Die Frage nach einem Kommunikationsmanagement als Führungsfunktion begleitet unsere Studienreihe, seit wir sie vor etwa 15 Jahren gestartet haben. Eine PR, die die Innen- und Außenbeziehungen kommunikativ moderieren und maßgeblich steuern soll, muss dafür innerhalb ihrer Organisation entsprechend wirkmächtige Positionen besetzen. Sie ist darauf angewiesen, dass dieser Anspruch breit akzeptiert wird. Notwendig ist aber ebenfalls eine sichere Ressourcenausstattung bis hin zu soliden Gehältern der PR-Schaffenden. Diese verschiedenen Aspekte, Führung durch PR erfolgreich möglich zu machen, haben wir in unserer Berufsfeldstudie erneut untersucht.
Die Studie
Die Studienreihe Kommunikationsmanagement entsteht in Kooperation von Bundesverband deutscher Kommunikatoren (BdKom) und Quadriga Hochschule Berlin. Seit 2005 werden regelmäßig die Strukturen des Berufsfeldes in Deutschland, Karrierewege, Positionen, Gehälter und Einstellungen von PR-Schaffenden per Online-Befragung erhoben. Für 2021 wurden mehr als 1.500 PR-Fachleute befragt. Quadriga-Hochschulpräsident René Seidenglanz leitet die Studie.
Institutionell ist das Kommunikationsmanagement in Deutschland seit anderthalb Jahrzehnten recht hoch angesiedelt. Zehn Prozent der PR-Angestellten arbeiten heute auf höchster Leitungsebene, das heißt als Teil des Vorstands oder der Geschäftsführung. Weitere 80 Prozent haben direkten Zugang zur Organisationsleitung. Sie sind ihr direkt zugeordnet beziehungsweise agieren als zentrale Organisationseinheit direkt unter ihr.
Kritischer wird es bei der Akzeptanz der deutschen PR-Abteilungen. Seit 2007 fragen wir regelmäßig ab, inwiefern diese beratend oder auch strategisch tätig sind, inwiefern sie in strategische Entscheidungen eingebunden sind oder sich nur als Verlautbarungsstelle fühlen. Diese Werte haben in den vergangenen 15 Jahren einen interessanten Verlauf genommen. Ausreichend strategischen Einfluss reklamierte anfangs noch fast die Hälfte der deutschen PR-Manager für sich. Danach sank dieser Anteil bis 2018 kontinuierlich um etwa zehn Prozent ab. Allerdings hat PR in dieser Zeit nicht tatsächlich an Einfluss verloren. Es war lediglich der Anspruch von PR nach strategischer Mitwirkung deutlich stärker gestiegen.
PR dringt in jedem zweiten Fall nicht zum Top-Management durch
Die PR will nicht nur angehört oder berücksichtigt werden, sondern auch als strategischer Partner auf Augenhöhe anerkannt sein. Hier hatte sich die Realität in Unternehmen und Institutionen nur unzureichend weiterentwickelt. Erst heute hat sich der Wert wieder auf etwa 50 Prozent erhöht. Gerade auch die wachsende Bedeutung von Kommunikation im Zuge der Coronakrise scheint hier erstmals für einen nachhaltigen Schub gesorgt zu haben. Dennoch dringt die PR in jedem zweiten Fall nicht zum Top-Management durch, selbst wenn es um wesentliche Impulse in kommunikativen Fragen geht, und noch immer sieht sich jeder vierte deutsche PR-Manager auf eine Verlautbarungsstelle reduziert.
Anders als etwa 2008, als im Zuge der weltweiten Finanzkrise besonders die PR in der Privatwirtschaft massive Budgetkürzungen hinnehmen musste, scheint die Coronakrise für die PR-Branche insgesamt nicht für auffällige Verwerfungen zu sorgen. Betrachten wir die jüngste Entwicklung für ganz Deutschland, so wird das Bild vor allem durch Stabilität geprägt. 58 Prozent der PR-Einheiten konnten ihre Budgets in den letzten drei Jahren halten. In 17 Prozent der Fälle sind sie gesunken. Allerdings liegt der Anteil steigender Budgets höher, nämlich bei 27 Prozent. Auch beim Blick in die Zukunft gehen PR-Schaffende überwiegend von einer stabilen Finanzausstattung aus.
Dass die Pandemie und ihre direkten und indirekten Auswirkungen auf das operative Geschäft der jeweiligen Organisationen dennoch die Budgetentwicklung beeinflusst haben, ist nachvollziehbar. So zeigt sich mit Blick auf die Daten: Je stärker die Gesamtorganisation die Folgen der Coronakrise zu spüren bekam, desto eher war auch die PR-Einheit von Budgetkürzungen betroffen.
Gender Pay Gap zeichnet sich deutlich ab
72.000 Euro brutto verdient ein PR-Praktiker oder eine PR-Praktikerin 2021 im Durchschnitt bei einer Vollzeitstelle. Aussagekräftig ist unsere Studie vor allem für PR-Schaffende in Fach- und Führungspositionen mit mittlerer oder höherer Berufserfahrung.
Beste Verdienstchancen für PR-Manager bestehen naturgemäß in der Privatwirtschaft und hier vor allem in Großunternehmen ab 5.000 Mitarbeitern. Dort reicht das Spektrum von Jahresdurchschnittsgehältern (Median) von circa 130.000 Euro für Gesamtleitungspositionen bis 77.000 Euro für Fachkräfte ohne Führungsverantwortung. Im Branchenvergleich liegen hier Luft- und Raumfahrt, Energie und Versorgung sowie die Konsumgüterindustrie vorn. Die Einkommen in öffentlichen oder staatlichen Institutionen, Vereinen, Verbänden sowie anderen Organisationen der öffentlichen Willensbildung sind demgegenüber geringer mit 72.000 beziehungsweise 75.000 Euro für Gesamtleitungspositionen.
Auch andere Unterschiede werden in unseren Daten deutlich. Ein Arbeitsplatz in den östlichen Bundesländern ist mit einem monatlichen Minus von etwa 1.000 Euro verbunden. Auch ein Gender Pay Gap zeichnet sich 2021 deutlich ab. Selbst unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Teilzeitarbeit (Frauen sind massiv häufiger auf Teilzeitpositionen beschäftigt, siehe Grafik unten), Berufserfahrung (in älteren PR-Generationen ist der Anteil männlicher Beschäftigter deutlich höher als in jüngeren) und Belegung von Führungspositionen beträgt der Gehaltsunterschied zwischen PR-Männern und -Frauen für eine Vollzeitstelle 13.000 Euro brutto im Jahr.
Moderate Gehaltssteigerungen
Im Ergebnis zeigen sich schließlich rückblickend auf die vergangenen drei Jahre moderate Gehaltssteigerungen. Das gilt im besonderen Maße für die großen, aber auch die kleineren Unternehmen. In den mittleren Unternehmen hingegen zeigt sich ein leicht unterschiedlicher Trend. Hier scheinen vor allem Top-Verdiener hinzugewonnen zu haben, während die Gehaltsentwicklung bei kleineren und mittleren PR-Einkommen eher stagniert hat oder sogar zurückgegangen ist.
Insgesamt aber zeigt die Gehaltsentwicklung, dass die Branche bislang robust durch die Krise gekommen ist. Der oben schon erwähnte und auch in unserer Studie belegte krisenbedingte Bedeutungsgewinn von Kommunikation scheint hierauf aber nur einen geringen Einfluss zu haben. Ohnehin würde sich dies erst mittelfristig zeigen. Vielmehr deuten sich auch in der Kommunikationsbranche Engpässe bei der Besetzung qualifizierter Stellen an. Von einem Fachkräftemangel, wie er inzwischen im Agentursektor häufiger beklagt wird, kann im Organisationssektor noch nicht gesprochen werden. Aber viele Kommunikationschefs berichten inzwischen, dass der Bewerbermarkt enger geworden ist. Das erklärt vermutlich, dass die Gehälter in der jüngsten Vergangenheit stärker gestiegen sind als zuvor.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #HiddenChampions. Das Heft können Sie hier bestellen.