Wie erfolgreich sind meine Corporate Influencer?

Datev testet den CI-Score

Microsoft, Otto, Daimler, LV1871 und jetzt Datev. Immer mehr Firmen setzen in der Kommunikation auf Corporate Influencer. Sie bedienen sich der Expertise und Persönlichkeit ihrer Mitarbeiter, um authentischer zu wirken und so die Distanz zum Kunden zu überbrücken. Um die Erfolge dieser Strategie messbar zu machen, entwickelte das Munich Digital Institute einen Corporate-Influencer-Score – den laut eigener Aussage ersten Erfolgsmesser auf wissenschaftlicher Basis. Zusammen mit Datev unterzieht ihn das Institut dem Praxistest.

„Unser Corporate-Influencer-Programm wurde vom Vorstand genehmigt, mit Budget und Ressourcen versehen. Es ist klar, dass ich den Erfolg messen muss. Ich hätte mir also auf jeden Fall etwas überlegen müssen”, so Christian Buggisch, Corporate Publishing Verantwortlicher bei Datev. Die Idee, dafür einen Corporate-Influencer-Score (CI-Score) zu entwickeln, sei vom Munich Digital Institute gekommen. Buggisch holte dessen Geschäftsführer Christian Henne und Mitarbeiter als Berater mit an Bord. „Wir haben drei Monate lang mit Datev an dem Score gearbeitet. Grundlage war ein zuvor von uns zusammen mit der Macromedia entwickeltes Customer-Experience-Score-Modell. Dieses misst die Beziehungs- und Erlebnisdimensionen, die Kunden mit Unternehmen beziehungsweise Marken erfahren.”

Wie bereit Datev für Corporate Influencer ist

Der CI-Score stellt einen Readyness-Check dar. Ein Unternehmen kann so ermitteln, wie fit es für den Einsatz von Corporate Influencern ist und wo Handlungsbedarf besteht. „Wir haben eine Intialbefragung mit zwei Gruppen gemacht, dem Projektkernteam und unseren Corporate Influencern. Das sind 30 von uns vorausgewählte Kollegen, die in irgendeiner Form bereits auf Social Media aktiv sind,” sagt Buggisch. Der standardisierte Fragebogen ist in die Bereiche Onboarding, Kommunikation, Organisation und Unternehmenskultur unterteilt. Die Auswertung übernahm Munich Digital. Auf einer Skala von 1 bis 5 konnten die Teilnehmer angeben, wie sehr sie einer Aussage zustimmten. Gefragt wurde zum Bespiel: Wissen Sie, was Sie kommunizieren und teilen dürfen? Wissen Sie, wen Sie kontaktieren dürfen, wenn Sie Fragen haben? Hatten Sie eine erste Schulung?

„Diese Status-Quo-Betrachtung ist Schritt 1. So kann das Unternehmen herausfinden, wo Stärken und Schwächen liegen und was die Influencer erwarten”, erklärt Henne. „Im zweiten Schritt untersuchen wir die messbare Performance, die durch die Influencer entsteht. Welche Effekte hat man nach außen, welche nach innen?” Die Performance-Analyse entspreche zu großen Teilen dem Modell des Customer-Experience-Scores und könne daher direkt angewendet werden. Da Datev sein Projekt aber gerade erst gestartet hat, sei dieses Instrument bisher nicht genutzt worden.

Luft nach oben beim Onboarding

Die Perfomance des Programms werde erst nach etwa sechs Monaten unter die Lupe genommen. Bis dahin hat Datev noch einiges zu tun. Auf einer Skala von 1 bis 5 erreichte das Unternehmen einen Wert von 2,9. „Das ist schön, aber nicht wahnsinnig informativ”, so Buggisch. „Spannend sind die Bereiche, aus denen sich der Score speist.” Im Onboarding erreiche Datev nur 30 Prozent. „Es ist klar, dass wir hier noch viel Luft nach oben haben. Denn wir sind gerade erst dabei, Dinge wie ein Corporate-Learning-Programm aufzubauen.” Auch eine FAQ-Liste, die Rahmenbedingungen vorgibt, sei in Arbeit. Denn die Befragten gaben an, dass ihnen Informationen fehlten, unter anderem im Bereich Recht und Compliance.

In der Kommunikation dagegen sei Datev mit einem Wert von 70 Prozent gut aufgestellt. „Trotzdem wollen wir auch diesen Bereich weiter optimieren, um dafür zu sorgen, dass Informationen noch verlässlicher fließen”, sagt Buggisch. „Wir haben ein Riesen-Paket an Aufgaben vor uns, die wir nicht alle gleichzeitig schaffen können.” Wichtig sei es, sie zu priorisieren. „Anhand des Scores erkennen wir sehr gut, worauf wir einen Schwerpunkt legen sollten. Er hilft einem, tragfähige Entscheidungen zu treffen.” So müsse er nicht nur auf sein Bauchgefühl vertrauen.

Weitere Firmen sollen folgen

Das Programm von Datev ist auf zwei Jahre angelegt. Alle sechs Monate soll der Erfolg mit dem Corporate-Influencer-Score gemessen werden. „Ob wir alle Aufgaben in dieser Zeit schaffen, wissen wir nicht. Doch das Projekt wird danach nicht einfach beendet, sondern bis dahin im Unternehmen etabliert sein.” Denn Datev sei der Überzeugung, dass es neben der zentralen Unternehmenskommunikation zunehmend auch dezentrale Kommunikation geben müsse, ohne dafür den Auftrag des Unternehmens zu haben. „Wir sehen darin eine große Chance und möchten die Reichweite und Relevanz dieser Botschaften, dieser dezentralen Kommunikation stärken und verbessern.” Dafür wolle das Unternehmen mehr Mitarbeiter, insbesondere aus den Bereichen Service, Vertrieb und Recruiting in die Lage versetzen, Corporate Influencer zu werden und sie unterstützen. „Wir machen ein Angebot, einen Zwang gibt es nicht.”

Datev bleibt nicht das einzige Unternehmen, das, um dieses Ziel zu erreichen, auf den Corporate Influencer Score zurückgreift. „Wir bieten das Modell auch anderen Firmen an. Es wird aktuell bereits aktiv bei uns nachgefragt. Denn je mehr Daten vorliegen, umso aussagekräftiger wird auch das eigene Ergebnis”, sagt Christian Henne.