Was ist angemessen?

Editorial KOM 02/2022

Wenige Tage nach Fertigstellung der vergangenen Ausgabe von KOM gab es die Meldung, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Seitdem hat die Welt grauenhafte Bilder gesehen von getöteten Kindern, Millionen von Menschen auf der Flucht, komplett zerstörten Häusern und Familien, die seit Wochen in unterirdischen Bunkern ausharren, um sich vor den russischen Bomben zu schützen.

Über einige Berichte habe ich mich in den letzten Wochen sehr gewundert. Zum Beispiel wurde die Kommunikation des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj analysiert, als sei er ein CEO. Ich frage mich, ob Kategorien wie „nahbar“ oder „authentisch“ in so einem Krieg noch gelten können. Ich kann mich auch an ein Social-Media-Video von einem ukrainischen Bauern erinnern, der angeblich einen russischen Panzer mit einem Traktor stahl.

Es gibt zahlreiche Berichte über Hunde aus der Ukraine, die jetzt in Deutschland untergebracht werden müssen. Teilweise findet eine Trivialisierung statt, die wenig angemessen erscheint. Als Chefredakteur eines Fachmagazins für Kommunikation stellt sich mir die Frage, inwieweit wir über die umfangreiche Berichterstattung von Leitmedien hinaus einen Mehrwert liefern können.

Wir haben in dieser Ausgabe drei längere Artikel, die sich mit dem Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen befassen. Es gibt ein Interview mit Unicef-Pressesprecherin Christine Kahmann, die darüber spricht, wie das UN-Kinderhilfswerk in seiner Kommunikation mit dem Leid der Kinder umgeht. Wie wahrt man deren Würde? In der Rubrik „CEODuell“ zeigen wir den schmalen Grat, auf dem sich Unternehmen wie der Softwarekonzern SAP und der Baustoffhersteller Knauf in ihrer Kommunikation bewegen, die beide in Russland geschäftlich engagiert sind. Wir gehen zusätzlich der Frage nach, wie aus der Ukraine geflüchtete Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden und das Recruiting abläuft.

An unserem ursprünglichen Titelthema „Agenturen“ haben wir festgehalten. Die BMW Group baut mit The Game eine Customized Agency auf, die losgelöst von Grenzen wie Unternehmenskommunikation und Marketing arbeiten soll. Maike Fuest, Kommunikationschefin von eBay, und Achtung!-CEO Mirko Kaminski berichten in einem Doppelinterview, wie sie es geschafft haben, über mehr als 13 Jahre erfolgreich zusammenzuarbeiten. Ausbildungswege in Unternehmen und Agenturen, Nachhaltigkeit sowie ein Blick ins Metaverse sind weitere Themen dieser Ausgabe. Eine Ankündigung: Beim Kommunikationskongress wird es in diesem Jahr wieder eine Speakersnight geben.

Viel Spaß beim Lesen!

Volker Thoms, Chefredakteur


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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Agenturen. Das Heft können Sie hier bestellen.

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