Ein spezieller Auftrag erfordert spezielle Maßnahmen. Für eine Kampagne zum Thema „Ehevertrag“ für den Deutschen Anwaltverein erfand die Agentur Serviceplan kurzerhand „Martin G.“, der seine Trennung wörtlich nimmt und nach der Scheidung den gemeinsamen Haushalt, vom Teddybären bis zum Auto, in der Hälfte zersägt. Diesen Prozess dokumentiert er in einem millionenfach geklickten Youtube-Video. In 151 Ländern wurde „Martin“ mit seinem Video zur Topmeldung. Schließlich löste der Deutsche Anwaltverein die Geschichte auf und informierte darüber, dass zu wenige Ehepaare rechtlich auf eine Trennung vorbereitet sind und wie sie sich besser absichern können.
Beim Deutschen Preis für Onlinekommunikation 2016 setzte sich die Kampagne in den Kategorien Storytelling und Webvideo durch. Wir haben Philipp Stute, Valerie Deguine und Philipp Süßmann von Serviceplan nach dem zweifachen Triumph kurz zur Kampagne befragt.
Ihr Auftraggeber war der Deutsche Anwaltverein. Ist es schwierig, für Anwälte eine Kampagne zu gestalten?
Philipp Stute: Das ist eigentlich sehr einfach, wir betreuen den Kunden schon seit über zehn Jahren und es besteht ein großes Vertrauensverhältnis. Natürlich wird alles noch einmal geprüft, aber wir hatten schon einen gewissen Spielraum.
Wie sind Sie auf die Idee für die Kampagne gekommen?
Stute: Ich bin zu dieser Zeit mit meiner damaligen Freundin zusammengezogen. Wir waren bei Ikea und haben uns einen neuen Schrank gekauft. In dem Moment habe ich überlegt: Was passiert eigentlich damit, wenn wir uns irgendwann trennen sollten? Zersägen wir den dann einfach?
Und was ist tatsächlich nach der Trennung mit dem Schrank passiert?
Stute: (lacht) Ich habe ihn behalten. Aber wir waren ja auch nicht verheiratet.
Wie ist die Idee angekommen, als Sie sie dem Anwaltverein präsentiert haben?
Stute: Es hat eine Weile gedauert bis die Idee durch war. Sofort gezündet hat sie nicht, wir mussten ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten.
Was war Ihr bestes Argument?
Stute: Ich glaube, der Erdbeerkuchen, den wir zur Präsentation mitgebracht haben. Nein – der Kunde hatte sich für dieses Thema eine sehr große Aufmerksamkeit gewünscht und da brauchte es eine spektakuläre Geschichte.
Das ist gelungen – heute Abend sind Sie sogar doppelte Sieger. Über welchen der Preise freuen Sie sich am meisten?
Valerie Deguine: Über beide gleichermaßen!
Stute: Mich hat besonders der dpok in der Kategorie Storytelling gefreut. Wir hatten schließlich ein ziemlich kleines Budget.
Und wo wird die Trophäe künftig stehen?
Stute: Es ist noch nicht ganz klar, wo der Preis landet, ob bei uns oder beim Anwaltverein.
Oder Sie schneiden ihn, gemäß der Kampagne, einfach in der Mitte durch.
Stute: (lacht) Das wird nicht nötig sein, wir haben ja Gott sei Dank zwei davon!