Ausgabe: 5 | 2020

DIVERSITY

Kritik

Einem Abonnenten gefiel das von mir geführte und in der vergangenen Ausgabe veröffentlichte Interview mit André Vielstädte, dem Kommunikationschef der Tönnies-Gruppe, nicht. „Selten habe ich mehr PR und weniger Journalismus erlebt als in dem ‚Interview‘ mit dem Kollegen Vielstädte“, schrieb der Leser. Vielstädte habe in Länge und Breite die Position seines Unternehmens wiedergeben können.

Ich sehe das natürlich anders. Die Kritik hat mich trotzdem nicht überrascht. Vor dem Interview hatte ich mir überlegt, ob es nicht die Erwartung unserer Leserinnen und Leser ist, dass ich Vielstädte mit allem Schlechten konfrontiere, was ich über die Fleischindustrie und Tönnies weiß. Das Geschäftsmodell des Konzerns bietet genug Angriffspunkte. Meiner Meinung nach soll es allerdings im „pressesprecher“ um Kommunikation gehen. Das Interview sollte die Kommunikation von Tönnies kritisch beleuchten. In meinen Augen tut es das. Es ging aber auch darum zu erfahren, wie eine Firma agiert, die sich in einer schweren Krise befindet. Für PR-Profis halte ich das für relevant. Und ja, das bedingt, dass der Interviewte seine Perspektive erläutern kann.

Worum geht es in dieser Ausgabe? Christian Maertin von Bayer kritisiert, dass Medien zu selten unvoreingenommen an Themen rangehen. „Eine Antwort gibt es immer – immer häufiger allerdings kurz zusammengefasst in wenigen Sätzen, mit denen wir gerne zitiert werden wollen.“ So beschreibt Maertin, wie Bayer plant, mit Pseudoanfragen von Journalisten künftig umzugehen.

Diversität und Inklusion sind zwei Themen, die für die Kommunikationsbranche immer wichtiger werden. Wir haben drei Organisationen zu ihren Erfahrungen mit geschlechtergerechter Sprache befragt. Es gibt ein Interview mit Heiko Kunert, der heute als Geschäftsführer beim Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg arbeitet und vorher dessen Pressesprecher war. Kunert ist seit dem siebten Lebensjahr blind.

Zusätzlich finden Sie in dieser Ausgabe ein Interview mit Manuela Zingl, Kommunikationschefin der Charité. Über zu wenig mediale Aufmerksamkeit kann sie sich aktuell nicht beklagen. Der Charité-Virologe Christian Drosten ist der wichtigste Erklärer des Coronavirus. Dem Kreml-Kritiker Alexej Nawalny haben Ärzte der Klinik nach einem Giftattentat kürzlich das Leben gerettet.

Nach etwa einem Jahr in der Arktis ist das Forschungsschiff „Polarstern“ wieder zurück in Deutschland. Welche Herausforderungen stellten sich an die Kommunikation in eisiger Kälte? Weitere Themen sind TikTok, CEO-Kommunikation und ein Rückblick auf den Kommunikationskongress.

 

Artikel aus dem Magazin DIVERSITY