Die Reden deutscher Dax-CEOs waren in diesem Jahr etwas verständlicher als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommen Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim.
Seit 2012 untersucht das Team um Frank Brettschneider die Reden der Vorstandsvorsitzenden auf den Dax-Hauptversammlungen. Mit Hilfe einer Analyse-Software fahnden die Forschenden etwa nach überlangen Sätzen, Fachbegriffen, Fremdwörtern und zusammengesetzten Wörtern. Die Reden bewerten sie anschließend anhand des „Hohenheimer Verständlichkeits-Index“, der von 0 (schwer verständlich) bis 20 (leicht verständlich) reicht. Zum Vergleich: Hörfunk-Nachrichten kommen im Schnitt auf 16,4 Punkte, Politik-Beiträge überregionaler Zeitungen wie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ oder der „Welt“ auf Werte zwischen 11 und 14 Punkte. Doktorarbeiten in Politikwissenschaft haben eine durchschnittliche Verständlichkeit von 4,3 Punkten.
Telekom-Chef Höttges erreicht Spitzenwert
Die Reden der Dax-CEOs erreichten in diesem Jahr im Schnitt 14,3 Punkte – 0,6 Punkte mehr als im Vorjahr (13,7) und sogar 4,5 Punkte mehr als noch vor zwölf Jahren (9,8). Sieben Reden haben mehr als 18 Punkte erreicht. Vier Reden liegen unter zehn Punkten.
Ganz vorn steht erneut Telekom-Chef Timotheus Höttges, der mit 20,0 Punkten die formal verständlichste Rede hielt. Auf Platz 2 folgt Theodor Weimer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse, mit 19,3 Punkten. Drittplatzierter ist BMW-Chef Oliver Zipse mit 19,0 Punkten.
Am Ende des Rankings steht Armin Papperger von Rheinmetall mit 3,7 Punkten – trotz einer Steigerung um 1,5 Punkte zum Vorjahr, als er den Forschenden zufolge die formal unverständlichste Rede seit 2012 gehalten hatte. Merck-Chefin Belén Garijo belegt mit 4,9 Punkten den vorletzten Platz. Auf dem drittletzten Platz liegt mit 5,1 Punkten die Rede von Hans Dieter Pötsch, CEO von Porsche SE.
Die formale Verständlichkeit der Dax-CEO-Reden auf den Hauptversammlungen 2024 (HIX-Werte). Für eine vergrößerte Darstellung klicken Sie auf die Grafik. © Universität Hohenheim
Negatives verpackt in Schachtelsätze
Die Verständlichkeit einer Rede hängt unter anderem auch mit dem Zustand des Unternehmens zusammen, wie das Beispiel Oliver Blume zeigt. Während Blume als CEO der Porsche AG mit 18,8 Punkten sehr gut abschnitt, war seine Rede als CEO von VW mit 11,2 Punkten formal unverständlicher. Brettschneider: „Über die Porsche AG gibt es mehr Positives zu berichten als über VW. Unangenehmes wird jedoch oft in Schachtelsätzen verpackt. Das reduziert die Verständlichkeit.“
Überlange Sätze würden allerdings immer seltener, heben die Wissenschaftler positiv hervor. Auch Anglizismen kämen inzwischen kaum noch vor, schwierige Begriffe würden häufiger erklärt. Klartext überzeugt, sagt Brettschneider: „Formal verständliche Botschaften werden von den Zuhörenden besser verstanden und erinnert. Und verständliche Botschaften genießen mehr Vertrauen.“
Alle Ergebnisse der Analyse können hier eingesehen werden.