Kooperation als Klischee-Killer

Agenturmitarbeiter lieben schnelle Autos, lassen sich doch so die üppigen Honorare der Kunden schneller von A nach B bewegen, und man kann sich sinnvolleren Tätigkeiten als ordentlicher Arbeit zuwenden. Die wird ohnehin von Scharen von Praktikanten erledigt, wenn die Strategieriesen längst wieder ihr Handicap verbessern und dabei jede Menge Kundennachschub aufbohren – immer bereit im Dienste der Akquise ständig zu nerven. Derartige Klischees über Agenturen gibt es natürlich heute längst nicht mehr, zumal in Zeiten des Kundensports „Honorardrücken“ und „Auspressen“ schnelle Autos zum Transport von Gewinnen sowieso keinen Sinn mehr machen. Auch Unternehmensvertreter müssen sich immer seltener für den Einsatz einer Agentur im Kollegenkreis und im Unternehmen rechtfertigen. Da scheint im Laufe der Zeit also trotz aller gegenseitigen Vorbehalte eine professionelle Koexistenz entstanden zu sein. Und dieses manchmal schwierige Verhältnis hat mit dafür gesorgt, dass Kommunikation in Unternehmen heute durchweg einen höheren Stellenwert als noch vor einigen Jahren besitzt. Somit alles Friede, Freude, Eierkuchen? – Fast, muss man einschränken, denn Klischees und Vorurteile tauchen reflexartig immer mal wieder auf, ob in launiger Pressechef-Runde bei der After-Show-Gala oder in einschlägigen Fachmedien, die die Top 10 der nervigsten Agentur-Akquisemethoden endlich mal wieder dem staunenden Publikum vorstellen. Das alles wäre ja wenig dramatisch, wenn sich nicht auch in der täglichen Zusammenarbeit immer noch das Fremdeln mit der jeweils anderen Seite zeigen würde.

 

Da gibt es Missverständnisse und Unklarheiten über Prozesse und Strukturen und häufig dienen die schlechten Beispiele als Referenz für vermeintlich angebrachtes Misstrauen auf beiden Seiten. Klischees können zwar Stoff für nette Anekdoten sein, sie sind aber hinderlich in der täglichen Arbeit. Insbesondere, wenn die massiven Marktumwälzungen gerade heute eine starke Partnerschaft von Agenturen und Kunden erfordern, um errungenes Terrain im Kommunikationsmix zu verteidigen. Hierzu muss man aufeinander zugehen, sich öffnen und gerade unerfahrenen Mitarbeitern die Chance zum gegenseitigen Kennenlernen geben. Dies zu ermöglichen, ist das Ziel des Hospitationsprogramms von BdP und GPRA, schließlich sind Klischees der Schnee von gestern, die Musik spielt heute und in der Zukunft. Und übrigens, immer mehr junge Mitarbeiter in Agenturen und bei deren Kunden finden Carsharing gut.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Kommunikations-Controlling, Evaluation und Eigen-PR. Das Heft können Sie hier bestellen.

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