BdKom zeichnet Christian Drosten aus

Preis für herausragende Kommunikation

Die Kommunikation zur Coronakrise ist unmittelbar mit der Person Christian Drosten verbunden. Der Leiter des Instituts für Virologie der Charité in Berlin erklärt den Menschen in Deutschland seit Februar dieses Jahres den Status-quo der Ausbreitung des Coronavirus, dessen Gefährlichkeit und Möglichkeiten, wie sich eine Gesellschaft schützen kann. Für seine herausragende Kommunikation hat der Bundesverband der Kommunikatoren (BdKom) Drosten heute einen Ehrenpreis verliehen. Der Virologie-Professor nahm den Preis auf dem Kommunikationskongress in Berlin persönlich entgegen.

In einem Gespräch mit Regine Kreitz, Präsidentin des BdKom, und Präsidiumssprecher Marco Vollmar, ordnete der 48-Jährige seine Rolle in der Kommunikation rund um die Corona-Pandemie ein. Der Virologe hatte Medien mehrfach dafür kritisiert, dass sie seine Aussagen falsch wiedergegeben hätten. Enorme Aufmerksamkeit erreichte vor allem seine Auseinandersetzung mit der „Bild“-Zeitung, die ihm für die Beantwortung von Fragen eine Frist von einer Stunde eingeräumt hatte. Drosten veröffentlichte die Anfrage auf Twitter mit dem Hinweis, er hätte besseres zu tun, als diese zu beantworten.

„Ich wehre mich gegen eine Veränderung von dem, was ich sage“, erklärte Drosten auf dem Kommunikationskongress. Das Problem der falschen Wiedergabe seiner Aussagen sei, dass die Botschaft verloren gehe und sich Fehlinformationen in der Öffentlichkeit verbreiteten, die dann immer weitergesponnen würden. Ihm gehe es nicht um Selbstdarstellung. Seine Stelle an der Charité sei unbefristet, meinte er scherzhaft. Er sei nicht der Typ, der sich in der Öffentlichkeit sonne. „Wenn das (Anm.: die Pandemie) vorbei ist, werde ich aus der Öffentlichkeit schlagartig verschwinden“, sagte er. Zum Fernseh-Professor wolle Drosten nicht werden. „Ich gehe mit Mütze und Sonnenbrille raus, weil ich nicht erkannt werden will.“

Drei Talkshowauftritte

Einige Zuhörer:innen reagierten überrascht, als der Professor meinte, er sei lediglich dreimal in Talkshows zu Gast gewesen. Zwar gab er auch dem „Heute-Journal“ und dem „Spiegel“ viel beachtete Interviews. Seine Bekanntheit und Bedeutung als Erklärer der Pandemie resultiert allerdings vor allem aus seinen Gesprächen mit der Redakteurin Korinna Hennig im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“, der zu Hochzeiten der Corona-Beschränkungen täglich ausgestrahlt wurde. Aktuell findet die Sendung wöchentlich statt. Jede Ausgabe führt zu umfangreicher Berichterstattung mit Zitaten von Drosten in fast allen Leitmedien.

Auf Regine Kreitz´ Frage, warum so viele seiner Kolleginnen und Kolleginnen das Licht der Öffentlichkeit scheuen würden, antwortete der Virologe, dass am Anfang der Pandemie viele sehr gute Virologen „aus Seriosität nichts gesagt“ hätten. „In der jetzigen Phase ist es tatsächlich so, dass Medienanfragen von meinen Kollegen gar nicht mehr beantwortet werden, weil sie Angst haben, dass ihnen das passiert, was mir passiert ist.“ Drosten ist zur Zielscheibe von Corona-Leugnern und derjenigen geworden, denen die Hygienemaßnahmen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu weit gehen. Auch Morddrohungen hat er erhalten. Für seine Arbeit als Wissenschaftler sei die Kommunikation zur Coronakrise im Übrigen eher hinderlich. „Wissenschaftler werden nicht gerade daran gemessen, wie oft sie in den Medien vorkommen – im Gegenteil“, so Drosten. Er habe wissenschaftliche Chancen „sausen“ lassen müssen – aus Zeitmangel.

Neben dem Ehrenpreis verlieh der Branchenverband die BdKom Awards. Das Alfred-Wegener-Institut überzeugte die Jury unter Leitung von Prof. Romy Fröhlich (Ludwig-Maximilians-Universität München) in der Kategorie „Team des Jahres“ mit seiner „nördlichsten Kommunikationsabteilung der Welt“, die die Expedition des Forschungseisbrechers Polarstern durch die Arktis begleitete. In der Kategorie „Krisenkommunikation“ gewannen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die mit der Kampagne „Gemeinsam gegen Corona“ den sinkenden Fahrgastzahlen versuchten entgegenzusteuern. Der Begriff „Krisenkommunikation“ bezieht sich dabei auf Projekte, die während der Coronakrise umgesetzt wurden.

(Update): In der Kategorie „Digitale Kommunikation“ lag das Klinikum Dortmund vorn: Unter dem Titel „Corporate Corona Erklärer“ informiert es auf Instagram kompetent und aufklärerisch zum Thema Corona und sammelt innerhalb kürzester Zeit über 25.000 Follower. Das Rennen in der Kategorie „Low Budget“ konnte die St. Augustinus Gruppe mit der öffentlichkeitswirksamen Maskensammelkampagne „Näht es bunt für Nase und Mund!“ für sich entscheiden.

Eine besonders praxisrelevante Master-Abschlussarbeit aus den Kommunikationswissenschaften würdigte der BdKom mit dem BdKom Talent Award (ehemals Nachwuchsförderpreis). Unter den insgesamt 14 Einreichungen überzeugte Kristin Hansen mit einer Arbeit zum ethisch verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der strategischen Kommunikation. Die Fachjury unter Vorsitz der BdKom-Bildungsbeauftragten Ina Froehner zeigte sich von der Praxisnähe und Zukunftsgerichtetheit der gewählten Forschungsfrage beeindruckt und lobte das besonders hohe Maß an Eigenleistung, das die Absolventin der Universität Leipzig aufbrachte.

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