Chinesische PR auf Kosten deutscher Firmen

Pekinger Image-Projekt

China plant offenbar ein Nachrichtenportal für Deutschland, das das angeschlagene Image der Volksrepublik hierzulande aufpolieren soll. Dafür zahlen sollen DAX-Konzerne. Die „Chinareporter“ sind – bisher – allerdings nicht an den Start gegangen. Aufgedeckt wurde das Vorhaben durch Recherchen des WDR, NDR und der SZ.

Der scheidende chinesische Botschafter Shi Mingde bat deutsche DAX-Konzerne und Stiftungen schon im vergangenen Februar um Spenden. Er rechnete mit insgesamt 250.000 Euro. In einem Brief schreibt er, er habe sich seit Jahren bemüht, „den Deutschen ein besseres China-Bild zu vermitteln.“ Das sei ihm jedoch nicht gelungen. 

Ein „vielversprechendes Projekt“

Abhilfe sollte daher ein „vielversprechendes Projekt“, ein „neues China-Informationsportal“ schaffen. Das Konzept dafür stammte von den ausgewiesenen China-Kennern Wolfgang Hirn, damals Reporter beim Manager Magazin, und Georg Blume, Journalist bei Zeit und Spiegel. 

Shi habe großes Vertrauen in die beiden. Denn sie seien „keine unkritischen Geister“ und beherrschten „alle Regeln der aufgeklärten deutschen Öffentlichkeit“. Er traue ihnen daher zu, „das China-Bild in Deutschland dauerhaft (zu) beeinflussen und objektiver gestalten (zu) können.“

Ein besseres China-Bild in Deutschland wird „immer aktueller und dringender“

„Ich würde es begrüßen, wenn das Projekt im Sommer startet“, schreibt er am Ende des Briefs. Das Portal gibt es bis heute nicht. Doch noch ist „Chinareporter“ nicht vom Tisch. Anfang Dezember, kurz nach Bekanntwerden der Internierung der muslimischen Minderheit der Uiguren in China, verschickte Wu Ken, Shis Nachfolger, eine weiteren Brief an deutsche Unternehmen. Darin heißt es: Aufgrund der „einseitigen Medienberichterstattung hier in Deutschland über China ist die Vermittlung eines allseitigen, besseren China-Bildes in Deutschland immer aktueller und dringender geworden.“

„Die Führung in Peking ist stark daran interessiert, das Bild Chinas in der Welt zu prägen und die Einflusskanäle auszuweiten”, sagt Mikko Huotari, stellvertretender Direktor des Berliner Mercator Institutes for China Studies, gegenüber WDR, NDR und SZ. So habe das chinesische Staatsfernsehen in London seine Europazentrale aufgebaut und dafür rund 100 Journalisten angeworben. 

Blume und Hirn haben das Projekt mittlerweile aufgegeben, „auch weil die Finanzierung im Kontext zwangsläufig auftretender Compliance-Fragen sich als zu schwierig erwiesen hat.“

 

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