„Die Balance der Themen ist ein Erfolgsfaktor“

Mein Netzwerk

Netzwerke bestimmen einen großen Teil unseres Lebens. Für Kommunikator*innen sind sie besonders wichtig. Als ich im Jahr 2015 auf Twitter gestartet bin, stellte ich mir zuerst die Frage nach meiner eigenen digitalen Identität. Was zeichnet mich aus? Was ist meine Expertise und Leidenschaft? Welche Facetten möchte ich öffentlich zeigen?

Klar bin ich Pressesprecher einer Krankenkasse – also einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Aber passt das zu meiner Begeisterung als Fan des VfB Stuttgart, der samstags in der Cannstatter Kurve steht? Und was ist mit meiner Tätigkeit als PR-Dozent einer Hochschule? Kann es funktionieren, Themen auf Twitter zu kombinieren, die so gar nicht zusammenpassen? Gibt es Risiken?

Meine Erfahrung ist, dass es funktioniert. Und das hat einen einfachen Grund. Menschen folgen viel lieber Menschen als Institutionen. Daher ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass Apple-CEO Tim Cook auf Twitter doppelt so viele Follower*innen hat wie sein Unternehmen. Wenn eine der emotionalsten und erfolgreichsten Marken der Welt eine geringere Anziehungskraft hat als ihr meinungsfreudiger Chef, dann ist das ein deutlicher Hinweis.

Meine VfB-Tweets sind mit die erfolgreichsten. Meine Dauerkarte für die neue Saison, die vom VfB retweetet und von Fans kommentiert wird, erreicht schon mal 500.000 Impressionen. Eine Reichweite, die es mit großen deutschen Medien aufnehmen kann. Diese Quote erreiche ich mit Tweets zur neuesten DAK-Studie oder zu den neuesten PR-Trends nicht. Trotzdem profitiert meine Arbeitgeberin von der stärkeren Verbreitung ihrer Themen, dem Personal Branding und einer höheren Glaubwürdigkeit durch die Authentizität ihrer Mitarbeiter*innen.

„Unter dem Strich funktioniert der Mix“

Daher haben wir uns bei der DAK-Gesundheit neben unserem Hauptaccount ganz bewusst für „Misch“-Accounts der Pressesprecher*innen entschieden, die uns in verschiedenen Rollen des echten Lebens zeigen. Tatsächlich ist die Balance der Themen ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wenn ich zu viele Kassenthemen twittere, springt der ein oder andere Fußballfan ab. Umgekehrt darf ich es mit euphorischen VfB-Tweets nicht übertreiben, wenn ich Gesundheitspolitiker*innen nicht nerven möchte. Unter dem Strich funktioniert der Mix. Die Community wächst stetig. Es ist eine wechselweise Partizipation. Manche Twitter-Profis erwähnen, dass die Zahl der Follower*innen nicht relevant sei und es auf den Content und die Qualität des Netzwerks ankomme. Das stimmt in gewisser Weise, aber beides schließt sich nicht aus. Der VfB spielt auch lieber vor ausverkauftem Haus als vor leeren Rängen. Generell sind eine höhere Reichweite und eine starke Interaktionsrate sicherlich kein Nachteil.

Mein visualisiertes Netzwerk auf Twitter zeigt so neben unserem CEO Andreas Storm und meinem Chef Rüdiger Scharf auch wichtige Medien wie ZDF, SWR oder den „Tagesspiegel“. Daneben Gesundheitspolitiker wie Jens Spahn oder Karl Lauterbach, die neben den VfB-Bloggern des Vertikalpasses oder den VfB-Chefs Thomas Hitzlsperger und Claus Vogt auftauchen. Ein persönlicher Themenmix also, der meine Leidenschaften und Interessen aus dem echten Leben widerspiegelt.


Der Autor twittert unter dem Nutzernamen @CaroppoDaniel.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Berufsbild. Das Heft können Sie hier bestellen.

Weitere Artikel