Medientrend 360-Grad-Video

Virtual Reality

Facebook hat bereits eine Funktion für 360-Grad-Bilder und -Videos freigeschaltet. Mit dem Handy kann man so eine 360-Grad-Umgebung abscannen oder am Bildschirm mit dem Mauszeiger die Blickrichtung wechseln. Youtube macht das Teilen dieser Inhalte auch attraktiver, indem man sich 360-Grad-Videos nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch direkt im Virtual-Reality-Headsetmodus ansehen kann. Wie kann man das für die Kommunikation oder PR nutzen? 

So wirken 360-Grad-Videos auf den Nutzer

Der Zuschauer bekommt nicht nur etwas wie in einem klassischen Video erzählt. Er erlebt etwas. Er muss durch Kopfbewegungen aktiv werden und hat den Eindruck an einen Ort gebeamt worden zu sein. Das ist eine wunderbare Chance für die Kommunikation. Vergleichbar mit dem Schritt von Mono-Radio zum immersiven Erlebnis Stereo-Sound hat der Zuhörer das Gefühl, in eine rekonstruierte Welt einzutauchen. So ist es möglich, den Kunden mit seinen Augen in ein Auto, Haus, Landschaft oder Produkt zu befördern. Die „Experience“ ermöglicht so ein visuelles Wahrnehmen, das Reisekosten, Ausstellungräume und Modellbauten antiquiert erscheinen lässt. Wissenschaftlich ist bereits erwiesen, dass sich Erlebnisse in Virtual Reality (VR) besser einprägen lassen als herkömmliche Videos. Auch wenn sich der Betrachter vom Verstand her sicher ist, dass es sich um eine gefälschte Realität handelt, so verarbeitet das menschliche Gehirn die Reize wie echte Erlebnisse. Studien mit an Phobien leidenden Menschen haben gezeigt, dass Patienten, die für sie extreme Situationen in VR durchlebten, wie z.B. der visuelle Kontakt mit Spinnen oder Höhen, diese danach eher als akzeptabel eingestuft haben. Das Gehirn nimmt diese Situationen wahrhaftiger auf, als wir uns das zuerst vorstellen.

Die Verbreitung ist denkbar einfach. Mit einer App oder als Video auf Facebook oder Youtube kann grundsätzlich jeder erreicht werden. Mit der Maus kann man dann durch das Video navigieren oder mit einer Google Cardboard und dem eigenen Smartphone als Headset betrachtet werden. Diese Hürde kann ein Problem darstellen, da nicht jeder eine solche Papierbox besitzt, die einen stereoskopischen Blick auf die 360-Grad-Videos freigibt. Werblich ist dies aber eher ein Vorteil, da so bedruckte Giveaways verschickt werden könnten.

Das müssen Sie bei der Erstellung von 360-Grad-Videos beachten

Es stellt jedoch ein Problem dar, dass die klassische Art der Videoerstellung nicht einfach übernommen werden kann. Das Storytelling muss neu gedacht werden. Filmemacher tun sich noch schwer 360-Grad-Videos zu produzieren. Die Bildsprache und Dramaturgie wird noch entwickelt. So hat man Raum für Experimente und kann auch mit Kreativen aus den Bereichen Theater, Kunst, Architektur und Computergrafik zusammenarbeiten. 

Die Produktion von Inhalten muss allerdings grundlegend durchdacht sein:

1. Der Kameramann ist mit im Bild. Ist dies erwünscht, da sie/er ein Testimonial sein soll? Oder muss alles vor dem Dreh eingerichtet werden?

Foto: Michael Schwertel

2. Übermäßige Bewegungen sollten in 360-Grad-Videos vermieden werden, da sich der Zuschauer wie durch den Raum geschleudert fühlt.

Foto: Michael Schwertel

3. Sound kann zur Überbrückung von Pausen, zum Beispiel zum Suchen von Details, auflockern.

4. Es muss immer einen Grund geben, warum 360-Grad benutzt wird. Wenn es außerhalb des Sichtbereichs nichts Interessantes zu sehen gibt, dann kann man auch ein normales Video verwenden.

5. Licht steuert Aufmerksamkeit. Begrenzungen, wie Gegenstände, können einen Fokus erschaffen.

Foto: Michael Schwertel

360-Grad-Kameras gibt es bereits für einige Hundert Euro bis hin zu High-End-Geräten für Imagefilmlösungen. Wenn also ein Bild mehr als 1.000 Worte sagt, dann muss ein 360-Grad-Video nichts mehr sagen. Der Zuschauer erlebt es einfach selbst. Was möchte man mehr in der Kommunikation?