Was erfolgreiche Podcasts auszeichnet

Podcasts

Laut einer Statista-Umfrage konsumieren 43 Prozent der Befragten ab 16 Jahren in Deutschland hin und wieder Podcasts. Die Nutzung ist von 14 Prozent im Jahr 2016 deutlich gestiegen.

Wie haben sich mit der wachsenden Beliebtheit die Podcast-Produktionen verändert? Su Holder, Geschäftsführerin und Co-Gründerin bei BosePark Productions, hat eine große Bandbreite an Podcasts konzipiert und produziert, darunter „Dark Matters“, „Quality Time“ und „Poparazzi“.

Was benötigt man für einen erfolgreichen Podcast?

Eine neue gute Idee oder eine besondere Perspektive, eine noch unerzählte Geschichte, in der man Neues erfährt, einen guten Host, ein Gefühl für den Zeitgeist, eine hochwertige Produktion, eine durchdachte Social-Media-Strategie und Marketingbudget.

Bei „Dark Matters“ geht es um die Geheimnisse der Geheimdienste. Andere von Euch produzierte Podcasts wie „Quality Time“ oder „Poparazzi – die Geschichte eines Songs“ sind Talkformate. Wie wichtig ist eine originelle Formatidee für einen erfolgreichen Podcast? Was kann neben dem Format noch das Besondere ausmachen?
„Dark Matters“ und „Poparazzi“ haben die besondere Idee und den besonderen Host mit Eva-Maria Lemke und Arnim Teutoburg-Weiß. Beide Formate sind gute Beispiele dafür, was man neben der Idee noch an Hausaufgaben machen sollte. In „Dark Matters“ steckt sehr viel Zeit in der Recherche und im Skript. Bei „Poparazzi“ steckt viel Zeit und Liebe fürs Detail in der Postproduktion. Bei „Quality Time“ haben sich einfach zwei tolle und interessante Persönlichkeiten als Hosts gefunden, die gegensätzlich sind, sich aber auch sehr lieben und denen man gerne zuhört, weil sie klug und in der nächsten Sekunde völlig albern miteinander reden können.

Wie und in welchem zeitlichen Rahmen läuft der Prozess von der Podcast-Idee über die Entwicklung bis zu ihrer Umsetzung ab? Wie viele Personen sind an euren Podcast-Produktionen jeweils beteiligt?
Das ist ganz unterschiedlich und kann man pauschal nicht beantworten. Manchmal haben wir eine Idee und gehen direkt ins Studio. Bei manchen Produktionen muss man ein paar Monate recherchieren, Interviews führen, Gäste anfragen, Musik komponieren und schneiden. Also das kann zwischen einem Tag und mehreren Monaten alles sein. Bei kleinen Produktionen sind vielleicht drei Personen beteiligt; bei komplexen und größeren etwa zehn.

Wie schafft man am effizientesten Reichweite für einen neuen Podcast?
Social Media spielt natürlich eine große Rolle. Da sollte man aber auch nicht einfach irgendwas machen, sondern den richtigen Content auf dem richtigen Kanal veröffentlichen. Und momentan werden oft Hosts mit vielen Followern von unseren Auftraggebern gewünscht. Das sind aber nicht zwangsläufig die besten, aber sie bringen dann eben Reichweite. Ich hoffe, das ändert sich wieder.

Sind nachträgliche Anpassungen bei bereits gestarteten Podcasts bezüglich Faktoren wie Länge, wiederkehrender Elemente oder auch bezüglich der Hosts sinnvoll oder sollte man stattdessen einen neuen Podcast starten?

Das Konzept sollte schon stehen, wenn man startet. Aber man darf Anpassungen vornehmen, wenn man merkt, dass etwas nicht funktioniert. Mit einem Host-Wechsel innerhalb eines Formats haben wir gute und schlechte Erfahrungen gemacht, also würde ich die unbefriedigende Antwort „Es kommt darauf an“ geben.

Ihr habt bereits einen Podcast mit KI-Stimmen veröffentlicht. Welche Aspekte sollten dabei im Vorfeld beachtet werden? Und für welche Formate eignet sich der Einsatz von KI-Stimmen?
Wenn wir Stimmen mit Hilfe von KI synthetisieren, müssen wir die Menschen natürlich vorher fragen, ob wir das dürfen. Das ist das Wichtigste. Reine KI-Stimmen sind im Deutschen noch nicht besonders gut. Wir produzieren aber auch tägliche, englische Formate, die komplett KI-generiert sind. Die sind sehr kurz und geben einfach eine Nachrichtenlage wieder. „AI News“, „Celebrity News“ und „Space News“. Hier ist es einfach wichtig, dass es genug Daten gibt, die die KI dann zusammenfassen kann.

Nutzt Ihr KI auch für andere Bereiche der Podcast-Produktion? 
Ja, für standardisierte Prozesse wie Texte schreiben, Daten hochladen oder für die Kommunikation zwischen den Gewerken. Cover Design und Social-Media-Assets kann die KI auch, aber wir brauchen trotzdem noch unsere Mitarbeiter*innen, die das mit Hirn und Herz begleiten. Und das finde ich auch gut so.

Welche Formate und Themen funktionieren aktuell bei der Masse besonders gut und warum?
Ich glaube, Formate, die ein gutes Storytelling haben funktionieren immer, weil die Menschen zwischendurch auch gerne mal was anderes als Laber-Podcasts hören wollen. In letzter Zeit sind viele Fußball-Podcasts dazugekommen. Ist eben der Lieblingssport der Deutschen. Influencer-Podcasts funktionieren. True Crime mit jemandem, der noch irgendwie ein bisschen lustig ist, funktioniert, weil nur gruselig sein nicht mehr ausreicht. Dazu Comedy, Mental Health und viel Lebenshilfe. Auch Liebe funktioniert, wahrscheinlich, weil die Welt gerade so schrecklich ist.

Su Holder hält am 8. November auf der Kreativkonferenz PLAY eine Keynote zum Thema Podcast-Produktion. Die Konferenz wird von der Deutschen Presseakademie (depak) veranstaltet, die wie KOM zu Quadriga gehört.