Methoden der Schlagfertigkeit

Übung stärkt das Selbstbewusstsein

Sagt ein Pressesprecher zum CEO: „Es wird schwierig, Ihre Weste wieder reinzuwaschen, aber es ist nicht unmöglich. Wir müssen nur glaubwürdig darstellen, dass der Fahrradfahrer mit Tempo 120 in die Kreuzung fuhr und Ihnen ein Yorkshire-Terrier auf dem Gehweg die Sicht versperrte.“ Je abwegiger eine Erklärung, desto witziger die Pointe. Wer elegant „um die Ecke denken“ möchte, um schlagfertig zu reagieren, dem kann die Formulierung „Schwierig, aber nicht unmöglich …“ eine Hilfe sein.

Nach der Antwort ist vor der Antwort

Wir können Schlagfertigkeit täglich trainieren und dadurch im besten Fall zu einem Lebensstil machen. Gerade professionelle Kommunikatoren sollten sich einen Zugang zu Schlagfertigkeit schaffen.

Schlagfertigkeit bedeutet nicht, dass Sie auf jeden Angriff antworten und Ihrem Gegenüber das Gefühl geben müssen, er hätte Sie „geknackt“. Nicht jede Gemeinheit ist einer ausgesprochenen, schlagfertigen Antwort würdig. Schlagfertigkeit wirkt nämlich auch innerlich, was wiederum äußerlich sichtbar wird. Warum also mehr Porzellan zertrümmern, als schon geschehen? In der nächsten Konversation sind Sie besser vorbereitet und haben erneut die Wahl, zu schweigen oder laut und deutlich zu werden. Damit wird jede Art der Kommunikation zu einem Übungsfeld.

Gerade gegenüber Vorgesetzten empfehlen sich kleine, tastende Schritte, die unsere Wehrhaftigkeit  für Situationen ankündigen. Zunächst sollten wir unser Bewusstsein für die Kommunikation unserer Mitmenschen steigern und genau beobachten, wie sie miteinander umgehen.

Schlagfertig schweigen

Der Normalfall bei den üblichen Alltagsmäkeleien ist, dass unser Gegenüber triumphiert, wenn wir eine Reaktion zeigen, die er gegen unseren Willen beabsichtigt hat. Dieses Muster unterbrechen wir mit einer schlagfertigen Antwort. In diesem Sinn kann auch eine Nicht-Reaktion eine angemessene Methode der Schlagfertigkeit sein. Sie verschafft uns zudem eine Gesprächspause, in der wir über eine originelle Antwort nachdenken können.

Schlagfertigkeit ist niemals eine Aktion sondern, immer eine Reaktion mit dem Ziel, dass alle Beteiligten auf Augenhöhe zur Tagesordnung zurückkehren. Sie ist oft der letzte Versuch, die Beziehungsebene zu klären. Ist dies nicht mehr möglich, gilt auch für die schlagfertigsten Kommunikatoren, dass sie das Gespräch abbrechen sollten. Das ist zum Glück jedoch die Ausnahme.

Schlagfertige Persönlichkeiten aus den Medien können dabei eine Inspiration sein. Vicco von Bülow, alias Loriot, war zum Beispiel ein Meister des Kurzkommentars. „Ach, was?! „, passt für viele Situationen, in denen uns gerade nichts Besseres einfällt. Oder Peter Falk als Inspektor Columbo: „Ich hätte da noch eine Frage …“

Niemand streitet gerne allein

Wir stellen selten infrage, ob ein Angriff berechtigt ist und ob wir uns als Opfer zur Verfügung stellen sollten. Wer sich weigert, das Spiel seines Gegenübers mitzuspielen, wird als Streitpartner schnell uninteressant.

Bei Angriffen von starken Persönlichkeiten oder öffentlichen Auftritten kann es helfen, diese innerlich zurückzuweisen, um die nötige emotionale Distanz wiederherzustellen. Bleiben wir ganz bei uns, handelt es sich bereits um eine stille Methode der Schlagfertigkeit. Sie bewirkt nach innen Gelassenheit und scheint nach außen durch. Wie groß die Gruppe ist, mit der wir es dabei gerade zu tun haben, spielt keine Rolle. Selbst im Vier-Augen-Gespräch kann die innere Zurückweisung eines Angriffs der Beginn einer gesundheitserhaltenden Form des Selbstmanagements sein.

Machen Sie sich für das Komische in der aktuellen Situation aufmerksam: Jede Situation, so unangenehm sie auch scheinen mag, birgt den Kern einer Anekdote. So würden die meisten Menschen vermutlich lauthals lachen, wenn Sie sich schimpfend im Auto fahren sehen könnten. Oder Ihnen fällt zur rechten Zeit ein knapper Spruch ein: „Arroganz ist Niveau von unten gesehen“, oder „Eine einzige Null mehr reicht bereits – und ein Problem hat sich verzehnfacht.”

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