Nachhaltigkeit ist vor allem ein PR-Thema

Umfrage

Klimawandel, Umweltzerstörung, Pandemie und Fachkräftemangel beschäftigen Vorstände als auch Beschäftigte in Deutschland gleichermaßen. Dennoch: Für den überwiegenden Teil der deutschen Vorstände und Führungskräfte gilt Nachhaltigkeit noch immer vorrangig als Reputationsrisiko, das es zu managen gilt, nicht aber als Geschäftsmodell.

Das geht aus einer Umfrage der Personalberatung Russell Reynolds Associates hervor, die weltweit 9.500 Vorstände und Mitarbeiter*innen zur Bedeutung, den Reifegrad und die Umsetzungsfähigkeit von Nachhaltigkeitsstrategien in ihren Unternehmen befragt hat. In Deutschland wurden 658 Mitarbeiter*innen und Nachwuchsführungskräfte sowie 89 Vorstände befragt. Die Ergebnisse der Umfrage, die bereits im Frühjahr 2021 durchgeführt wurde, sind am Montag veröffentlicht worden.

46 Prozent der Vorstände in Deutschland geben demnach an, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus Marketingerwägungen getroffen werden. Damit ist laut Studie das Ziel verbunden, als gesellschaftlich verantwortlich angesehen zu werden und sich über ein Nachhaltigkeitsimage vom Wettbewerb abzusetzen. Nur 15 Prozent sagen, dass zusätzliche Wertschöpfung die treibende Kraft ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sei.

Klar kommunizierte CSR-Strategie in nur jedem vierten Unternehmen

Lediglich jede vierte befragte Führungskraft in Deutschland (global 43 Prozent) sagt, dass ihr Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie verfüge, die klar kommuniziert und umgesetzt wird. Und weniger als jede*r Dritte (31 Prozent, global 51 Prozent) ist der Meinung, dass sich ihr CEO persönlich für die Förderung der Nachhaltigkeit einsetze. Mitarbeiter*innen ohne Führungsverantwortung sind noch skeptischer: Nur 15 Prozent bescheinigen ihrem CEO ein besonderes Engagement für Nachhaltigkeit.

Auch die künftige Erwartungshaltung fällt in Deutschland vergleichsweise pessimistisch aus. Nur 31 Prozent der befragten Vorstände erwarten in den nächsten fünf Jahren erhebliche oder große Fortschritte bei der Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie und im Geschäftsbetrieb.

Dies könnte laut Studie daran liegen, dass deutsche Unternehmenschef*innen ein tieferes Verständnis dafür hätten, was es brauche, um eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Es könnte aber auch darauf hindeuten, so heißt es in der Studie weiter, dass es den CEOs nicht gelinge, ihre Aktivitäten an alle Unternehmensteile zu kommunizieren.

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