Raten Sie mal, welchen Satz ich 2023 von unseren Kund:innen am häufigsten gehört habe? Genau: „Wir möchten gern was mit KI machen.“ Klar, mir gefällt die Experimentierlust der Unternehmen – und ich ermutige jede:n bestehende:n und jede:n potenziellen Kunden, sich intensiv mit dem Thema vertraut zu machen. Aber 2024 wird es Zeit, nicht mehr nur über KI zu reden, sondern konkrete Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Sich also klar zu machen, wie KI die Kommunikationsziele eines Unternehmens konkret unterstützen kann – und wo nicht:
- KI ist kein Pflaster, das digitale Versäumnisse heilen kann. Im Gegenteil: Ohne ein Mindestmaß an digitaler Reife bleibt KI wirkungslos. Um mit KI Mehrwert zu schaffen, brauchen Unternehmen große Datenmengen in hoher Qualität.
- Nicht für jedes Problem ist generative KI die Lösung. Nur wenn KI die Kommunikation nach innen und außen entweder kreativer, schneller oder besser macht, ist ihr Einsatz sinnvoll.
- Jedes Unternehmen braucht eine KI-Roadmap entlang seiner gesamten kommunikativen Wertschöpfungskette – mit klar definierten KPIs auf allen Mitarbeitenden-Ebenen.
2024 muss jedem Unternehmen klar sein: Wer seine digitale Transformation jahrelang verschleppt hat, kann diesen Rückstand auch mit Hilfe künstlicher Intelligenz nicht im Handumdrehen aufholen. Nur bereits ausreichend digitalisierte Unternehmen verfügen über die notwendige Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz von KI: nämlich eine ausreichend große Menge Daten in hoher Qualität. Nur unter diesen Voraussetzungen lässt sich KI überhaupt wertstiftend einsetzen.
Nehmen wir aber mal an, dass sich Ihr Unternehmen in den vergangenen Jahren einen hohen digitalen Reifegrad erarbeitet hat. Dass in Ihrem Unternehmen gerade außerdem ein datenschutzkonformes und sicheres CorporateGPT entsteht – also ein geschützter Datenraum, in dem künftig alle Mitarbeitenden auch mit sensiblen Informationen arbeiten können: Wie kann Unternehmenskommunikation künstliche Intelligenz 2024 wertschöpfend nutzen?
Entwickeln Sie eine KI-Roadmap
Einen minutiös ausgearbeiteten KI-Plan für die kommenden zwei Jahre aufstellen? Die Versuchung mag groß sein, aber tun Sie es besser nicht – dafür entwickelt sich das Feld der künstlichen Intelligenz viel zu rasant. Identifizieren Sie stattdessen KI-Anwendungsmöglichkeiten entlang Ihrer gesamten kommunikativen Wertschöpfung. Priorisieren Sie diese nach Aufwand und Nutzen – und gehen Sie diese Projekte sukzessive an.
Meine Richtschnur: KI muss einen Wert stiften, der sich evaluieren lässt. Lernen Sie von Best Practices anderer Unternehmen. Legen Sie für jedes KI-Projekt in Ihrem Unternehmen konkrete Ziele fest. Werten Sie zum vereinbarten Zeitpunkt die Resultate aus und überprüfen Sie Ihre Ziele immer wieder aufs Neue.
Richten Sie sich in der Corporate-AI Ihr Wohnzimmer ein
Machen Sie sich klar, an welchen Stellen Sie mit KI-Unterstützung effizienter oder effektiver arbeiten können. Und betrachten Sie Ihre Corporate AI-Umgebung wie Ihr digitales Zuhause: Möblieren Sie es sukzessive mit passenden KI-Anwendungen entlang der gesamten kommunikativen Wertschöpfungskette.
Zu Ihrem KI-Mobiliar sollten zunehmend auch selbstentwickelte digitale Agenten gehören. Warum? Weil diese Agenten passgenau bei jeder kommunikativen Aufgabe unterstützen, die Sie identifiziert haben. Solche KI-Agenten sind das nächste große Ding im Internet, sagt Bill Gates. Sehe ich auch so. Weil wir dank generativer KI mit Computern in natürlicher Sprache sprechen können, werden wir sie künftig immer häufiger als digitale Assistenten nutzen – zum Beispiel als Rhetorik-Advisor. Nicht, um Reden oder anderen Content automatisiert zu erstellen. Sondern, um uns in der Recherchephase oder beim Erarbeiten von Kommunikationskonzepten wertstiftend unterstützen und inspirieren zu lassen.
Individualisieren Sie Ihr GenAI-Modell mit Finetuning
Mit generativer KI lassen sich viele Herausforderungen in der Kommunikation unterstützen: zum Beispiel für eine personalisierte Ansprache, bessere Zielgruppen-Insights oder datenbasierte Personas. Damit sie wirklich wertschöpfende Ergebnisse liefert, müssen wir der KI aber erst noch auf die Sprünge helfen. Sie braucht ein Finetuning. Nur dann kann sich das Modell in der Tonalität des Unternehmens auch angemessen inhaltlich äußern. Dieses Finetuning bedeutet einen Quantensprung, braucht aber eine sichere Umgebung.
Beispielsweise so, wie wir sie gemeinsam mit Exofarer entwickelt haben, unserer Agenturmarke für datengetriebene Kommunikation: „cocoonAI“ ist ein eigenes CorporateGPT-Modell für Palmer Hargreaves und unsere Kunden. Wir greifen damit in der Azure Cloud über eine API sicher auf GPT zu. Damit haben wir eine gute Grundlage, auf der wir jetzt Services entwickeln, die spezifische Kommunikationsanforderungen erfüllen. Ergebnis ist unter anderem ein Tonality Rewriter, der aus einem Basistext, beispielsweise einer Pressemitteilung, verschiedene Derivate wie Linkedin-Posts oder Blogbeiträge ableiten kann – in der gewünschten Tonalität des Unternehmens, einer Vorständin oder eines Experten.
Behalten Sie die regulativen Vorgaben im Blick
Nutzen Sie also die Chancen von KI, aber beschäftigen Sie sich unbedingt auch mit ihren Schattenseiten: künstliche Intelligenz kann halluzinieren, diskriminieren und benachteiligen. Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Beschäftigten mit ethischen und datenschutzrelevanten Themen auseinandersetzen und wissen, wie sich die von KI erzeugten Inhalte kontrollieren und überwachen lassen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeitenden nicht nur prompten können, sondern auch über datenschutzrechtliche Expertise verfügen und sich an die regulativen Vorgaben aus der DSGVO, dem Data Act oder dem gerade verabschiedeten AI Act halten.
Nur wenn Ihre Anwendungen vertrauenswürdig sind, können Ihre Mitarbeitenden ihrer Kreativität in diesem Bereich freien Lauf lassen. Und mit KI für Ihr Unternehmen Wert stiften.
Dieser Beitrag ist Teil der Themenreihe „How-to GenAI“, die sich mit dem Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz in der Unternehmenskommunikation beschäftigt. Wöchentlich erscheinen an dieser Stelle Beiträge wechselnder Autor*innen zu theoretischen und praktischen Aspekten.