Wie Boehringer Ingelheim Videos für die PR nutzt

Ohne Skript und Teleprompter

Michael Schmelmer als Techie, als IT-Guy, der sich für digitale Neuerungen begeistert – so kannten ihn jene Mitarbeiter bei Boehringer Ingelheim, die schon mit ihm zu tun hatten, bevor Schmelmer zu Jahresbeginn 2018 in die Unternehmensleitung des Familienunternehmens vorrückte und die Verantwortung für den Bereich Finanzen übernahm.

Für uns in der Internen Kommunikation stellten sich zum Jobwechsel Schmelmers – vom CIO zum Vorstandsmitglied – zwei Herausforderungen: Jenen Mitarbeitern, die ihn noch nicht kannten, wollten wir den neuen Finanzchef vorstellen. Und zwar seine Person und Persönlichkeit, jenseits von klassischen Informationen wie Alter oder Ausbildung.

Der zweiten Gruppe, nämlich denjenigen, die ihn bislang als IT-Manager kannten, wollten wir mehr als das bisher Bekannte von ihm zeigen; also das Bild von Michael Schmelmer komplettieren und die Mitarbeiter dafür öffnen, sich einen neuen Eindruck von der Person in der neuen Rolle zu machen.

Traditionell stellt Boehringer Ingelheim seinen Mitarbeitern neue Mitglieder der Unternehmensleitung in Videoporträts im Intranet vor. Auch in diesem Fall stand das Video als Format der Wahl früh fest. Schließlich ist dies, nach dem persönlichen Kontakt, die beste Möglichkeit, eine Person erlebbar zu machen und eine Verbindung aufzubauen. Menschen folgen in erster Linie nicht einer niedergeschriebenen Strategie, sondern den Menschen, die diese verkörpern.

Darum war dieser Film ein durchaus riskantes Projekt

Das Konzept für dieses Video beruhte – anders als zuvor – aber auf der Idee, bewusst auf eine artifizielle Inszenierung der Person zu verzichten. Dementsprechend durfte es keine vorgeschriebenen Skripte oder Teleprompter geben. Absolute Authentizität war das Ziel.

Die Frage lautete: Was lässt einen Menschen zu der Persönlichkeit werden, die er ist? Unsere Antwort: Jeder Charakter wird maßgeblich von seinen Wegbegleitern geprägt. Im Privaten wie im Beruflichen. All diese Einflüsse ergeben zusammen „Die Summe meiner Teile“.

Also galt es, ohne Michael Schmelmers Wissen Kontakt zu Schlüsselpersonen aus dem Leben unseres Protagonisten zu knüpfen. Dank unserer Komplizen – seiner Ehefrau sowie seiner Assistentin – gelang dies rasch. Wir verabredeten Interviewtermine bei seinem Arbeitgeber; zudem sprachen wir in seinem niederbayerischen Heimatort mit seinem Bruder, seiner Schwester und seiner Cousine, aber auch mit einem früheren Lehrer und Freunden. Insgesamt führten wir 15 Einzelinterviews. 

Am Ende lockten wir Schmelmer unter einem Vorwand ins unternehmenseigene Auditorium und spielten ihm Ausschnitte aus diesen Interviews vor. Natürlich war auch dieses Mal die Kamera dabei. Schmelmer kommentierte die Einspieler, lachte – und verdrückte gar ein paar Tränen. Die besten Momente schnitten wir für das Vorstellungsvideo zusammen, addiert um Teile aus den Originalinterviews. So entstand ein sehr persönliches und authentisches Bild von Michael Schmelmer – und ein Produkt eines durchaus riskanten Projekts. Schließlich wussten wir nicht, ob sich Schmelmer auf dieses neue Format einlassen, wie er auf die Einspieler reagieren und ob er das Produkt freigeben würde. Und auch nicht, wie wir mit diesem neuartigen Konzept bei den Mitarbeitern ankommen würden.

Starke Argumente für die IK dank Video

Die Sorgen waren unberechtigt: Unser Protagonist war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Auch bei den Mitarbeitern haben wir einen Volltreffer gelandet. Die Zugriffszahlen auf das Porträt des neuen Finanzchefs waren weit überdurchschnittlich; und was uns besonders gefreut hat: Wir erhielten mehr positive Kommentare und spontanes Feedback denn je.

Mit Hilfe des Videos konnte Michael Schmelmer bei einer großen Zahl an Mitarbeitern einen sehr guten ersten (oder zweiten) Eindruck hinterlassen. Das Video hat machtvoll demonstriert, dass interne Kommunikation etwas bewirkt und einen spürbaren Nutzen bringt.

Und so war dieses Video der Auftakt von mehreren weiteren Filmprojekten, bei denen auch Michael Schmelmer gerne mitgemacht hat. Zuletzt etwa auf der Messe Republica, als wir Schmelmer rund um einen Vortrag über die Digitalisierung der Gesundheitsbranche mit der Kamera begleiteten.

Worauf es bei Bewegtbildformaten ankommt, lesen Sie im Erfahrungsbericht von Philip Simon, der seinen ersten Unternehmensfilm mit einem Smartphone drehte, die Geburtsstunde seines Unternehmens.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe PROTEST. Das Heft können Sie hier bestellen.

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