen Eltern den Streich. Sie schimpften nicht, beorderten mich jedoch zum strengen Herrn L. Ich nahm all meinen Mut zusammen, klingelte, gestand und entschuldigte mich bei ihm. Und was geschah zwei Wochen später? Herr L. schenkte mir eine Mark: „Für deine Ehrlichkeit.“

Manchmal sind es (vermeintliche) Kleinigkeiten, die uns Mut abverlangen. Oft genug aber sind es die großen Fragen, für die wir ihn benötigen. Das Beharren auf einer unliebsamen Haltung beispielsweise. Der Widerspruch gegenüber der Unternehmensleitung. Oder die Entscheidung für ungewöhnliche Wege, die zuvor niemand gegangen ist.

In dieser Ausgabe wollen wir Ihnen einen Einblick geben, wie viele Facetten das Thema Mut für Kommunikatoren haben kann. In unserer Titelstrecke finden Sie sehr persönliche Geschichten ebenso wie preisgekrönte Kampagnen und Tipps für Ihren beruflichen Alltag. Dass Mut in der Vuca-Welt vonnöten ist, verdeutlichen die Ergebnisse der neuen Berufsfeldstudie, die wir in Auszügen exklusiv betrachten.

Nur Mut, liebe Leser, und herzliche Grüße!

Jens Hungermann
Chefredakteur

Artikel aus dem Magazin MUT