KI-Skills gesucht

Arbeitsmarkt

Welche Kompetenzen müssen Kommunikationsfachleute heute haben? Neben einer ausgeprägten Kommunikationsfähigkeit, einer guten Schreibe und analytischen Fähigkeiten sowie Soft Skills wie Teamfähigkeit werden künftig auch Kenntnisse von ChatGPT und Co. zum üblichen Anforderungsprofil gehören.

Denn zweifellos ist der Markt für künstliche Intelligenz seit dem Aufkommen von ChatGPT in Deutschland stark gewachsen – dem Digitalverband Bitkom zufolge in diesem Jahr um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Auf rund 4,1 Milliarden Euro beliefen sich demnach die Ausgaben für KI-Software, gefolgt von 1,3 Milliarden Euro für Dienstleistungen und 0,9 Milliarden Euro für Hardware. Im kommenden Jahr erwartet der Verband ein weiteres Wachstum der Ausgaben um 30 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro.

PR-Kräfte mit KI-Kenntnissen gesucht

Der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz in Unternehmen hat Folgen für den Arbeitsmarkt – KI-Kenntnisse werden zum Wettbewerbsvorteil. Eine Nachfrage besteht bereits, wie Zahlen der auf HR-Kommunikation und Employer Branding spezialisierten Agentur Index zeigen. Gemeinsam mit der TU Darmstadt hat sie für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ alle Stellenbörsen und rund 400.000 Websites durchforstet. Das Ergebnis: Während die Suche nach Fachleuten in den üblichen KI-Disziplinen stagniert oder rückläufig ist, werden Fachkräfte für generative KI gesucht.

Das gilt im Speziellen auch für den Kommunikationsbereich, wobei die Nachfrage noch überschaubar ist. Für KOM hat Index untersucht, wie viele Positionen für die Berufsgruppe Marketing, PR, Werbung und Design/Multimedia mit KI- oder ChatGPT-Bezug im Zeitraum September 2022 bis Oktober 2023 ausgeschrieben waren. Dazu werteten die Analysten Stellenanzeigen in 200 Printmedien, 305 Onlinebörsen, das Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit sowie 657.366 Firmenwebsites aus. Suchwörter waren „Künstliche Intelligenz“, „KI“, „Artificial Intelligence“ und „AI“ respektive „Chat GPT“ und „ChatGPT“.

Insgesamt waren im genannten Zeitraum 351.455 Positionen für die Berufsgruppe ausgeschrieben. Einen KI-Bezug wiesen 6.216 Stellen auf, ChatGPT wurde in 366 Positionen erwähnt.

Besonders im Juli waren KI-Kenntnisse gefragt: Während bis dahin im Schnitt 571 KI-bezogene Stellen monatlich ausgeschrieben wurden, waren im Juli 834 Positionen mit KI-Bezug vakant. Stellen mit konkretem ChatGPT-Bezug, die überhaupt erstmalig im Januar auftauchten, stiegen im Juli auf ein vorläufiges Jahreshoch von 112 ausgeschriebenen Stellen. Gleichzeitig waren in diesem Monat mit rund 39.000 Stellen nicht mehr Positionen als üblich für die Berufsgruppe ausgeschrieben. Im Juli nahm das Thema generative künstliche Intelligenz weiter an Fahrt auf – so machte beispielsweise Google sein Sprachmodell Bard für Europa verfügbar und SAP verkündete Milliardeninvestitionen in KI-Unternehmen wie das deutsche Start-up Aleph Alpha.

Im August, September und Oktober sank die Zahl an vakanten Stellen im Speziellen als auch insgesamt. Seit Kurzem zeichnet sich aber eine erneut steigende Nachfrage ab: Die Anzahl an freien Positionen mit allgemeinem KI-Bezug stieg im November auf 888 bei 33.634 ausgeschriebenen Stellen insgesamt, wie eine weitere Index-Analyse zeigt.

Gefragt sind für diese Positionen vor allem Fachkräfte mit akademischer Bildung, darüber hinaus werden aber auch Fachkräfte mit Berufserfahrung gesucht. Die Stellen sind vorwiegend in den Städten Berlin, München und Hamburg vakant. Wird in Stellenanzeigen ChatGPT erwähnt, richten sich diese vorwiegend an Fachkräfte mit akademischer Bildung und beziehen sich vor allem auf die Ballungsräume Berlin, München, Köln und Hamburg.

Beschäftigte bilden sich fort

Auf die neuen Anforderungen scheinen sich Arbeitnehmende bereits einzustellen. Nicht nur gefühlt werden Kurse zum Thema ChatGPT und Co. gut gebucht. Untersuchungen zeigen, dass deutsche Beschäftigte dem technologischen Fortschritt vorwiegend positiv gegenüberstehen und sich zum Thema generative künstliche Intelligenz weiterbilden.

So gaben in einer Befragung der Adecco Group vom Juli und August unter rund 2.000 Arbeitnehmenden in Deutschland bereits 74 Prozent an, generative KI im Arbeitsalltag zu nutzen. Das Beratungsunternehmen McKinsey schaute sich im September Linkedin-Nutzerprofile an und stellte fest, dass Beschäftigte aus Deutschland 1,7-mal häufiger angeben, mit KI-Tools und -Anwendungen umgehen zu können, als der OECD-Durchschnitt. Damit ist Deutschland nicht ganz Spitzenreiter, liegt aber bei der Verbreitung von KI-Kompetenzen knapp hinter den USA an zweiter Stelle.


Dieser Beitrag ist Teil der Themenreihe „How-to GenAI“, die sich mit dem Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz in der Unternehmenskommunikation beschäftigt. Wöchentlich erscheinen an dieser Stelle Beiträge wechselnder Autor*innen zu theoretischen und praktischen Aspekten.

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