Gegen künstliche Intelligenz im Journalismus

Einsatz von KI in Nachrichtenmedien

Während 20 Prozent aller Befragten grundsätzlich bereit sind, für Online-Nachrichten zu zahlen, sinkt die Zahlungsbereitschaft um 30 Prozent, wenn KI zur Recherche, Aufbereitung oder Erstellung von Nachrichten eingesetzt wurde.

Das sind die Ergebnisse einer deutschlandweiten repräsentativen Umfrage des BSI Artificial Intelligence (AI) Think Tank des Brand Science Institute. Hierbei wurden 1.458 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren zu ihrer Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichtenmedien namhafter deutscher Verlage befragt.

Keine Zahlungsbereitschaft für KI-generierte Nachrichten

Bemerkenswert sind auch die Zahlen im Detail. Die Zahlungsbereitschaft liegt im Durchschnitt bei 10,24 Euro. Der durchschnittliche Marktpreis für ein monatliches digitales Nachrichtenabonnement beträgt hingegen 17,38 Euro.

Wer in den letzten zwölf Monaten bereits für Online-Nachrichten gezahlt hat, weist eine um 15 Prozent höhere Zahlungsbereitschaft aus. Diese fällt allerdings genauso stark ab wie bei den nicht zahlenden Befragten, wenn die Nachrichten unter dem Einsatz von KI entstanden sind. Dabei macht es auch keinen Unterschied, ob die Personen KI-Laien oder Experten sind.

Transparenz ist bei KI-generierten Inhalten von großer Bedeutung, auch wenn sie sich erstmal negativ auf die Zahlungsbereitschaft auswirken könnte. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert in seinem Positionspapier von April 2023: „Journalistische Inhalte, die mithilfe Künstlicher Intelligenz ganz oder teilweise erstellt werden, sind im Veröffentlichungsmedium entsprechend zu kennzeichnen. Die Kennzeichnung muss in unmittelbarer Nähe zum Inhalt erfolgen und hinsichtlich Größe und Gestaltung klar erkennbar sein.”

Umsatzpotentiale nutzen

Für Nils Andres, Gründer und Geschäftsführer des Brand Science Institute sowie Initiator von BSI AI, birgt die Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte ein großes Potential, das sich Verlage zunutze machen könnten: „Erstmals würde durch eine Kennzeichnung eine Differenzierung möglich werden. Leser könnten erkennen, welche redaktionellen Inhalte von Menschen und welche mit Hilfe von KI erzeugt wurden. So könnten Verlage die Zahlungsbereitschaft für explizit von Redakteuren erstellten redaktionellen Inhalte im oberen Preissegment stärker abschöpfen.”

KI kann außerdem nicht nur zur Erstellung von Nachrichten genutzt, sondern auch für umfassende Daten- und Trendanalysen oder differenziertere Sichtweisen und Perspektiven großer Datenauswertungen eingesetzt werden. Darüber hinaus sind auch individuell zugeschnittene Inhalte möglich, die aus Kosten- und Zeitgründen nicht von Redakteuren übernommen werden können.

„Durch eine Produkt- und Preisdifferenzierung könnten Verlage die Vielfalt ihres Medienangebotes zusätzlich steigern und gleichzeitig neue Kundengruppen mit niedriger Zahlungsbereitschaft erschließen”, sagt Andres. Verlage hätten mit KI-generierten Inhalten die Möglichkeit, in Bereichen zu arbeiten, in denen Angebote vorher aus Kostengründen nicht möglich waren und dadurch gegenüber klassischen Portalen wie T-Online oder auch Google Upselling betreiben.

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