Die Nacht der Mutigen

Speakersnight

Currywurst mit extra scharfer Soße. Karaoke auf offener Bühne. Insekten zum Frühstück. Ein Sprung am Seil von der 40. Hoteletage. Es gibt und gab viele Wege, auf dem Kommunikationskongress und auf der Speakersnight, der traditionellen Abendveranstaltung des Kongresses, Mut zu beweisen.

Genauso vielfältig wie die Erprobungsgelegenheiten sind die Umschreibungen des Begriffs. Mut ist und tut ja gut – aber was bedeutet er eigentlich? Perspektivwechsel wagen und die eigene Unsicherheit im Angesicht der Digitalisierung zum Freund zu machen, wie es die Präsidentin des Bundesverbands deutscher Pressesprecher (BdP), Regine Kreitz, in ihrer Eröffnungsrede sagte? Mit Leidenschaft Themen zu forcieren, obwohl sogenannte Parteifreunde abraten, wie im Falle von Staatsministerin und Galarednerin Dorothee Bär („Mach das mal nicht mehr mit diesem Internet, mach lieber was Vernünftiges“)? Oder ist Mut schlicht die präzise Mitte zwischen Feigheit und Übermut, wie es der BdP-Bildungsbeauftragte Ulrich Kirsch auf der Bühne formulierte?

Mut hat viele Facetten, das wurde an diesem ersten Tag des #kk18 und am Abend im Admiralspalast in Berlin sehr deutlich. Und dass Mut Kommunikatoren gut zu Gesicht steht, war und ist allenthalben Konsens.

„BdP-Award für Kommunikation“ erstmals in vier Kategorien vergeben

Aus dem traditionellen Branchenpreis „Pressestelle des Jahres“ den „BdP-Award für Kommunikation“ zu machen, ihn in vier neue Kategorien aufzustellen und dabei erstmals ein Live-Pitch-Format einzuführen, mag auf den ersten Blick ebenfalls durchaus mutig erscheinen. Eigentlich ist es aber nur folgerichtig. Denn Kommunikation ist heute eben weit mehr als Pressearbeit.

Ausgezeichnet wurden auf der Speakersnight und am Morgen des ersten Kongresstags diese Kampagnen und Projekte:

  • Kategorie Digitalkommunikation: Die Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Mit ihrer Kampagne „Aus/Weg“ macht sie Frauen, die sich aus Beziehungen mit gewalttätigen Partnern befreiten, zu Vorbildern. Mithilfe einer Adbusting-Strategie münzten die Macher Werbesprache und -optik der Online-Partnervermittlung Parship („Alle elf Minuten verliebt sich ein Single über Parship“) in den Claim „Alle fünf Minuten wird eine Frau Opfer häuslicher Gewalt“ um. Für Idee plus Umsetzung gab es viel Applaus und den Publikumspreis.

Außerdem live gepitcht hatten der 1. FC Köln („#effzeh – spürbar anders“) und das ZDF („#wasfuermichdeutschist“).

  • Kategorie CEO-Kommunikation: Vodafone. Mit ihrer „Mr. Gigabit“-Strategie und vielen neuen Formaten positionieren interne und externe Kommunikation des Mobilfunkanbieters den seit 2015 amtierenden Mann an der Spitze, Hannes Ametsreiter, als nahbaren Macher, Vordenker und Treiber von Veränderung. Die Jury hielt dies für vorbildlich.

Außerdem nominiert gewesen waren Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie mit dem Projekt „Post für Harley-Davidson“ sowie die Otto Group mit ihrem CEO-Vlog „In a Nutshell“.

  • Kategorie Team des Jahres: Otto Group. Mit ihrem Projekt „#Kulturwandel 4.0“ steht das Unternehmen vor der Herausforderung, mehr als 120 Konzerngesellschaften und mehr als 50.000 Mitarbeiter weltweit verbinden zu wollen. Strategischer Ansatz und erste sichtbare Erfolge überzeugten die Jury.

Außerdem nominiert gewesen waren die Staatsoper Stuttgart mit dem Projekt „#FreeKirill“ sowie Siemens mit „#keinTeam ist auch ein Team“.

  • Kategorie Low-Budget: Keolis Deutschland. Mit Leidenschaft, Engagement, Beharrlichkeit und viel Kreativität gelang es Unternehmenssprecherin Nicole Pizzuti, den krisengeschüttelten Regionalverkehrsanbieter wieder „aufs Gleis zu bekommen“. Binnen kurzer Zeit verbesserte sich das Image der Eurobahn deutlich. Und mit dem aus der Not selbstgezimmerten Höckerchen, das in den Zügen zeitweise und an bestimmten Bahnhöfen als Einstiegshilfe diente, sorgte Pizzuti nicht nur in der Jury für Lacher.

Außerdem nominiert gewesen waren das Klinikum Dortmund mit „#tumortakeover“ sowie der Bundesverband Deutsche Startups mit der Petition „Gesucht: Digitalminister (m/w)“.

Nachwuchsförderpreis für herausragende Abschlussarbeiten

Wie jedes Jahr wurden auch diesmal auf der Bühne der Speakersnight herausragende Leistungen von jungen Kommunikatoren gewürdigt. Der Nachwuchsförderpreis ging an Isabell Rabe, die in ihrer Abschlussarbeit an der Universität Hohenheim die Innovationskommunikation von Politik und Wirtschaft am Beispiel der Elektromobilität in Deutschland untersuchte.

Einen Sonderpreis erhielt Katharina Sieß von der Universität Düsseldorf. Sie analysierte in ihrer Masterarbeit die virale Propagandastrategie des Islamischen Staates.

Lesen Sie mehr Berichte und Interviews vom Kommunikationskongress 2018 in unserem Dossier (hier klicken).

 

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