Eine Frau in Unterwäsche vor einem Sarg, eine leichtbekleidete Blondine im Schweinestall – manche Kalender-Motive muten schon etwas schräg an. Und die Frage muss erlaubt sein, was eine halbnackte junge Dame mit einem Sarg zu tun hat.
Nun gut. Immer mehr Organisationen scheinen den Kalender als PR-Instrument entdeckt zu haben. Ein Großteil versucht vor allem durch viel nackte Haut Aufmerksamkeit zu generieren. Leider gelingt das nicht immer auf ästhetische Art und Weise, wie wir bei unseren Recherchen feststellen konnten.
Mit Authentizität punktet vor allem der Kalender des Deutschen Handwerksblatts „Germany’ s Power People“: Er zeigt Menschen, „die ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben, von einer anderen, besonders glanzvollen Seite“, so die Macher. In einem Casting wurden Männer und Frauen gesucht, die sich und ihr Handwerk präsentieren möchten. Ähnlich echt und ehrlich kommen die New Yorker Taxifahrer an. Sehen Sie selbst …
Unter dem Motto „Jungbauern 2.0“ wurden leicht bekleidete Damen in den Ställen und Betrieben modernster Agrarbetriebe abgelichtet. So soll im Jungbauernkalender 2016 der technische Fortschritt in der Landwirtschaft demonstriert werden. Bestimmt schauen Sie auch nur auf die modernen Stallungen (c) 2014 Agro Communication GmbH
Zum siebten Mal erscheint der Kalender „Germany’ s Power People“ und zeigt zwölf Frauen und zwölf Männer aus Handwerksberufen, allesamt Amateur-Models. „Wir waren vor sechs Jahren der Meinung, dass der mit einer Million Betrieben wirklich große Wirtschaftszweig Handwerk in der Lage sein müsste, eigene Männer und Frauen in einen Kalender zu bringen und nicht mit professionellen Models zu arbeiten“, sagt Hans Jürgen Below, Geschäftsführer der Verlagsanstalt Handwerk (c) Werbefotografie Weiss
Die Macher des Lambertz FineArt Kalenders setzen auf Dolce Vita und tauchen ein in das italienische Lebensgefühl der 1960er Jahre. Für die süße Versuchung zeigen sich die Models des Aachener Printen- und Schokoladenherstellers in mondänen Roben. An Eleganz ist dieses Kunstwerk fast nicht zu überbieten (c) Lambertz
Echte Metzger statt knochiger Models. Die Idee, schöne, halbnackte Männer abzubilden, kam dem Wurst- und Schinkenhersteller Reinert 2013. Die Reaktionen waren durch und durch positiv, so dass man das Konzept beibehielt. Da lässt man sich doch gerne eine Scheibe abschneiden (c) Oliver Reetz
„Wir lieben Retro“ lautet das Motto des diesjährigen Kalenders des Sargherstellers Lindner, die ihr Produkt auf besondere Weise inszeniert: Der Sarg wird personifiziert und soll wie ein „echter Gentleman“ wirken, so heißt es von Unternehmensseite. „Er (der Sarg) zieht sich zurück, tauscht Höflichkeiten aus“. Wahrscheinlich ist so viel morbider Charme nicht jedermanns Geschmack, aber in der Wave-Gotik-Szene würde diese Wanddekoration bestimmt ihre Fans finden (c) Marek Sulek Studio ReReto/reretro.pl
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Zukunft. Das Heft können Sie hier bestellen.