Herr Kopp, Stichwort Tebartz-van Elst: Was hat sich in der Kommunikation der katholischen Kirche seitdem geändert?
Matthias Kopp: Wir haben durch die Missbrauchskrise 2010 und durch die Krise in Limburg viel gelernt: Die Kirche hat eine Verpflichtung gegenüber ihren Mitgliedern, transparent, ehrlich und offen mit der Frage des Geldes umzugehen. Und dort hat sich in vielen Bistümern eine Menge positiv entwickelt. Dieser Lernprozess war heilsam und ist auch immer noch nicht abgeschlossen.
Wie viele Presseanfragen gab es während der Krise in Limburg?
In der Hochphase hatten wir im Tagesdurchschnitt um die 100 bis 130 Anfragen. Wir haben erlebt, dass Telefonleitungen zusammenbrachen: Als die Entscheidung aus Rom kam, hatten wir in einer Sekunde so viele Anfragen, dass das System nicht mehr funktionierte. Wir hatten Tausende von E-Mails. Das war schon intensiv. Noch intensiver war das aber im Jahr des Skandals um den sexuellen Missbrauch.
Kopp während seines Vortrags beim Kommunikationskongress (c) Julia Nimke
Nochmal zurück zu Tebartz-van Elst. Ich hatte damals das Gefühl, dieser Mann muss schlecht beraten sein, so wie er sich verhalten hat.
Der Bischof von Limburg hatte nicht nur einen umfangreichen Beraterstab in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch externer Berater. Am Ende hat er aber selbst entschieden.
Warum fällt es gerade der katholischen Kirche so schwer, ehrlich zu sein beziehungsweise etwas zuzugeben?
Ich glaube, dass wir über viele Jahrzehnte gelebt haben nach dem Motto: „Das war schon immer so.“ Letztendlich war ein kritisches Controlling, also ein Nachfragen von außen nicht intensiv genug. Das war ein wichtiger, trauriger Lernprozess 2010, nach dem Skandal um die Missbrauchsfälle. Wir haben gelernt, dass wir nicht mehr so weiter kommunizieren können wie bisher. Wir verbessern stets das vernetzte Kommunizieren: Also die 27 Bistümer-, zusammen mit der Bischofskonferenz und mit Rom. Wir haben auch gelernt, dass wir Ehrlichkeit und Transparenz brauchen.
Werden an die Kommunikation der katholischen Kirche besonders hohe Ansprüche gestellt?
Es werden an uns Ansprüche gestellt, aber ich selbst lege die Latte auch hoch. In unserer Pressestelle wird jede Presseanfrage am Tag beantwortet. Ich möchte niemals lesen: „Die Pressestelle war nicht erreichbar.“ Wir müssen Tag und Nacht erreichbar sein. Das sind Ansprüche, damit eine transparente 24/7-Kommunikation gelingt. Die Ansprüche von außen sind natürlich auch hoch. Als moralisch-ethische Instanz werden wir viel gefragt und müssen Rede und Antwort stehen. Wir dürfen uns diesem Gespräch nicht verweigern.