Presserat weist Kritik an „Bild“-Bericht über „Lockdown-Macher“ zurück

Journalismus

Der Deutsche Presserat hat Beschwerden über den Artikel „Die Lockdown-Macher“ bei „Bild“ und Bild.de als unbegründet zurückgewiesen. Der Anfang Dezember 2021 erschienene Bericht, der die Wissenschaftlerin Viola Priesemann sowie ihre Wissenschaftskollegen Michael Meyer-Hermann und Dirk Brockmann für Verschärfungen bei den Corona-Maßnahmen verantwortlich gemacht hatte, verstoße nicht gegen den Pressekodex, teilte der Presserat am Donnerstag mit.

Die von der Redaktion des Boulevardmediums vorgenommene Bezeichnung der drei Experten als „Lockdown-Macher“ habe einen Tatsachenkern und verletze deshalb nicht die journalistische Sorgfaltspflicht, stellte der Beschwerdeausschuss fest. Zudem lasse sich der Einfluss der genannten Personen auf politische Entscheidungen über Corona-Maßnahmen belegen. „Die Bezeichnung ‚Die Lockdown-Macher‘ ist daher eine zulässige Zuspitzung, die pointiert und streitbar sein mag, jedoch von der Meinungsfreiheit gedeckt ist“, heißt es in der Mitteilung.

„Ansehen nicht beschädigt“

Auch dass in der Printausgabe die drei Wissenschaftler nebeneinander im Porträt gezeigt wurden – dazu die Zeile „Experten-Trio schenkt uns Frust zum Fest“ –, hält der Presserat für zulässig. Das Ansehen der Personen wurde demnach nicht beschädigt. Durch ihre Auftritte in den Medien während der Corona-Pandemie hätten sich die Experten selbst in die Öffentlichkeit begeben und müssten es hinnehmen, auch persönlich kritisiert zu werden, wertete der Ausschuss.

Über den Beitrag bei „Bild“ und Bild.de hatten sich nach Angaben des Deutschen Presserats 94 Personen und wissenschaftliche Institutionen beschwert. Sie kritisierten, der Artikel erwecke den Eindruck, dass Wissenschaftler*innen persönlich für Corona-Maßnahmen verantwortlich seien und nicht etwa die Politik. Dies schüre Verschwörungstheorien und fördere Hetze gegen Wissenschaftler*innen. Infolge der Kritik, die über wissenschaftliche Kreise hinausging, lud „Bild“ Viola Priesemann und Michael Meyer-Hermann sowie wissenschaftliche Institutionen Ende Januar zu einer öffentlichen Gesprächsrunde ein.

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