Körpersprache: Mehr als Affentheater

Über die Macht der Physis

Wer sich von Schauspielerin Karin Seven coachen lässt, sollte darauf gefasst sein, sich zunächst einmal buchstäblich zum Affen zu machen. Wenn die Glieder zu Beginn ihrer Seminare noch steif sind, der Blick verhalten, greift die Trainerin nämlich die „Tierübung“ aus ihrer Methodensammlung heraus. So kommt es, dass Damen und Herren im Business-Outfit plötzlich die geschmeidigen Bewegungen einer Raubkatze nachahmen, den langen Hals einer Giraffe, die Flügelschläge und den wachen Blick eines Vogels. Oder eben das „Äffchen“ mit seinen schlackernden Gliedmaßen, das Karin Seven beim Interviewtermin völlig unbefangen inmitten des Berliner Tiergartens vorführt. „Wenn das Eis einmal gebrochen ist, kann es vorkommen, dass meine Kursteilnehmer entfesselt auf dem Tisch herumspringen.“

Sinn solcher Übungen ist es, den Körper zu befreien, Raum für neue Mimiken und Ges­ten zu öffnen. Die meisten von uns haben, was die Körpersprache anbelangt, nämlich ein eher begrenztes Vokabular. Immer wieder zeigen Studien, wie groß die Wirkung unserer nonverbalen Kommunikation ist. Laut dem Allensbach-Institut machen Gestik und Mimik 55 Prozent der Kommunikation aus, 26 Prozent entfallen auf die Stimme und lediglich 19 Prozent auf den fachlichen Inhalt.

Und dennoch: Vom Vorstellungsgespräch bis zum Vortrag auf dem Podium, immer stehen die Inhalte im Mittelpunkt. Zwischen dem Feilen am richtigen Wortlaut, dem Perfektionieren von Powerpoint-Folien und der Wahl der passenden Kleidung bleibt der Gedanke an die restlichen 81 Prozent oft auf der Strecke.

Emotion heißt in Bewegung setzen

Samy Molcho hat es zu seinem Lebenswerk gemacht, die Bedeutung dieser 81 Prozent in den Mittelpunkt zu rücken. Und der israelische Pantomime und Körpersprache-Experte erkennt Fortschritte. „Früher hat man gedacht, Kommunizieren sei etwas rein Rationales. Heute weiß man, dass Kommunikation und das Lösen von Problemen in erster Linie emotional sind“, sagt er. Und Emotion bedeutet auch in seiner Wortherkunft nichts anderes als „in Bewegung setzen“. Der Körper spielt also immer mit. „Wenn jemandem etwas nicht gefällt, sagt er es mir vielleicht nicht immer, aber ich sehe es ihm an, wenn er die Lippen zusammenpresst und zurückweicht. Wir nehmen unsere Körpersprache als etwas ganz Selbstverständliches und vergessen, dass all unser Handeln eine Wirkung hat.“

Unser Gehirn deutet Bewegungen in Sekundenschnelle, ob sie intendiert eingesetzt wurden oder nicht. Samy Molcho erklärt das anhand eines Beispiels: „Wenn ich im Gespräch mit einem Kollegen plötzlich meine Lesebrille aufsetze, signalisiere ich‚ dass ich weiterarbeiten möchte und der andere eine Störung ist. Nehme ich hingegen die Brille ab, wenn er auf mich zukommt, und wende mich ihm zu, zeige ich: ‚Du bist gerade wichtiger als meine Lektüre.‘“ So geht es uns mit den vermeintlich unscheinbarsten Gesten. Ein nach unten gerichteter Zeigefinger zwingt uns, etwas zu tun, ein frontales Näherkommen mit schnellen Schritten erscheint uns optional gefährlich.

Zeit also, dass wir uns der Macht unserer Körpersprache stärker widmen und diese, trotz aller Mühen, klarer gestalten. Samy Molcho ist davon überzeugt, dass jeder sein körpersprachliches Vokabular optimieren kann: „Wir lernen Wörter, Satzaufbau, Formulierungen – warum sollte es mit der Körpersprache nicht genauso funktionieren?“

Wirkungsmacht gewinnen

Innerhalb eines Wimpernschlags, also in 150 Millisekunden, entscheiden wir, ob wir unser Gegenüber als charismatisch empfinden oder nicht. Die Crux: Man kann dabei vollkommen falsch liegen. Grund dafür sei der „Halo-Effekt“, erklärt die Psychologin und Körpersprache-Trainerin Monika ­Matschnig. Wer einen Menschen kennenlernt und ein Merkmal an ihm feststellt, das von einer anderen Person vertraut ist, schließt schnell auf unbekannte Eigenschaften. „Wenn mich die Nase eines Bewerbers beispielsweise an die meines ehemaligen Chefs erinnert, zu dem ich ein schlechtes Verhältnis hatte, sucht mein Gehirn automatisch nach Indizien, die meine negative Erwartungshaltung bestätigen“, erklärt sie.

Wir können diesen Eindruck nur revidieren, indem wir sehr bewusst an neue Personen herantreten. Wer sich vornimmt, sein Gegenüber sympathisch zu finden, veranlasst sein Gehirn, nach positiven Eigenschaften des anderen zu suchen. In diesem Fall kommt es Monika Matschnig zufolge zu einer Wechselwirkung: „Durch die Spiegelneuronen, also ein Resonanzsystem im Gehirn, das dafür sorgt, dass wir empfinden, was andere empfinden, bekommt mein Gegenüber meine Haltung zu spüren und reagiert ebenfalls positiv auf mich.“ Das gelte aber nur, solange ich in den Augen des anderen gleichberechtigt oder der Statushöhere bin. Besonders machtvolle Menschen haben also auch einen besonders starken Einfluss auf die Atmosphäre.

Cowboy versus Iron Lady

Aber wer wirkt überhaupt machtvoll – und warum? Selbstsichere und einflussreiche Menschen nehmen Raum ein, demonstrieren ihren territorialen Anspruch. „Wer breitbeinig steht, ist stabiler. Wer zu breitbeinig steht, macht sich allerdings unbeweglich“, erklärt Samy Molcho. Zudem sollte der Körper aufgerichtet sein und der Mittelkörper dabei nicht von den Armen oder Gegenständen wie Büchern oder Aktentaschen verdeckt werden. „Wenn ein General hinter seinen Soldaten marschiert, hält er immer die Hände hinter dem Rücken, um zu zeigen, dass er keine Schutzvorrichtung braucht.“

Kürzlich sorgte eine Studie der University of Berkeley für Aufsehen, der zufolge Menschen, die ihre Extremitäten ausbreiten und dadurch den Raum dominieren, als attraktiver angesehen werden. Untersucht wurde die Wirkung dieser dominanten Haltung bei Speed-Dates und auf Fotos in Dating-Portalen. Dominanz suggeriert (beruflichen) Erfolg und macht somit attraktiv, folgerten die Wissenschaftler. Insbesondere gelte das für Männer. Dass das Geschlecht hier entscheidend ist, glaubt auch Samy Molcho. „Die Frage ist, wer flirtet. Von einem erfolgreichen Mann erwartet die Frau, dass er Raum einnimmt, Sicherheit geben kann – ein biologischer Überrest auch in modernen Zeiten. Eine breitbeinig stehende Frau hingegen wirkt wenig verführerisch, sondern konfrontativ.“

Nun wollen Frauen im Job weder verführerisch noch konfrontativ wirken. Laut Monika Matschnig sollten sie aber dringend lernen, souveräner aufzutreten. Fachlich seien Frauen zwar auf der Überholspur; was die Wirkungskompetenz anbelangt, lägen aber die männlichen Kollegen vorn. „Für machtvolle Frauen ist es oft ein schmaler Grat. Einerseits sollten sie sich in ihrer Körpersprache etwas von den Männern abschauen, dabei andererseits aber niemals zur Iron Lady werden.“ Ab einer bestimmten Position könnten sie wunderbar die „Machtmittel einer Frau“ verwenden, auf dem Weg dahin sollten sie aber darauf achten, ebenfalls Raum zu beanspruchen. „Während Männer die Cowboyhaltung einnehmen, machen sich Frauen in Meetings oft schmal, schlagen die Beine übereinander und legen die Hände in den Schoß.“ Die Empfehlung der Trainerin: Platzieren Sie die Hände rechts und links an der Stuhllehne und markieren Sie damit den Raum. Ein No-Go sei ebenfalls das bei Frauen häufige Gestikulieren aus den Ellbogen oder Handgelenken heraus. „Öffnen Sie stattdessen die Schultern, Sie werden sich sofort stärker fühlen.“ Psyche und Physis beeinflussen sich also gegenseitig. Als Positivbeispiel für eine sowohl von Stärke als auch von Weiblichkeit geprägte Körpersprache nennt Monika Matschnig IWF-Chefin Christine Lagarde und Trumpf-Chefin ­Nicola ­Leibinger-Kammüller.

Falsche Bescheidenheit

Unabhängig vom Geschlecht sei die Zurückhaltung in der Körpersprache der Nord- und Mitteleuropäer oft anerzogen, glaubt Samy Molcho. „Die meisten lernen von klein auf: Sei bescheiden, nimm nicht so viel Raum ein, lass dir nicht in die Karten schauen.“ Körpersprache werde in erster Linie als etwas Verräterisches dargestellt. Dabei sei eine offene Kommunikation doch für alle Beteiligten von Vorteil – gerade im Beruf. „‚Nimm keinen Raum ein, aber geh und mach Karriere‘? Das funktioniert nicht!“

In puncto Wirkungskompetenz im Vorteil sind extravertierte Menschen. Ihnen fällt es leichter, über ihren Körper klare Signale zu senden, was besonders für Führungskräfte von Bedeutung ist. „Der Vorteil extravertierter Chefs ist, dass ihre Mitarbeiter sie weniger decodieren müssen“, sagt Monika Matschnig. Wer ­klare Signale aussendet, dem wird auch eine höhere Kompetenz zugeschrieben.

Neue Führung, neue Gesten

Weicherer Auftritt, sensiblerer Umgang – die Führungskultur hat sich gerade in den vergangenen Jahren in vielen Unternehmen gewandelt. Samy Molcho beobachtet, wie sich daran auch die Körpersprache von Führungskräften anpasst. Sie seien heute auch in ihren Bewegungen zugewandter, offener. „Wenn ich vor 20 Jahren über Emotionen gesprochen habe, musste ich erst einmal eine halbe Stunde diskutieren, was die Teilnehmer denn überhaupt mit Gefühlen zu tun haben, das ist heute ganz anders.“

Karin Seven bestätigt, dass das Prinzip „Bring your whole self to work“ sich mehr und mehr durchsetzt. „Niemand muss mehr den Oberfeldwebel mimen, Führungskräfte setzen weniger auf straighte und schnelle Bewegungen. Stattdessen bezieht man den Mitarbeiter mehr ein, ist zugewandter, weicher.“

Foto: Karin Seven (c) Julia Nimke

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Unser Körper lügt nicht

Aber die Willkür hat ihre Grenzen und nicht alle physischen Reaktionen sind steuerbar. „Durch die Körpersprache sind wir ehrlich, das ist ein Vorteil, aber der Körper erzählt manchmal eben auch Dinge, die wir lieber geheim gehalten hätten“, gibt Karin Seven zu.

So kann er nämlich auch Unsicherheit oder sogar Flunkereien bloßstellen. Oder diese zumindest erahnen lassen, denn ganz eindeutig lassen sich die Muster nicht immer deuten. „Das Signal für eine Lüge gibt es nicht“, sagt Psychologin Monika Matschnig. Und was ist mit dem berühmten Blick nach rechts oben als sicheres Indiz für eine Unwahrheit? „Vergessen Sie das!“ Woran erkennen wir dann, ob der Bewerber ehrlich ist, der Praktikant tatsächlich interessiert? Zuerst solle man ein wenig Smalltalk halten, empfiehlt die Psychologin. Erst wenn der andere seine größte Nervosität überwunden hat, lässt sich einschätzen, wie beispielsweise seine natürliche Kopfhaltung aussieht, welche Sprechgeschwindigkeit und Lautstärke typisch für ihn sind. Wenn sich eines davon im Gespräch schlagartig ändere, solle man nachbohren. Weitere Hinweise für eventuelle Schwindeleien seien ein erhöhter Lidschlag, eine kurz aufblitzende Emotionsregung, wie ein rasch verblassendes Lächeln, und das „saure Aufstoßen“, das durch einen nervositätsbedingt trockenen Mund entsteht. Grundsätzlich gelte: Ehrliche Emotionen kann man zuerst am Gesicht ablesen, bevor sie ausgesprochen werden. Matschnig nennt ein Beispiel aus dem Alltag: „Wenn Sie ein Geschenk bekommen, das Sie insgeheim schrecklich finden, sagen Sie: ‚Das ist ja toll!‘ und lächeln danach. Wenn es Ihnen wirklich gefällt, zeigt Ihr Gesicht die Freude, bevor Sie etwas sagen.“

Nervosität einfach hinnehmen

Erröten, Augenzucken, Kniezittern – in angespannten Situationen fürchten sich viele vor den Reaktionen des eigenen Körpers. Karin Seven rät dazu, solche Nervositätssymptome hinzunehmen und zu ihnen zu stehen. „Oft weichen sie schnell wieder, wenn man ihnen keine Beachtung schenkt.“ Zum Thema sollte man sie auf der Bühne oder im Bewerbungsgespräch bloß nicht machen: „Wenn jemand darauf hinweist, zum Beispiel sagt: ‚Oh je, jetzt bin ich ganz rot geworden, das tut mir aber leid‘, wird es unangenehm für alle.“

Wer im Fokus steht, erlebt oft eine Art Selbstentfremdung. Während wir unseren Körper im Alltag oft gar nicht so bewusst wahrnehmen, ihn ganz selbstverständlich einsetzen, fühlen wir uns in entscheidenden Momenten plötzlich wie unter dem Brennglas. Die Konsequenz der erhöhten Aufmerksamkeit sind oft Stress und Überspannung, die Bewegungen hören auf zu fließen. Dagegen helfen Selbstreflexion und Training, damit, wie Karin Seven sagt, die Öffentlichkeit „unser zweites Wohnzimmer“ wird.

Entspannung, Haltung, Innenschau

„Ich übe mit Menschen keine Posen. Was ich mit ihnen übe, ist, den Körper zu befreien“, erklärt die Schauspielerin. Körpersprache habe immer funktional zu sein. Das heißt: „Meine Gestik unterstützt das, was ich sage. Alles, was nicht dazu beiträgt, meine innere Haltung zu transportieren, sollte auch im Äußeren besser wegfallen.“ Karin Seven startet ihre Coachings mal mit der Tierübung, mal mit Bewegungstrainings zu Musik oder Entspannungsarbeit.

In einem zweiten Schritt wird bewusst Haltung eingenommen. Aus einer Grundposition heraus, der Kopf zieht gerade nach oben, die Knie sind locker und frei, werden Bewegungen gezielt vollzogen. Nach den Übungen zu Entspannung und Haltung lässt sich die Trainerin von den Teilnehmern Anekdoten erzählen, die ein Moment der Begeisterung oder des Geheimnisvollen enthalten. So kann sie die Menschen, als Grundlage einer späteren Analyse, in einer für sie annähernd natürlichen Körpersprache beobachten. Wichtig sei dabei, dass es private Geschichten sind, da viele im Business ein völlig anderes körpersprachliches Vokabular anwendeten. Ein Fehler. „Sie glauben, sie müssten da besonders gut sein“, sagt Karin Seven. „Dabei verbiegen sie sich.“

Karin Seven nutzt im Coaching zudem die Schauspiel-Methode von Lee Strasberg, das Method Acting. „Wir gehen von innen nach außen, schauen, welche Gefühle uns antreiben und was unsere Bedürfnisse sind. Wer genau weiß, was er will, kann dafür auch losgehen.“

Monika Matschnig erlebt in ihren Seminaren besonders dann große Aha-Effekte, wenn sie Videoaufnahmen von den Auftritten der Teilnehmer zeigt und damit die Selbstreflexion in Gang setzt. Diese ist die wichtigste Zutat für Erfolge – doch nicht jeder ist dazu bereit. „Je höher die Position, desto öfter höre ich: ‚Ich bin halt, wie ich bin.‘“ Für die Trainerin eine Ausrede. „Jeder, der sagt, er möchte sich nicht verändern, weil er dann nicht mehr authentisch ist, der hat einfach keinen Bock.“ Alle Macken, die wir uns im Laufe der Zeit antrainiert haben, könnten wir durch ­passendere Gesten ersetzen, das sei reine Übungssache. „Aus einer Frau Merkel wird zwar kein Obama, doch wer ihre früheren Auftritte mit den heutigen vergleicht, wird bemerken, dass Welten dazwischenliegen.“

Nicht jeder von uns schiebt eine Bugwelle von Charisma und Selbstsicherheit vor sich her. Doch ein aufgerichteter Körper und eine Grundspannung wie ein Löwe, der sofort aufspringen kann, können laut Karin Seven Wunder bewirken. Und: „Liebe und Begeisterung schaffen Energie, bringen uns zum Leuchten.“

Von diesem Leuchten sollten nicht erst diejenigen profitieren, die schon in Führungspositionen aufgestiegen sind, Hauptzielgruppe vieler Seminare. Karin Seven und Monika Matschnig beklagen, dass gerade in Deutschland erst zu spät Selbstpräsentation geübt würde, ganz anders als in den USA, wo schon Kleinkinder an den Auftritt vor der Gruppe gewöhnt werden. Schon zu Ausbildungszeiten solle der Grundstein dafür gelegt werden. Für so manchen eröffnen sich nach Reflexion und Training ganz neue Karriereperspektiven.

Wer einmal an einem solchen Seminar teilgenommen hat, erlangt Bewusstheit über die eigenen kleinen Schwächen und das Wissen, wie er seine Wirkungskompetenz stärken kann. Fürs Leben reicht ein einmaliges Coaching aber nicht, sagt Monika Matschnig. „Im Laufe der Zeit schleichen sich wieder neue Macken ein. Ich rate dazu, sich alle fünf bis sieben Jahre in einem Training neu zu reflektieren.“

Werden Sie Actor, nicht Schauspieler

Selbstinszenierung wird gerade in Deutschland oft als etwas Negatives empfunden. Die anhaltende „Welle der Authentizität“ in Unternehmen und Managementliteratur sieht Monika Matschnig kritisch. Schließlich sei das ganze Leben eine Bühne. „Es ist Quatsch zu sagen: ‚Ich möchte authentisch bleiben und mich nicht inszenieren.‘ Denn nichts ist künstlicher als der Mensch.“ Tatsächlich schlüpfen wir jeden Tag in verschiedene Rollen, je nachdem, ob wir als Eltern, Chefs oder Berater handeln. Das funktioniert gut, solange wir uns in jeder dieser Rollen wohlfühlen. Und dabei beobachten wir auch, wie andere uns wahrnehmen: „Charisma hat man nicht, es wird einem zugeschrieben“, sagt Monika Matschnig. „Um das zu erreichen, müssen wir spielen. Zum Beispiel im Bewerbungsgespräch, und je höher die Position, desto mehr wird man beobachtet.“

Karin Seven spricht ebenfalls von Business Acting. Ihr allerdings widerstrebt es, das deutsche Wort „Schauspielen“ zu verwenden. Dieses impliziere etwas Aufgesetztes, Unechtes. „Ein Actor ist eigentlich ja nur der Handelnde. Business Acting bedeutet also, sich der Öffentlichkeit bewusst zu werden: Welche Rolle bediene ich, also Rolle im Sinne einer Aufgabe, nicht von etwas Gespieltem.“ Doch vor dem Business Acting steht für viele erst einmal das Animal Acting an. Denn – bitte nicht falsch verstehen – am Ende kann in der Geschäftswelt nur punkten, wer in seiner Körpersprache im Zweifelsfall auch „den Affen“ beherrscht.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Macht. Das Heft können Sie hier bestellen.

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