Männer dominieren Familienunternehmen

Diversität

Diversity ist zu einem wichtigen Kommunikationsthema geworden. Zahlreiche Unternehmen reklamieren für sich, dem Thema eine hohe Priorität einzuräumen. Die Öffentlichkeit bewertet einen hohen Anteil von Frauen in Leitungspositionen positiv. Eine Organisation erscheint progressiv. Im Gegenzug zieht ein Mangel an Diversität Kritik auf sich. Eine Organisation wirkt rückständig. Der neueste Bericht der AllBright Stiftung zeigt, dass insbesondere in Familienunternehmen der Weg zur Geschlechtergerechtigkeit auf Führungsebene noch weit ist. Frauen sind in Spitzenpositionen von Unternehmen kaum vertreten.

Die deutsch-schwedische Stiftung hat im Zuge ihres Frühjahrsberichts die Geschäftsführungen der 100 größten deutschen Familienunternehmen auf ihre Geschlechterdiversität untersucht. Am Stichtag 1. März 2022 kommt die Studie auf 408 Männer und lediglich 37 Frauen in den Vorständen der untersuchten Unternehmen. 32 der 100 Unternehmen haben überhaupt keine Frau in der Geschäftsführung

AllBright erkennt einen Zusammenhang zwischen dem Einfluss von außen durch externe Stakeholder und Medien auf ein Unternehmen und dem Anteil der Frauen in Führungspositionen. Rechenschaftspflichten erhöhen den Druck, transparent zu sein. Die Nicht-Einstellung von Frauen in der Geschäftsführung lässt sich mit erhöhter Aufmerksamkeit gegenüber der Öffentlichkeit nur noch schwer erklären.

Während börsennotierte deutsche Unternehmen immer internationaler werden und einer hohen Transparenzpflicht unterliegen, binden sich zahlreiche Familienunternehmen weiterhin an Traditionen. Dies führt zu einem Frauenanteil in den Geschäftsführungen deutscher Familienunternehmen von 8,3 Prozent, während der Wert bei den 160 DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen bei 14,3 Prozent liegt. In den 70 der 100 Unternehmen, die sich komplett in Familienbesitz befinden, liegt der Frauenanteil mit 4,8 Prozent noch einmal deutlich niedriger. Von den 100 größten Familienunternehmen sind wiederum 19 an der Börse notiert. Eine Familie hält einen signifikanten Anteil der Aktien. Beispiele hierfür sind BMW und Henkel. Der Frauenanteil in den Geschäftsführungen dieser Familienunternehmen ist mit 16,4 Prozent deutlich höher als beim Durchschnitt.

Der „Thomas-Kreislauf“

Die Neueinstellungen in den Familien- und DAX-Unternehmen zwischen März 2020 und März 2022 hat sich die AllBright-Studie gesondert angesehen. Während der Anteil von Frauen in den Geschäftsführungen der 160 Börsenunternehmen um 4,3 Prozent angestiegen ist, hat sich an der Geschlechterquote in den rein familiengeführten Betrieben in den letzten zwei Jahren nichts verändert. Hier herrscht Stillstand.

Demnach sind 88 Prozent der neu eingestellten Mitglieder der Geschäftsführungen von Familienunternehmen männlich, 87 Prozent sind Deutsch, 79 Prozent haben eine Ausbildung in West-Deutschland genossen. Ostdeutsche oder eine internationale Perspektive spielen im Prinzip keine Rolle. Dieses Rekrutierungsmuster nennt die AllBright-Studie „Thomas-Kreislauf“, denn der häufigste Name in den Führungsriegen ist Thomas, gefolgt von Stefan. Und Thomas und Stefan stellen anscheinend weiterhin am liebsten andere Personen mit dem Namen Thomas und Stefan ein. Manchmal mag auch ein Christian dabei sein.

Die gesamte Studie können Sie hier lesen.

Hinweis: AllBrights Co-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen spricht am 24. Mai auf der Konferenz „CEO-Kommunikation“ von Quadriga.

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