Die zehn krassesten Fehler beim Jobwechsel

Tipps vom Berater

Ein Jobwechsel bietet viele neue Chancen: eine verantwortungsvollere Aufgabe, mehr Gestaltungsspielraum für eigene Ideen, ein höheres Einkommen. Diese Optionen sind für Bewerber oft so verlockend, dass sie ein Jobangebot annehmen, ohne sich im Vorfeld ausreichend Gedanken dazu gemacht zu haben, ob diese Offerte auch die richtige für sie ist. Ein Wegweiser durch den Bewerbungsdschungel ist daher wichtig und hilfreich, um sich bei seiner Entscheidung auch sicher zu sein.

1. „Ich habe mich vom höheren Gehalt verleiten lassen!“

Kandidaten wechseln heute unbedacht den Arbeitgeber. Häufig werden nicht die Arbeitsinhalte, die einem Wechselmotiv den Sinn geben sollten, in den Vordergrund gestellt, sondern monetäre Anreize als Grundlage für den Wechsel gewählt. Ein Trugschluss, der oft bestraft wird, denn Ziele können unrealistisch sein. Und was ist, wenn der nächste Personalberater anruft? Die Spirale nach „mehr Geld“ ist endlich. Denn spätestens nach dem zweiten finanziell motivierten Wechsel wird dem einstellenden Personaler klar, wen er da vor sich sitzen hat.

2. „Ich habe nicht auf mein Bauchgefühl gehört!“

Schon im Vorstellungsgespräch kann das Gefühl aufkommen, dass man irgendwie nicht zusammenpasst. Es können der potentielle Vorgesetzte, Kollegen, Mitarbeiter ein komisches Bauchgefühl hinterlassen. Dem sollte man im Zweifelsfall folgen.

3. „Ich habe die Belange meiner Familie außer Acht gelassen!“

Schon während die Bewerbungsrunden laufen, sollte man die gesamte Familie einbeziehen. Nach dem Antritt einer neuen beruflichen Herausforderung ist es häufig zu spät für Korrekturen. Es kann ein Umzug erforderlich sein oder man entscheidet sich für eine Wochenendbeziehung und nimmt eine Wohnung am Dienstsitz. Mögliche Schulwechsel der Kinder sind oft nicht berücksichtigt worden. Ergebnis: Der neue Arbeitsplatz wird aufgegeben und der Lebenslauf ist fürs Erste „versaut“.

4. „Ich habe auf den neuen Titel und die neue Position vertraut!“

Hört der Personalverantwortliche im Bewerbungsgespräch Sätze wie: „Die versprochene Personalverantwortung wurde mir nicht gegeben“, „der Titel stellt mehr da, als es wirklich ist“ oder „ich wurde durch das Unternehmen getäuscht“, wird er genauer hinterfragen, wie sich die Situation für den Bewerber darstellt oder dargestellt hat. Mit den richtigen Fragen für den Bewerber können auch schwierige Situationen aufgeklärt und mit Überraschungen dieser Art umgegangen werden. Darauf sollte man vorbereitet sein.

5. „Ich habe vorher nicht erkannt, dass ich für die Aufgabe nicht geeignet bin!“

Das Einschätzen der eigenen Fähigkeiten und Interessen sollte die Basis eines Wechsels sein. Die Familienplanung kann eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Das Ausprobieren neuer Tätigkeiten oder Geschäftsbereiche im späteren Verlauf der Karriere kann selbstzerstörerischen Charakter haben. Wechsle ich beispielsweise vom Marketing in den Vertrieb und komme nicht mit dem Druck durch Zielvorgaben, Controlling und Dokumentationen klar, stehe ich schnell wieder dem Markt zur Verfügung.

6. „Ich habe nur einen befristeten Arbeitsvertrag angeboten bekommen!“

Worum geht es? Teilzeit, unbefristeter Arbeitsvertrag? Es werden immer noch sehr wichtige Dinge zur Klärung bis in das finale Gespräch eines Bewerbungsprozesses geschoben. Besser, man fragt früh nach wichtigen Rahmenbedingungen. Der neue Job kann sonst eine Mogelpackung sein.

7. „Ich habe ein Wettbewerbsverbot oder eine lange Kündigungsfrist nicht berücksichtigt!“

Habe ich meine eigenen vertraglichen Voraussetzungen richtig geprüft? Kann ich überhaupt zum gewünschten Zeitpunkt anfangen? Ein bestehender Arbeitsvertrag kann so aufgebaut sein, dass der bereits gefasste Entschluss zum Jobwechsel scheitern kann. Hier ist Vorsicht geboten.

8. „Ich habe die Kontinuität meines Lebenslaufes mit Füßen getreten!“

„Ich habe dreimal Pech gehabt, weil das Unternehmen übernommen wurde, insolvent gegangen ist oder ich mich nicht mit meinem Vorgesetzten verstanden habe. Die kurzen Wechsel sind daher nicht in meiner Person begründet“. Ein Trugschluss: Personaler werden diese Schritte anhand der Papierform möglicherweise schon als Kriterium zur Absage heranziehen und selbst im persönlichen Gespräch wird man dieser Argumentation nur selten folgen. Es ist unerheblich, wie zu häufige Wechsel zustande kommen. Bewerber, die schnell die Nerven verlieren und rasant die Arbeitsplätze wechseln – gerade in schwierigen Situationen oder aus monetären Gründen – haben irgendwann keine Chance mehr auf einen neuen Job.

9. „Ich habe den Job gewechselt, ohne die finanziellen Verluste zu sehen!“

Das Lesen des eigenen Vertrages ist nicht nur in Bezug auf Wettbewerbsverbote durchaus sinnvoll. Ebenso interessant ist es, sich vor einem Jobwechsel mal anzuschauen, welche Boni, Aktien, Stockoptions oder Pensionszusagen verloren gehen können. Diese Verluste sollte man durch das neue Gehalt auffangen.

Ein häufiger Fehler ist, dass Bewerber oft die einzelnen Komponenten mit dem zukünftigen Arbeitgeber separat verhandeln wollen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass zum Beispiel Aktienzusagen bei vielen – logischerweise bei nicht börsennotierten Unternehmen – gar nicht existieren. Daher immer alle „Benefits“ über das Gehalt abbilden und nicht einzeln einfordern! Das kann beim Jobwechsel im schlimmsten Fall noch einen faden Beigeschmack hinterlassen, der dann sogar noch zum Scheitern der Vertragsverhandlungen führen kann.

10. „Ich habe mich im Vorfeld nicht ausreichend über das Unternehmen informiert!“

Alles im Leben und bei Jobwechseln ist heute eine Frage der richtigen Information. Mögliche Insolvenzen und Übernahmen kann man nicht voraussehen. Die Unschuldsvermutung vieler Bewerber für das eigene „Unterlassen“ ist an dieser Stelle ein Trugschluss. Denn grundsätzlich kann man sich zum Beispiel unter www.bundesanzeiger.de zu jeder Kapitalgesellschaft hervorragend informieren. Neben den offensichtlichen Zahlen deuten sich Übernahmen häufig durch Presseveröffentlichungen an. Eine kurze Recherche im Internet hilft hier meistens schon. Somit sind Wechselfehler aus solchen Gründen nicht immer so einfach zu erklären, wie es sich viele vorstellen.

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