Pennys „Wahre Kosten”-Aktion: Mehr als ein Diskussionsanstoß?

Nachhaltigkeitskommunikation

Werden bei Lebensmitteln die wahren Kosten eines Produkts mit aufgeschlagen, sodass sich der Preis um bis zu 94 Prozent erhöht, sinkt der Konsum – aber nicht so stark wie erwartet.

Das ist das Fazit bezüglich der „Wahre Kosten“-Kampagne des Lebensmitteldiscounters Penny in Zusammenarbeit mit der Uni Greifswald und der TH Nürnberg, die heute auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt wurde.

Im Zeitraum vom 31. Juli bis zum 5. August 2023 verkaufte Penny in allen 2.150 Märkten in Deutschland neun ausgewählte Produkte, die zusätzlich zum eigentlichen Verkaufspreis die Umweltfolgekosten beinhalteten. Diese wurden gesondert aufgeführt, um die Konsument*innen auf den Preis für nachhaltig produzierte und transportierte Produkte aufmerksam zu machen. Die Umweltfolgekosten sind die Kosten, die entlang der Lieferketten anfallen. Dazu zählen die Auswirkungen der Faktoren Boden, Klima, Wasser und Gesundheit. Im Verkaufspreis von Produkten, Dienstleistungen und Lebensmitteln werden diese in der Regel nicht abgebildet. Es ist außerdem häufig nicht transparent, ob, wann, wie und wo diese ausgeglichen werden.

Hauptmotivation für den Kauf teurerer Produkte: Gewohnheit

Zusätzlich wurden vor und nach der Kampagne insgesamt 2.255 Teilnehmer*innen befragt. 85 Prozent gaben an, dass der Hauptgrund die Produkte nicht zu kaufen, der Preis war. Je größer der Aufschlag der Umweltfolgekosten ausfällt, desto stärker sinkt die Nachfrage der Kund*innen. Auf die Frage nach der Motivation, die Produkte trotz hohem „Wahre Kosten”-Preis zu kaufen, antworteten 93 Prozent der Käufer*innen, dass sie diese immer kauften, 86 Prozent führten Ihr Interesse an Nachhaltigkeit an, 83 Prozent überzeugte die Verbindung zum Zukunftsbauern.

Politische Debatte anregen

„Eine Studie zu solch besonderen Preisanpassungen auf einer vergleichbar breiten, faktenbasierten Datenbasis hat es bisher noch nicht gegeben. Das ermöglicht eine völlig neue Qualität der Diskussion über die Umweltfolgekosten, auch im Hinblick darauf, ob der Lebensmittelhandel der geeignete Ort ist, dieses Thema zu adressieren“, sagt Prof. Dr. Tobias Gaugler, Professor für Betriebs- und Finanzwirtschaft an der Technischen Hochschule Nürnberg.

Für jeden Dritten eignet sich die Aktion, um eine politische Debatte zu dem Thema in Gang zu bringen.