Da war dieser Typ. Große Liebe. Von beiden Seiten in Tat und Wort. Kompliziert. Natürlich. Am Tag nach dem gegenseitigen Liebesgeständnis nahm er sich eine Depression. Man schickte tröstliche Hühnersuppe und Fußmassagen in Gedanken. Und er eine Whatsapp-Nachricht: „Vielleicht melde ich mich mal wieder. Es tut mir sehr leid.“ WTF?
Cliffhanger ohne Cliff produzieren erstaunlicherweise gerade in der Vorweihnachtszeit (Wünsche erfüllen?!?) auch so manche Unternehmen und Agenturen: Die Mails mit dem Betreff „KORREKTUR“ häufen sich.
Könige der Doppelbotschaften all überall
Da werden Produktneuheiten angekündigt, und über allem steht in fett und rot eine Sperrfrist. Die kurz (!) vor ihrem Verstreichen doch nochmal verlängert wird. Was einige nicht rechtzeitig lesen, so dass die im CMS automatisch getimte News schon in den SEO-Ergebnissen wirksam wird, egal, wie schnell die Meldung händisch wieder vom Schirm verschwindet. Das ist wie der andere Typ, der Dich zum Essen einlädt, und dem kurzfristig was dazwischen kommt. Beim nächsten Date bringst Du vorsichtshalber eine Freundin mit, um nicht wieder allein vor dem Verständnis-heuchelnden Ober zu seufzen.
Da werden Mega-Blockbuster für die muckeligen Weihnachtsfeiertage angekündigt – ganz unten in klein gedruckt mit einem Ausstrahlungstermin… von vor zwei Jahren. Düdumm. Das ist wie der eine Typ, der bei seiner Süßen wochenlang das ultimative Geschenk zum Feste anmoderiert, um die Vorfreude so zu steigern, dass die Beschenkte schon gar nicht mehr enttäuscht sein darf. Er freut sich so auf ihr Gesicht, sicher wird sie schier ausflippen und ihm huldigen als dem besten Präsentepräsenter aller Zeiten. Und der ihr die oscarreife Darbietung abnimmt, dass sie sich wirklich freut über exakt dasselbe Geschenk wie im Vorjahr, nur in einer anderen Farbe. Wirklich, dochdoch.
Besonders schön: Die PM einer Firma, aus der der geneigte Leser nicht nur von der Existenz einer Studie erfuhr mit dem Titel „Die Tüte in der modernen Kommunikationspolitik – psychologische Handlungsoptionen für Entscheidungsträger“ sondern in der eine Produktneuheit ankündigte wurde samt vier großvolumigen Bildanhängen – und falsch geschriebenem Firmennamen. Bye-bye, Budget.
Wir müssen an dieser Stelle nicht diskutieren über Finetuning. Professionalität. Wertschätzung. Respekt. Beziehungen ähneln sich in ihren Mechanismen. Und Zielgruppen funktionieren im Privaten wie im Job nach denselben Mechanismen.
Vielleicht melde ich mich mal wieder? Was glauben Sie?
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Streit. Das Heft können Sie hier bestellen.