„Eine Ansprache ohne Schnickschnack“

Neujahrsansprache

Welche Aspekte waren für Sie und Ihr Team im Vorfeld wichtig bei der Entwicklung der Neujahrsansprache?

Eine Neujahrsansprache soll Orientierung bieten und einen authentischen Einblick geben, wie die Regierungschefin auf das zurückliegende und das kommende Jahr schaut. Wir wollten nichts überinszenieren und mit einer ehrlichen Ansprache Zuversicht für kommende Herausforderungen vermitteln. Handwerklich muss man auf vieles achten: Licht, Geräuschkulisse, Mimik, Gestik, Betonung, Kleidung… Sie brauchen auch eine gute Mischung: Eine orientierende Rede, die trotzdem journalistischen Nachrichtenwert bietet. Dann muss die Rede noch sowohl im Fernsehen funktionieren als auch rein akustisch im Radio oder abgedruckt in der Zeitung, in der Mediathek und in Social Media. Und das alles in fünf Minuten Redezeit.

Haben Sie sich dabei an den früheren Reden anderer Politiker*innen orientiert?

Ehrlich gesagt in diesem Fall eher nein. Anke Rehlinger und ich schauen uns unabhängig voneinander gelegentlich an, was andere machen und man sagt schon mal „das war eine gute Idee“ oder „so würde ich es nicht machen“. Aber am Ende muss man wissen, was man selber ausdrücken möchte.

Wie viele Personen waren am Konzept und an der Umsetzung des Manuskripts beteiligt? 

Ein Kollege von mir hat einen ersten Entwurf gemacht, ich habe den bearbeitet. Eine Handvoll weiterer Personen haben dann Feedback gegeben. Dann bin ich es mit Frau Rehlinger durchgegangen – tatsächlich Wort für Wort – und habe nach ihren Rückmeldungen teilweise neu formuliert. Kurz vor der Aufzeichnung haben wir noch kleinere Anpassungen gemacht.

Der Fokus der Rede liegt auf den Begriffen „Zukunft“ und „Zuversicht“. Wieso haben Sie sich für diese Begriffe entschieden?

Unsere Gesellschaft ist durch viele Krisen verunsichert. Das Saarland steht zudem vor großen wirtschaftlichen Veränderungen vor allem in der Industrie. Das löst auch Sorgen aus. In dieser Situation muss eine Regierungschefin Orientierung bieten und eine Richtung vorgeben. Anke Rehlinger war wichtig, Sorgen nicht zu ignorieren und dennoch Zuversicht auszustrahlen. Am Beispiel des erfolgreichen Kampfes der Stahlarbeiter für ihre Zukunft hat sie das ausgeführt. Botschaft: Es ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich, für die Zukunft zu kämpfen, statt Veränderungen einfach abzulehnen.

Im Hintergrund zur Neujahrsansprache ist ein geschmückter Weihnachtsbaum und eine blaue Wand zu sehen. Warum haben Sie dieses Motiv gewählt und im Vergleich zu den Ministerpräsident*innen anderer Bundesländer auf bundeslandbezogene Bilder verzichtet?

Da steckte keine tiefgründige Botschaft dahinter, wir wollten eine Ansprache ohne Schnickschnack und große Inszenierungen. Nichts für ungut, aber Regierungschef vor Fahne wirkt immer auch etwas steif. Im Vorjahr wurde die Aufzeichnung ganz bewusst in Rehlingers heimischem Wohnzimmer gemacht, was eine besondere Nähe erzeugt hat.

Was war Ihnen wichtig, um Authentizität zu erreichen?

Anke Rehlinger spricht verständlich und in klaren deutschen Hauptsätzen. Dafür ist es – egal wie gut der Redenschreiber – wichtig, dass sie bedeutende Ansprachen selbst durcharbeitet, damit es wirklich ihre Worte sind. Man muss auch bedenken, zu wem man bei so einer Gelegenheit spricht. Die Menschen sitzen am Silvesterabend vor dem Fernseher, den sie vielleicht zur Unterhaltung eingeschaltet haben, sie haben hoffentlich gut gegessen, vielleicht ein Glas Sekt vor sich. Die erwarten keine Regierungserklärung, keinen öden Rechenschaftsbericht, sondern wollen mal hören, was die Anke Rehlinger so zu allem sagt und ob das plausibel klingt, nicht mehr, nicht weniger. Wir haben uns dieses Jahr zum Beispiel entschieden, dass Anke Rehlinger selbst ein Glas in die Hand nimmt und die Saarländerinnen und Saarländer anregt, sich auf die Zukunft zuzuprosten. Vielleicht konnte sie so ein klein wenig Gemeinschaft und Zusammenhalt stiften in einer Zeit, in der das Miteinander rauer wird.

Hier geht’s zur Neujahrsansprache von Anke Rehlinger.

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