Der scheidende BMW-Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer hat in diesem Jahr die beste Rede auf der Hauptversammlung eines DAX-30-Unternehmens gehalten. Zu diesem Ergebnis kommt der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) zum Ende der Hauptversammlungssaison 2015 der DAX 30-Unternehmen.
Reithofers Rede bei der Hauptversammlung der BMW AG erhielt 52 von 54 möglichen Punkten. Frank Appel (Deutsche Post AG) sowie Timotheus Höttges (Deutsche Telekom AG) folgten auf den Plätzen 2 und 3.
Grundlage des Vergleichs waren individuelle Gutachten, die 17 Mitglieder des Verbands unter Leitung eines dreiköpfigen Koordinatorenteams – bestehend aus einer politischen Redenschreiberin (VRdS-Vizepräsidentin Caroline Waldeck), einer Redenschreiberin und Beraterin für Unternehmen (Tanja Faust) und einer Kommunikationsexpertin (Petra Deul) – ehrenamtlich für die 30 DAX-Unternehmen erstellt haben.
Ein Beispiel für einen besonders unglücklichen Auftritt dagegen lieferte Anshu Jain, mittlerweile zurückgetretener Co-CEO der angeschlagenen Deutschen Bank. Nur der Dolmetsche war zu hören, als er vortrug. Jain selbst schien sprachlos. „Die Rede kam deshalb nicht gut an, trotz eines gar nicht so schlechten Manuskripts“, sagt Analystin Tanja Faust.
Das Analystenteam bewertete nach sechs Kategorien: Aufbau, Argumentation, Sprache, Publikumsorientierung, Vortrag und Selbstdarstellung/Inszenierung. Ziel ist es, konstruktives Feedback zu geben und damit zur Verbesserung der Redekultur in den Unternehmen beizutragen.
Folgende Rednerhaben es auf die vorderen zehn Plätze geschafft:
1. Norbert Reithofer, BMW AG
2. Frank Appel, Deutsche Post AG
3. Timotheus Höttges, Deutsche Telekom AG
4. Martin Winterkorn, Volkswagen AG
5. Elmar Degenhart, Continental AG
6. Dieter Zetsche, Daimler AG
7. Peter Terium, RWE AG 8. Carsten Spohr, Deutsche Lufthansa AG
9. Herbert Hainer, adidas AG, und Marijn Dekkers, Bayer AG
10. Ulf Schneider, Fresenius SE & Co. KGaA
„Die Redner auf den Top-10-Positionen haben neben guten Redemanuskripten eines gemeinsam “, so Caroline Waldeck. „Sie beschränkten sich nicht auf einen nüchternen Rechenschaftsbericht, sondern nutzten ihren Auftritt als Chance, ausgehend vom Selbstverständnis des Unternehmens für ihre Ziele und für ihre Führungsstrategie zu werben.“
Der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) wurde 1998 gegründet. Er plädiert für lebendige und verständliche Reden, mit denen Informationen und Botschaften glaubwürdig vermittelt werden. Dem Verband gehören derzeit rund 460 Redenschreiber und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Sie liefern Redemanuskripte und Formulierungsvorschläge und beraten Redner in Politik und Wirtschaft sowie private Auftraggeber und ehrenamtliche Mandatsträger.