Sicherlich gehen Sie auch ab und an mal die Stellenbörsen durch, schauen, was es so im Angebot gibt, oder? Klar, wir suchen alle keinen neuen Job, also nicht explizit. Aber man ist halt neugierig, was es so gäbe, falls man sich doch eines Tages zu einem Wechsel entschließen sollte. Schaut man sich allerdings im Kommunikationsbereich um, scheint es insgesamt nur eine Handvoll unterschiedliche Stellen zu geben – zumindest wenn man nach den Jobtiteln geht. Eigentlich sind es nur drei: PR Manager, Pressereferent und Pressesprecher. Die richtig exzentrischen Unternehmen schreiben auch schon mal PR-Referent oder Manager PR. Okay, ich übertreibe etwas. Diese drei machen jedoch meiner Beobachtung nach den Großteil der Jobs in den Stellenbörsen aus. Ich bin jetzt kein Experte für den Arbeitsmarkt bei den Kommunikationsmenschen, aber spannend und kreativ klingen die Titel nicht. Sollte ein Stellenangebot nicht auch neugierig machen und die Neugierde gleich durch den Jobtitel geweckt werden?
Warum muss es eigentlich so häufig die Bezeichnung „Referent“ oder „PR-Manager“ sein? Im Personalbereich sind die Referenten ja gang und gäbe. Gut, ist halt Human Resources. Aber auch im Kommunikationsbereich wimmelt es von Referenten. Intern kann man diese Bezeichnung von mir aus benutzen, aber begeistere ich nach außen so junge Menschen, die bei der Jobwahl vor allem den Wunsch nach Sinnstiftung haben? Die etwas Großes erreichen und sich mit ihrem Beruf identifizieren wollen?
Ein Referent in der privaten Wirtschaft ist laut Wikipedia „eine Bezeichnung für einen höheren Sachbearbeiter, meist mit absolviertem Studium“. Das klingt nach administrativer Tätigkeit und bloß nicht über den Tellerrand schauen. Null Individualität – Referenten gibt es viele. Storytelling fängt aber beim Jobtitel an. Allein wenn der Titel lauten würde „PR Manager mit Empathie“ oder „Pressereferent mit Affinität zu Zahlen“ würde man sich von der grauen Masse absetzen.
Gerade im Kommunikationsbereich, wo so viele sprachbegabte Menschen arbeiten, könnte man doch denken, werden Kandidaten gelockt und umworben – mit kreativen Texten und einer interessanten Geschichte. Sowohl die Jobtitel als auch der gesamte Text der meisten Anzeigen sehen leider nicht danach aus. Das klingt alles so austauschbar, da kommt keinerlei Begeisterung auf. Ein paar Spiegelstriche unter Aufgaben: Verantworten von PR-Projekten, Verfassen von Pressetexten, Kontaktpflege zu Journalisten, irgendwas mit Social Media. Und ein paar Spiegelstriche unter Anforderungen: Sprachkompetenz, Berufserfahrung im Kommunikationsbereich, flexibel, hohes Maß an Eigeninitiative. Fertig ist die Stellenanzeige. Ich möchte, dass der Arbeitgeber wirklich erlebbar wird und ich als Individuum angesprochen werde. Ich möchte ernstgenommen und unterhalten werden. Und ich will mich nicht mit standardisierten Textbausteinen abspeisen lassen.
Wo ist die Fantasie? Wir alle wollen doch etwas Besonderes machen, was Bedeutendes. Die meisten Stellenprofile lesen sich so uninspiriert, als ginge es nicht darum, Individuen mit Persönlichkeit einzustellen, sondern das Organigramm hinten links einfach aufzufüllen. Dabei sollte doch klar sein: Jeder Mitarbeiter, der neu dazukommt, trägt das Potenzial in sich, mit seinen Ideen das Unternehmen erfolgreich zu machen. Die meisten Kandidaten haben zumindest diesen Anspruch. Begeistern Sie sie.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Change. Das Heft können Sie hier bestellen.